Krebsschere - Stratiotes aloides

geschwungene Linie

Allgemeines

Tiere zwischen den Blättern

Verschiedene Schnecken und ein Wasserskorpion. Die Tiere, die zwischen den Blättern Schutz vor Fressfeinden (Fische, Wasservögel) finden, ernähren sich von Algen und halten so die Pflanzen sauber.

Wasseraloe und Mummeln

Wasseraloe und Mummeln in einem Teich

Die Wasseraloe oder Krebsschere gehört zu den Hydrocharitaceae. Sie ist entfernt mit Fadenkraut (Blyxa), Wasserpest, und Vallisnerien verwandt. Der Gattungsname "Stratiotes" kommt aus dem griechischen und heißt "Soldat". In der Gattung gibt es nur noch diese eine Art. Vor einigen Millionen Jahren soll es weitere Arten in Europa gegeben haben.
Die steifen, harten Blätter sind sehr scharfkantig. Zwischen ihnen können sich kleinere Wassertiere gut vor ihren Fressfeinden verstecken. Sie leben zwischen den Blättern und ernähren sich auch dort. Kleinkrebse fressen Algen, räuberische Insekten fressen kleinere Wassertiere - es ist eine kleiner Lebensraum für sich.

Biologie

Die Wasseraloe kommen in nährstoffreichen, basenreichen, nicht verschmutzen Gewässern vor. ErhÖhte Sulfatgehalte gefährden die Bestände.
In Altarmen, Seen und Teichen bilden Krebsscheren meist dichte Kolonien in der Schwimmblattgesellschaft. An flachen Stellen wurzeln sie im Schlamm. In tieferem Wasser wachsen sie frei treibend unter Wasser und kommen zur Blüte an die Oberfläche. Im Winter sinken sie auf den Grund und bilden Winterknospen (Turionen) während die äußeren Blätter absterben. Im Frühjahr tauchen sie Pflanzen wieder auf.
Die scharfkantigen Blätter bieten Wasserkäfern, Wasserskorpionen, Egeln, Insektenlarven und Schnecken einen guten Schutz vor Fressfeinden. Daher sind die Blätter älterer Pflanzen oft dicht besiedelt. Die Grüne Mosaikjungfer (Aeshna viridis), eine Großlibellenart, lebt ihre Eier nur auf der Krebsschere ab und ist darum nur zusammen mit ihr zu finden. Auch die Keilflecklibelle (Aeshna isoceles) bevorzugt die Krebsschere als Eiablageplatz. In den Verbreitungsgebieten dieser Arten ist die Pflanze also unverzichtbar.

Krebsscheren stehen auf der "Roten Liste" der gefährdeten Arten und sind in Deutschland besonders geschützt. In der Schweiz wurden sie von Menschen ausgesetzt. Dort gefährden sie durch ihre rasche Ausbreitung die heimischen Biotope. Sie verdrängen andere Wasserpflanzen, von denen die schweizer Arten abhängig sind.

Fadenalgen in einem Teich mit Stratiotes

In dem Teich sind fast flächendecken Krebsscheren. Zwischen ihnen wachsen dichte Matten aus Fadenalgen. Das die Krebsschere Algen abtötet lässt sich hier also nicht bestätigen.

Allelopathie?

Vielfach ist das Wasser um die Krebsschere herum auffallend klar. Es gibt weniger Algen als im umgebenden Wasser. Das wird oft als Zeichen dafür gesehen, dass die Wasseraloe Substanzen abgibt, die Algen abtöten. Teilweise wird sie wegen dieser "Fähigkeit" zur Algenbekämpfung in Teichen empfohlen.
Tatsächlich gibt Stratiotes aloides Stoffe ins Wasser ab, die das Wachstum von einige planktischen Algen behindern. Im Versuchen gab es Hinweise, dass das Cyanobakterien Microcystis aeruginosa und Nannochloropsis limnetica, sowie die planktonische Grünalge Scenedesmus obliquus sich langsamer vermehren, wenn Extrakte aus Krebsschere im Wasser sind (Mulderji et al. 2005). Diese Ergbenisse sind aber nicht eindeutig. Die exponentielle Wachstumsrate wurde zum Beispiel nur bei einem Stamm von Mycrocystis reduziert, aber nicht bei den anderen Algen im Test. Die Verdopplungszeit der Algenmasse wurde durch das zugegebene Kulturwasser der Krebsschere etwas verlängert. Beispielsweise verdoppelte sich ein Stamm von Microcystis aeruginosa bei einer Belichtung mit 105 µmol m-2 s-1 ohne die Ausscheidungen der Krebsschere innerhalb von etwa 28 Stunden und mit Krebsschere-Exsudat in etwa 37 Stunden. Beim zweiten Stamm waren es rund 34 Stunden, statt 40. Aber bei einer schwächeren Belichtung mit nur 35 µmol m-2 s-1 war bei Stamm 2 kein signifikanter Unterschied feststellbar. Beim ersten Stamm verlängerte sich bei der geringeren Belichtung die Verdopplungszeit durch die Krebsschere von etwa 32 auf gut 54 Stunden.
Bei Scenedesmus obliquus war die Entwicklunsgzeit mit Krebsscheren-Wasser und viel Licht sogar etwas schneller. Untersuchungen im Freiland (Mulderji et al. 2006) haben gezeigt, dass in den Beständen von Krebsscheren, die Konzentration von planktischen Algen geringer ist. Bei den Cyanobakterien konnten aber keine Unterschiede festgestellt werden. In einem natürlichen System beeinflusst der beobachtete Effekt wohl hÖchstens die Artzusammensetzung. Es ist fraglich in wie weit in einem biologisch aktiven Wasser mit Bakterien, Pilzen etc. diese hemmenden chemischen Substanzen erhalten bleiben und ob sie in wirksamen Konzentrationen vorliegen.
In der Natur wirken sich Nähstoffkonkurrenz und Veränderungen in der Wasserchemie vermutlich deutlich stärker aus. Die Krebsschere nimmt sehr schnell viele Nährstoffe auf und beeinflusst den pH-Wert in ihrer Umgebung. In einem Versuch von Bramer & Wetzel 1984 senkte Stratiotes aloides die Leitfähigkeit des Wassers während der pH-Wert auf 8,6 bis 9,6 stieg. Der Calcium-Gehalt sank innerhalb von 6 Tagen von 37 mg/l auf 15 mg/l und der Gehalt von Kalium von 3,5 mg/l auf 0,3 mg/l in zwei Tagen. Gleichzeitig stieg der Gehalt an Natrium im Wasser von 7 auf 13 mg/l. Das ist ungünstig für Algen.
Die Krebsschere verändert also die Wasserzusammensetzung in ihrer Umgebung, erhöht den pH-Wert und reduziert die Nährstoffe. Tiere, die zwischen ihren Blättern leben fressen Algen und die Pflanzen selbst beschatten ihre Umgebung und das Wasser unter sich. Die Lebensbedingungen für planktische Algen sind in der Nähe der Pflanzen alles andere als optimal. Dazu kommt, dass die Wasserbewegung in den dichten Schwimmblattbeständen gering ist und nur wenige Algen hineingespült werden. Der zusätzliche Effekt von allelopathischen Substanzen mag gegeben sein, aber sein Anteil an der "Bekämpfung" der Algen ist vermutlich in der Natur eher gering. Es gibt auch keine Hinweise, dass Algen abgetötet werden, sondern lediglich darauf, dass sie sich langsamer vermehren.

die Krebsschere

Die zweiteilige Spatha erinnert an die Scheren eines Krebses.
weibliche Blüte der Wasseraloe

weibliche Blüte

die Krebsschere

männliche Blüte

Krebsschere - Stratiotes aloides

Synonyme:
Stratiotes potamios
Stratiotes aquatica
Militaris aizoides
Sedum aquatile
Aloe palustris

Herkunft:
kontinentales Europa und Asien

Aussehen:
Die Pflanzen bilden bis zu 80 cm breite, dunkel grüne Rosetten aus scharfen, am Rand gezähnten, harten Blättern. Diese werden zwischen 15 und 40 cm lang und bis 3 cm breit. Die Rosetten können völlig untergetaucht sein. Meist schauen aber die Blattspitzen aus dem Wasser. Die Pflanzen bilden Ausläufer und sind so oft zu ausladenden Matten verwachsen. Die Wurzeln sind unverzweigt und nehmen Nährstoffe aus dem freinen Wasser auf.
Die insektenbestäubten Blüten sind weiß, etwa 3 bis 4 cm im Durchmesser und ragen im Mai und Juni aus dem Wasser. Sie gehen aus einer zweiblättrigen Scheide hervor, die wie die Schere eines Krebses aussieht. Es gibt männliche und weibliche Pflanzen (Zweihäusigkeit). Die männlichen Blüten sitzen in Gruppen auf einem verlängerten Stiel. Die weiblichen sind meist einzeln, selten zu zweit. Beide Formen haben 3 drei, rundliche, weiße Kronblätter und drei grüne Kelchblätter. Die männlichen Blüten haben 12 Staubgefäße, die weiblichen haben einen einzelnen, länglichen Fruchtknoten mit einem sechspaltigem Griffel. Sowohl die männlichen als auch die weiblichen Blütenorgane sind strahlenförmig von 10 bis 30 pfriemlichen, hellgelben Fäden umgeben. Die Früchte sind eiförmig und etwa 6 cm lang.

Sonstiges:
Kleine Pflanzen, die im Frühjahr gekauft und in den Teich gesetzt werden, entwickeln sich manchmal 2 bis 3 Jahre unter Wasser, bevor sie zum ersten Mal auftauchen und blühen. Vermutlich ist das durch das fehlen von Nährstoffen bedingt. In nährstoffarmen Gewässern bleiben die Pflanzen teilweise das ganze Jahr untergetaucht.



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Literatur:

E.S. Bramer, R.G. Wetzel (1984): Uptake and release of K+, Na+ and Ca2+ by the water soldier, Stratiotes aloides L. .-Aquatic Botany 19, 119-130

G. Mulderij, W.M. Mooij, A.J.P. Smolders, E. Van Donk (2005): Allelopathic inhibition of phytoplankton by exudates from Stratiotes aloides.-Aquatic Botany 82 (2005) 284 - 296

G. Mulderij, W.M. Mooij, A.J.P. Smolders, E. Van Donk, Nioo-Kwan (2006): Allelopathic effect of the aquatic macrophyte, Stratiotes aloides, on natural phytoplankton.- Freshwater Biology 51, 554 - 561

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