ursprünglicher Name:
Melania helena Philippi, 1847
Synonyme:
Canidia bocourti Brot, 1876
Canidia fusiformis Deshayes, 1876
Canidia harmandiana Rochebrune, 1881
Canidia helena (Philippi, 1847)
Canidia helena var. rotundicosta Schepman, 1891
Canidia stomatodonta Rochebrune, 1881
Canidia tenuicostata Brot, 1876
Clea (Anentome) helena (Philippi, 1847) - als alternative Bezeichnung akzeptiert
Clea theminckiana (Petit de la Saussaye, 1853)
Hemisinus baudonianus Mabille & Le Mesle, 1866
Hemisinus helena (Philippi, 1847)
Hemisinus theminckianus (Petit de la Saussaye, 1853)
Melania theminckiana Petit de la Saussaye, 1853
Die Gattung Clea wurde erst 1901 von Crossman begründet. Sie gehört zur Familie der Buccinidae (KinkhÖrner).
Alle Mitglieder dieser Familie leben carnivor, also als Räuber. Die Wellhornschnecke (Buccinum undatum) im Atlantik ist vermutlich die bekannteste
von ihnen. Diese Tiere fressen Aas, können aber auch mit sauerem Speichel die Gehäuse von Schnecken und Muscheln durchbohren.
Abgesehen von Clea leben alle Arten der Familie im Salzwasser.
In der Aquaristik ist Clea helena besonders beliebt, weil sie andere Schnecken frisst und als Gegenmittel gegen Schneckenplagen eingesetzt wird.
Blasenschnecken, Tellerschnecken, Schlammschnecken und auch Turmdeckelschnecken bis zum Vielfachen ihrer eigenen Körpergröße werden aktiv angegriffen, getötet und gefressen.
Manchmal greifen dabei mehrere Tiere gleichzeitig eine Schnecke an. Vermutlich werden sie durch austretende Körperflüssigkeiten des Opfers angelockt.
Das hat allerdings weniger mit Teamwork zu tun, als mit Futterneid und dem Ausnutzen einer guten Gelegenheit. Die Raubschnecken fressens ich auch gegenseitig!
Die Haltung der Tiere ist nicht schwierig. Sie fressen außer lebenden Schnecken auch alle Arten von Aas, Mückenlarven, Würmer und Futtergranulaten.
Mit Fischfutter, das einen hohen Eiweißanteil hat (über 50%) kann man diese Schnecken problemlos ernähren und züchten.
Es sieht so aus, als ob auch Planarien von Clea helena gefressen werden. Sie rotten die Plagegeister aber nicht aus.
Sind es zu viele Planarien, drehen die Würmer den Spieß auch schon mal um.
Von Angriffen auf Garnelen ist nichts bekannt. Es ist unwahrscheinlich, dass die langsame Schnecke gesunde Garnelen fangen kann. Sie wird allerdings tote Tiere und die Häute fressen.
Das Gehäuse von Clea helena ist rechtsgedreht und kegelförmig, besteht aus 4 Windungen und wird 15 bis 21 mm hoch.
Der Umbilicus ist geschlossen und die Naht deutlich eingesenkt. Die Oberfläche weist flache Querrippen auf. Am unteren Ende der Mündung ist ein kurzer
Siphonalkanal. Die Grundfarbe ist hell- bis dunkelbraun. Ein breiter cremefarbener Längsstreifen verläuft in der Mitte der Windungen.
Ein zweiter, sehr schmaler Streifen ist nur auf der letzten Windung zu sehen, weil er sonst von den folgenden Windungen überdeckt wird. Die Mündung
ist bei einer Gehäusehöhe von 21 mm etwa 10 mm hoch und 5 mm breit. Das Operculum ist kalkig, glatt und braun. Es ist etwa 7 mm hoch
und 4 mm breit. Es kann nur etwa 2 mm tief in die Mündung zurück gezogen werden. Es wächst nicht konzentrisch, sondern wird schuppenartig
von unten nach oben bzw. hinten nach vorne immer größer.
Der Körper und der Mantel sind hellgrau mit dunkelgrauen oder schwarzen Punkten und Flecken.
Der Fuß ist breit und läuft am hinteren Ende rund aus. Beim ruhenden Tier ist er ca. 1,5 cm lang. Beim
Kriechen wird er auf etwa 2 cm gestreckt. Die MundÖffnung ist sehr klein und nur selten sichtbar.
Die Augen sitzen an der Außenseite der runden, spitz zulaufenden Fühler, etwa auf einem Drittel der Gesamtlänge.
Auffallend ist der etwa 8 bis 10 mm lange Sipho. Er ist die meiste Zeit weit ausgestreckt.
Durch ihn strömt ständig Wasser in und durch die Mantelhöhle der Schnecke.
Auf diese Weise wird ständig frisches Wasser am Osphradium der Tiere vorbeigeleitet.
Buccinidae orten auf diese Weise ihre Beute. In einen Bodengrund aus feinem Sand graben sie sich ein.
Dann ist nur noch der Sipho zu sehen. Ist der Bodengrund grÖber findet man sie oft an der Unterseite von Holz oder unter Kokosnuss-Schalen und
in anderen Verstecken.
Hat die Schnecke Beute gefunden, dann hält sie sich daran mit dem Fuß gut fest.
Die MaulÖffnung ist an der Spitze eines dehnbaren Rüssels, dem Probooscis, der nur beim Fressen sichtbar wird.
Die Tiere fressen nicht durch den Sipho. Clea hat eine stenoglosse Radula. Die Zähne sind in Dreierreihen angeordnet und am Rand stark gezackt.
Damit zerfetzen sie das Gewebe ihrer Beutetiere. Zusätzlich sondern sie sauren Speichel ab, der ihnen hilft das Fleisch zu zersetzen
oder Löcher in Gehäusedeckel und Gehäuse zu ätzen. Manchmal bilden die Schnecken ein Schleimnetz, dass sie einhüllt und an dem
Mulm und Schwebstoffe haften. Das Netz fressen die Tiere dann nach einer Weile mit dem gesammelten Material zusammen auf.
Wie die anderen Buccinidae ist auch Clea getrenntgeschlechtig. Der Penis ist nur bei der Paarung sichtbar. Die Eier werden einzeln in eckigen, kleinen transparenten Kokons abgelegt, die aussehen wie Kissen mit ausgezogenen Ecken. Die Entwicklunsgzeit im Ei beträgt etwa 4 Wochen bei 23 bis 25 °C. Die schlüfende Jungschnecke ist etwa 1,5 bis 2 mm groß. Sie ernährt sich in der ersten Zeit von organischen Materialien in Mulm und von Aas.
Das Verbreitungsgebiet umfasst ganz Südostasien.
In der Natur leben die Tiere in Teichen, Seen und Flüssen auf und in schlammigem Bodengrund.
In Nord-Sumatra leben die Tiere im Tobasee. Die Jahresmitteltemperatur (Luft) liegt bei etwa 19 °C und schwankt während des Jahres wenig.
Die Wassertemperatur liegt an der Oberfläche bei 26-27 °C und verändert sich bis in eine Tiefe von 300 m kaum.
Es gibt keine Frostperioden. 1979 wurden pH-Werte von 7,0 bis 8,4 gemessen.
Auf Java wurden Clea helena in einem kleinen Fluss bei Surubaya gesammelt.
Auch in Sabah (Nord-Borneo) im Mahua River und im Baiayo River, die beide durch den Crocker Range Park fließen,
wurden die Tiere gefunden.
Bereits 2002 waren die ersten Tiere in Deutschland in Aquarien zu finden. Damals kamen sie als blinde Passagiere an den Wurzeln
von Cryptocorynen. Gezielt importiert wird die Schnecke erst seit dem Jahr 2008. Sie hat sich inzwischen in der Aquaristik etabliert und wird ständig im Handel angeboten.
Literatur:
J. Schiffbauer (2009): Clea helena (Meder, 1847) - die Helena-Raunbschnecke.- Arthropoda 17(1), 60-65
O. Zompro, I. Fritsche (2008): Weichtiere im Süß- und Brackwasseraquarium - Teil I: Schnecken.- Arthropoda 16 (2), 56-71
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