Natürliche Wirkstoffe im Aquarium
Startseite


Seemandelbaumblätter
Buchenblätter
Eichenblätter
Walnussblätter
Birkenblätter
Erlenzäpfchen
Knoblauch
Schwarzer und Grüner Tee
Zimt
Salz

Wenn man die Tiere im Aquarium unter für sie optimalen Wasserbedingungen hält, also pH-Wert, Härte und Temperatur ihren Ansprüchen entsprechen und regelmäßig Teilwasserwechsel durchgeführt werden, dann sind Fische, Garnelen und Schnecken meist in der Lage mit Krankheitserregern fertig zu werden.
Ist aber die Temperatur zu hoch oder zu niedrig, der pH-Wert ungünstig und zusätzlich die Keimdichte durch zu seltene Wasserwechsel erhöht, dann wird das Immunsystem der Tiere stark belastet. Krankheiten treten häufiger auf und lassen sich schwerer Bekämpfen.
Um zu vermeiden, dass Neuzugänge möglicherweise Krankheitserreger auf den alten Bestand übertragen, ist es immer notwendig, neue Tiere ein oder zwei Wochen in Quarantäne zu halten. Manchmal werden latente Infektionen durch den Transportstress begünstigt und werden erst nach ein Paar Tagen sichtbar.
Wenn Krankheiten auftreten, muss auf jeden Fall die genaue Ursache festgestellt werden, bevor eine Behandlung mit einem beliebigen Medikament erfolgt. Die Wasserwerte müssen vor Behandlungsbeginn optimiert werden, damit möglichst wenige Stressfaktoren auf die Tiere wirken. Außerdem ist immer zu bedenken, dass ein Medikament nicht nur die krankheitsauslösenden Bakterien und Pilze beeinflusst, sondern auch die Filterbakterien, die Pflanzen und natürlich auch die Fische.
Es gibt einige Pflanzen, die in Teilen Wirkstoffe enthalten, die bakterizit oder fungizit wirken. Diese Pflanzen lassen sich zur Vorbeugung, bei leichten Verletzungen oder als Ergänzung zum Fischmedikament einsetzen. Oft gehören Tannine zu den Inhaltsstoffen. Diese so genannten Gerbstoffe dienen der Pflanze zur Abwehr von Fressfeinden und Pilzen.

Am bekanntesten sind vermutlich Seemandelbaumblätter (Terminalia catappa). Sie werden mittlerweile häufiger im Handel angeboten. Die getrockneten Blätter werden ganz oder in Stücken in kleinen Beuteln ins Aquarium gelegt. 3 bis 4 ganze Blätter für je 100 Liter sind ausreichend. Die Blätter schwimmen einige Zeit, gehen aber von alleine unter, wenn sie sich voll Wasser gesogen haben.
Es werden verschiedene Wirkstoffe (Gerbstoffe etc.) an das Wasser abgegeben. Dadurch kommt es zu einer Braunfärbung. Garnelen, Krebse und Schnecken fressen die Blätter. Das schadet ihnen jedoch nicht.
 

Die getrockneten Blätter riechen ähnlich
aromatisch wie Teeblätter.

Die Blätter, Rinde und Früchte wirken adstringierend. Sie werden in vielen südostasiatischen Ländern bei Menschen gegen Ruhr eingesetzt. In Indoenesien werden die Blätter als Umschlag bei rheumatisch-geschwollenen Gelenken verwendet. Auf den Philippinen nutzt man sie gegen Wurmerkrankungen. Außerdem wird ein Sud aus den Blättern zur Behandlung von Koliken und übelkeit eingesetzt. Im Aquarium wirken die Blätter desinfizierend und fungizid. Sie können bei Verletzungen der Haut (z. B. durch Bisse), bei beginnender Flossenfäule oder als Prophylaxe für Neuzugänge eingesetzt werden. Außerdem reduzieren sie die Gefahr von Laichverpilzung.
Die Blätter können geerntet werden, wenn sie am baum rotbraun werden. Sie werden getrocknet und sind dann trocken und luftig gut lagerbar.
Zu den Inhaltstoffen gehören Hydrocyansäure, Saponine und Tannine.
Der Seemandelbaum gehört in die Familie der Combretaceae und ist mit der Weißblütigen oder Schwarzen Mangrove (Lumnitzera racemosa) verwandt. Weil er sehr salztolerant ist, wird er vor allem in Strandnähe angepflanzt. Seine Früchte werden gegessen.
 

Sämlinge des Seemandelbaums

Die Blätter werden braun vom Baum gerntet.

Auch die Blätter einiger einheimischer Bäume eignen sich für das aquarium. Sie sollten wegen der Belastung mit Abgasen (Feinstaub) aber nicht an viel befahrenen Straßen oder in Großstädten gesammelt werden.

Gute Erfahrungen wurden mit Buchenblättern gemacht. Sie enthalten Tannine und wirken bakterizid. Humuserde aus Buchenlaub wird von Cryptocorynenfreunden als Substrat für empfindliche Arten verwendet.
Die Blätter senken den pH-Wert nur sehr geringfügig und auch nur dann, wenn keine Karbonathärte nachweisbar ist. Sie werden auch gerne von Garnelen als Zusatzfutter angenommen. Sie wirken sich positiv auf die Häutung aus. Vermutlich steht das mit dem hohen Gehalt an Calcium zusammen, das die Tiere zum Aushärten ihres Panzers benötigen.

Eichenblätter (Quercus robur und Q. petraea) enthalten mehr Tannin (Eichengerbsäure) als Buchenlaub und haben die gleiche Wirkung. Weitere Wirkstoffe sind Ellagsäure, Gallussäure, Phlobaphen (Eichenrot), Querzin, Quercit, Zucker (Lävulin), Pectine und Stärke.
In der volkstümlichen Humanmedizin wurden früher Abkochungen oder Aufgüsse der Rinde zur inneren Anwendung bei Durchfällen und bei Problemen mit den Unterleibsorganen. äußerlich wurden sie zur Behandlung von chronischen Ausschlägen genutzt. Die gerÖsteten Eicheln wurden Kindern zur Bekämpfung von Durchfällen gegeben.
Im Aquarium werden für die Behandlung von Hauterkrankungen und zur Prophylaxe fünf bis acht Blätter auf je 100 Liter Wasser gegeben. Es wird zur Senkung des ph-Wertes im Aquarium Eichenextrakt aus Eichenrinde im Handel angeboten.

Ebenfalls geeignet sind Walnussblätter(Juglans regia). Sie wirken desinfizierend und fungizid. Zu den Wirkstoffen gehören neben Gerbstoffen auch ätherische Öle, Bitterstoffe und Alkoloide. In der volkstümlichen Medizin wurde ein Sud aus den Blättern zur inneren Anwendung bei verschiedenen Hautkrankheiten (Akne, Dermatitis herpetiformis und anderen) verwandt. Der Saft aus den grünen Schalen der Nüsse eignet sich zum Braun- bis Schwarzfärben von Haaren.
Im Aquarium können sie bei Schleimhautreizungen, leichten Verletzungen und vorbeugend gegen Laichverpilzung und Flossenfäule eingesetzt werden. Die Blätter werden grün geerntet und getrocknet. Je nach Größe reichen fünf bis acht Blätter für jeweils 100 Liter Wasser. Die Blätter werden im Ganzen ins Aquarium gegeben und je nach Zerfallgeschwindigkeit eine oder zwei Wochen im Wasser belassen.
 

Walnussbaum im Juni

Walnussblätter bestehen aus 5 bis 7
einzelnen Fiederblättern.

Birkenblätter(Betula pendula) enthalten Flavonglycoside (Hyperosid und Myricetindigalactosid), Saponine, ätherische Öle, Harz,Methylsalicilat und Gerbstoffe. In der Humanmedizin wurde ein Aufguss aus Birkenblätter als wassertreibendes Mittel bei Nierenerkrankungen verwendet. Im Aquarium fördern die Blätter die Heilung von Geschwüren. Außerdem soll der Ausbruch von Fischtuberkulose verhindert werden in dem der Erreger eingekapselt wird. Das entspricht aber keinesfalls einer Heilung, sondern verschleiert nur, dass die Fische krank sind. Zur Behandlung werden ca. 20 Blätter auf 100 Liter Wasser gegeben. Nach etwa einer Woche soll eine sichtbare Verbesserung auftreten.

Erlenzäpfchen sind die Früchte der Erle (Alnus glutinosa). Dieser Baum wächst an Flussufer, Bächen und an anderen feuchten Stellen. Die Inhaltstoffe der Zapfen wirken gegen Pilze (fungizid), antibakteriell und adstringierend (zusammenziehend). Zu den Wirkstoffen in gehören Gerbstoffe (Tannine), Emodin, Harzsäuren, Triterpene, Phlobaphene, Alnulin, Protalnulin und Lynosid. In der Volksmedizin wurden früher Aufgüsse und Abkochungen der Blätter gegen Geschwüre, Beulen und Wunden verwendet. Die Rinde und die Zapfen wurden Abgekocht und gegen Hals- und Mandelentzündung eingesetzt (Fischer & Haug 1997). Im Aquarium lassen sie sich gut gegen Laichverpilzung und zur Senkung der Keimzahl in Aufzuchtbecken einsetzen. Außerdem helfen sie bei Verletzungen, Flossenfäule und Geschwüren.
Wegen des hohen Tanningehaltes wurde die Rinde, Früchte und Blätter früher zum Gerben (daher der Begriff Gerbsäure) und Färben von Leder verwendet.
Die Erlenzapfen werden im Herbst braun und getrocknet direkt vom Baum geerntet, bevor die ersten starken Regenfälle Teile der Wirkstoffe auswaschen können. Die trocknen Zapfen lassen sich an einem luftigen Ort gut lagern. Nicht in Plastiktüten aufheben, weil sich Kondenswasser bilden kann, das zum Schimmeln führt.

frische Zapfen Zapfen vom Vorjahr

Während sich die neuen Zapfen entwickeln hängen die alten noch am Baum.
Die für uns interessanten Inhltsstoffe sind dann aber bereits durch den Regen ausgewaschen.

Bereits zwei bis drei Erlenzäpfchen auf 10 Liter Wasser reichen für eine Therapie bei einer akuten Verletzung oder Erkrankung aus. Für die Prophylaxe reichen zehn bis fünfzehn auf 100 Liter Wasser. Die Menge der Wirkstoffe hängt dabei stark von den Witterungsbedingungen im Erntejahr ab. Starker Regen wäscht die Inhaltstoffe aus. Sehr inhaltstoffreiche Zapfen färben das Wasser intensiv Teebraun. Die Zapfen zerfallen im Wasser zu kleinen schwarzen Krümeln, die nicht sonderlich attraktiv aussehen. Es empfiehlt sich daher sie in einem Beutel ins Aquarium zu hängen oder in das Filtergehäuse zu geben.

Als Futterzusatz (vor allem für Diskus) ist seit längerem Knoblauch (Allium sativum) im Einsatz. Einer der Inhaltstoffe, das Allicin, hat antimikrobielle Wirkung. Leider ist es auch der Hauptträger des Geruchs. Weitere Inhaltstoffe sind vor allem ätherische Öle, Thioglycoside, Vitamine (A, B, C), Enzyme, Polysacharide (20%) und Cholin. Die Inhaltstoffe regen die Darmtätigkeit an.
Als Zusatz zum Fischfutter wirkt Knoblauch unterstützend bei der Behandlung von Wurmbefall. Sowohl Bandwürmer im Darm als auch Kiemenwürmer lösen sich vom Fisch. Es gibt verschiedene Rezepte für eigene Futtermischungen, denen 1 oder 2 Knoblauchzehen auf 500 g zugesetzt werden können. Eine überdosierung kann im schlimmsten Fall zu Nierenschäden führen.

Schwarzer oder Grüner Tee (Camellia siniensis) enthält Coffein (2,5 bis 4,5 %), Theophyllin, Theobromin, Adenin, Xanthin, Cazechine, Depside, Flavonglycoside, Triterpensaponine, ätherische Öle mit mehr als 100 flüchtigen Substanzen und bis zu 3 % Gerbsäure. Er wirkt adstringierend und kann vor allem gegen Laichverpilzung eingesetzt werden.
Es ist aber nachgewiesen, dass die ebenfalls im Tee enthaltenen Saponine tödlich für Apfelschnecken sind. Darum wird Tee zur Bekämpfung von Apfelschnecken in Reisfeldern eingesetzt. Es ist also möglich, dass nach einer Behandlung mit Schwarztee auch einige oder alle Schnecken sterben. Bei großen Schneckenmengen, kann es zu Fäulnis kommen!
Es wird empfohlen erst den zweiten bis vierten Aufguss aus den Teeblättern ins Aquarium zu gießen. Die Teeblätter, die bereits einmal zur Zubereitung verwendet wurden werden wiederholt überbrüht und sollten dann lange durchziehen. So hat man wenig Koffein (das ist im ersten Aufguss) und viele Gerbstoffe. Als Dosierung wird eine Tasse auf etwa 10 Liter Wasser empfohlen oder ein Liter auf 100 Liter Wasser.
Bei akuten Fällen von Pilzeinfektionen, Entzündungen, Schleimhautproblemen und Flossenfäule, kann auch kurzfristig eine höhere Dosierung verwendet werden. Vom dritten oder vierten Aufguss werden vier Liter auf 100 Liter Aquarienwasser gegeben. Es empfiehlt sich solche Behandlungen nicht im Hälterungsbecken durchzuführen, sondern den befallenen Fisch in ein kleineres Becken umzusiedeln. Die Behandlungsdauer sollte bei so extremen Dosen 24 Stunden nicht überschreiten um Schleimhaut und Kiemen nicht zu sehr zu reizen.

Zimt wirkt antibakteriell und fungizid und kann bei Hautproblemen, Flossenfäule und Laichverpilzung eingesetzt werden. Wegen einer möglichen Belastung mit Rückständen aus Pflanzenschutzmitteln empfiehlt es sich Zimtstangen aus dem Refomhaus oder speziell für die Verwendung im Aquarium zu nehmen. Für eine Woche werden in hundert Liter Wasser eine oder zwei Zimtstangen gelegt. Dann werden sie wieder entfernt. Es kann auch ein Sud aus einer Zimtstange und einem Liter heißen (nicht mehr kochenden Wasser) hergestellt werden in dem man das Ganze 10 Minuten zugedeckt ziehen lässt. Das kranke Tier wird in einem kleinen Aquarium (10 bis 20 l) separiert und der Sud in kleinen Mengen zugegeben. Es kann sein, dass das Tier zu schaukeln beginnt. Dann muss es sofort umgesetzt werden. Aber auch sonst sollte die Behandlung nicht länger als 10 Minuten dauern.

Zusätzlich werden eine Reihe anderer Pflanzen für leichtere Krankheiten, Verletzungen oder prophylaktische Behandlungen verwendet. Dazu gehört auch Kamillentee.
Es gibt auch einige Aquarienpflanzen, die in der Humanmedizin Verwendung finden. Beispielsweise werden die Samen von Hygrophila auriculata in der indischen Medizin zur Stärkung der Leberfunktion eingesetzt. Extrakte von Hygrophila erecta haben Einfluss auf die Entwicklung von Neuronen (Nervenzellen). Das Kleine Fettblatt (Bacopa monnieri) ist in Indien unter dem Populärnamen "Brahmi" bekannt und wird "memory vitaliser" verwendet. Das entspricht unserer Verwendung von Knoblauch-Dragees zr Steigerung der Gedächtnisleistung. Extrakte von Hygrophila scricta zeigen ein breites Spektrum an antibakterieller Aktivität. Bei Hygrophila guianensis wurde sogar eine gute Wirkung gegen Protozoen nachgewiesen, die an einem Malariaerreger getestet wurde. Auch Limnophila sessiliflora soll bakterizide Stoffe ans Wasser abgeben. Ebenso Myriophyllum sp. und Stratiotes aloides. In wie weit die ganze, unbeschädigte Pflanze im Aquarium die Keimzahl senken kann ist nicht wirklich gut untersucht. Ganz ohne Wirkung sind die Pflanzen aber vermutlich nicht.
 

Gegen Ektoparasiten kann auch Salz verwendet werden. Besonders zusammen mit einer Temperaturerhöhung, die Fische besser vertragen als Krankheitserreger, bewirken wiederholte Bäder in SalzlÖsungen eine schnelle Linderung. Dazu werden zwei bis drei Teelöffel Salz in einem Liter Wasser gelöst und der Fisch zehn bis fünfzehn Minuten „gebadet“.
Im Gesellschaftsbecken direkt sollten maximal ein bis 3 g Salz pro Liter Wasser eingesetzt werden. Das ist allerdings nur bei salztoleranten Fischen wie Lebendgebärenden möglich. Salzempfindliche Tiere darf man so natürlich nicht behandeln. Als Salz wird handelsübliches Haushaltssalz ohne Fluor und Jod verwendet.


Literatur:

G. Fischer, E. Krug (1997): Heilkräuter und Arzneipflanzen - Tabellenbuch.- 7. überarbeitete Auflage, VMA-Verlag, Wiesbaden

Wee Yeow Chin, Tan Bee Hong (2002): A Guide to Medical Plants.- Singapore Science Center


© Wilstermann-Hildebrand 2010 - 2011