Neben den Tellerschnecken (Planorbidae)
sind die Schlammschnecken die bekanntesten einheimischen Schnecken. Ihr
Gehäuse ist rechtsgedreht, kegelförmig, hornfarben bis braun und sehr dünn.
Zum Teil scheinen dunklere Flecken auf dem Mantel durch die Schale durch und lassen sie gemustert aussehen.
Typisch für alle Arten der Familie sind die flachen, dreieckigen Fühler, die wie kleine Hörner aussehen, und ein breit-ovaler
Fuß, der am Hinterende rund ausläuft. Der Körper ist hell- bis dunkelbraun zum Teil mit feinen Punkten gemustert. Der Körper
kann nicht ganz in das Haus zurückgezogen werden. Die Unterseite des Fußes bleibt bei allen Arten ungeschützt vor der Mündung.
Unterscheiden kann man die einzelnen Arten an Hand ihrer Gehäuseform. Besonders die Größe der Mündung im Vergleich
zur Gesamtgehäusehöhe ist hierbei wichtig. Auch die Zahl der Windunge, ob sie stark gewölbt sind oder nicht und natürlich
die Gehäusegröße sind wichtige Kennzeichen.
Das Gewinde ist so hoch wie oder höher als die Mündung. |
Das Gewinde ist etwa halb so hoch wie die Mündung. |
Die Mündung ist höher als das Gewinde und erreicht fast die Höhe des Apex. |
Die Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb der Familie sind nicht eindeutig geklärt. Nach Glöer (2002) gibt es in Deutschland die Gattungen
Lymnaea, Radix, Galba, Stagnicola, Myxas und Omphiscola.
Nach der Auffassung von Jackiewicz (1998) sind nur die Gattungen Omphiscola und Lymnaea (die dann alle übrigen Arten umfasst) zu unterscheiden.
Andere Autoren fassen alle Schlammschnecken zur Gattung Lymnaea zusammen.
Diese Unstimmigkeiten führen dazu, dass es keine eindeutige Nomenklatur gibt und auch kein genaue Artenzahl bekannt ist.
Die Familie wird seit Jahren untersucht und es wurden bereits neue Arten beschrieben. Eine davon ist Stagnicola montenegrinus aus
dem Skutari See in Montenegro (Glöer & Pesi 2009). Mit Kutikina hispida wurde nicht nur eine
neue Art, sondern auch gleich eine neue Gattung beschrieben (Ponder & Waterhouse 1997).
Allerdings gibt es bisher keine eindeutigen Ergebnisse zun den Verwandtschaftsverhältnissen der Arten untereinander.
Seit dem Ende der 1990er werden genetische Untersuchungen an Schlammschnecken vorgenommen.
Dabei zeigte sich, dass viele Verwandtschaftsverhältnisse, die früher allein auf Grund von äußeren Merkmalen vermutet wurden, zustreffen
und viele zu Gattungen zusammengefasste Arten wirklich nahe verwandt sind. Bei der Gattung Stagnicola zeigte sich aber,
dass sie polyphyletisch ist.
Innerhalb der Familie gibt es zwei getrennte Gruppen, die sich genetisch eindeutig unterscheiden.
Daher werden die Schlammschnecken nun in die Unterfamilien Lymnaeinae und Radicinae geteilt (Vinarski 2013).
Lymnaea und ihre Verwandten, die alle n = 18 oder 19 Chromosomen haben, gehören zur Unterfamilie Lymnaeinae.
Zur Unterfamlie Radicinae gehören die Radix-Arten und andere mit n = 16 oder 17 Chromosomen. Von diesen Arten wird vermutet, dass sie sich in Südasien entwickelt haben.
Die Familie ist weltweit verbreitet. Schlammschnecken leben in langsam fließenden und stehenden, stark bewachsenen Gewässern.
Sie atmen atmosphärische Luft und können darum auch in sauerstoffarmen Gewässern überleben.
Das Verbreitungsgebiet der einzelnen Arten kann sehr groß sein. Die Spitze Schlammschnecke (Lymnaea stagnalis) und die Ohrschlammschnecke (Radix auricularia),
die in Deutschland heimisch sind, leben auch in Nordamerika und Afrika.
Alle Schlammschnecken sind Zwitter. Der Laich wird unter Wasser in gallertartigen Schnüren (Lymnaea stagnalis, Radix sp.)
oder ovalen bis kugelrunden Klumpen (Galba truncatula) an Pflanzenteile oder Steine geklebt. Die Gelege umfassen je nach Art und Größe des Tieres vier bis 300 Eier.
Zum Atmen nehmen die Tiere Luft an der Wasseroberfläche auf. Dazu heben sie ihr Gehäuse etwas aus dem Wasser und Pumpen Luft durch eine Öffnung auf der rechten Körperseite.
Der Sauerstoff wird in der Körperflüssigkeit (Haemolymphe) an ein kupferhaltiges Molekül gebunden, das Haemocyanin genannt wird.
Es erfüllt die gleiche Aufgabe wie das eisenhaltige Hämoglobin in unserem Blut.
Für einen optimalen Sauerstofftransport wird in den Körperflüssigkeiten von Lymnaea stagnalis ständig ein pH-Wert von etwa 7,5 aufrechterhalten.
Als Nahrung dienen den Schlammschnecken Algen, Aas, faulende und grüne Pflanzenteile. Häufig gleiten die Tiere auf einem Schleimfilm unter der Wasseroberfläche entlang und fressen von der Kahmhaut.
Es gibt interessante Untersuchungen zum Verhältnis von Schlammschnecken zu Cyanobakterien.
Radix auricularia kann die giftigen Cyanobakterien Microcystis farlowania und Pseudanabaena franquetii fressen ohne Schaden zu nehmen.
Dabei nehmen sie die darin enthaltenen Gifte auf. Lymnaea stagnalis frisst das giftige Cyanobakterium Planktothrix agardhii und nimmt dabei Microsystin auf.
Dabei gehen die Tiere nicht selektiv vor. Selbst wenn ihnen andere Nahrung (Salat) angeboten wird, fressen sie trotzdem die Cyanobakterien mit.
95 % des Toxins befinden sich im Verdauungstrakt der Tiere und nur wenig im übrigen Körper (Lance et al. 2005).
Zusammen mit dem Kot wird das über die Nahrung aufgenommene Toxin wieder ausgeschieden. Nach etwa 6 Tagen haben 80 bis 95 % des Giftes den Körper der Schnecke wieder verlassen (Zurawell et al. 2006).
Zerfallen die Algen aber im Wasser, wird aus ihnen ein Toxin (Microcystin) frei, dass die Schnecken tötet.
Mycrocystin aus Cyanobakterien kann nach einer Algenblüte und dem Zerfall der Algen etwa 3 Wochen lang im Wasser nachgewiesen werden.
Unter normalen Umständen sind Konzentrationen von bis zu 140 µg/l gemessen worden. Nach Behandlunge mit Algiziden kann die Konzentration auf 1300 - 1800 µg/l ansteigen.
Darum sterben Schnecken und möglicherwiese auch andere Wirbellose nach so einer Algenbekämpfung, auch wenn das Mittel selbst für sie ungefährlich ist.
Aber auch niedrige Konzentrationen können gefährlich für die Tiere sein. Das Gift sammelt sich im Gewebe von Schnecken an und schädigt sie.
Bei Lymnaea stagnalis reichen bereits 33 µg/l im Wasser aus, um die Zahl der produzierten Eier auf die Hälfte zu reduzieren (Gérard et al. 2005).
Schlammschnecken sind für uns vor allem als Überträger von Parasiten von Bedeutung.
Verschiedene Arten von Würmern nutzen Schlammschnecken als Zwischenwirt bevor sie Wirbeltiere infizieren.
71 Arten von Trematoden aus 13 Familien sind bekannt, die durch Schlammschnecken übertragen werden können.
Darunter sind auch Arten von Schistosomatidae und Echinostomatidae, die Menschen befallen.
Der bedeutenste Parasit ist der Große Leberegel Fasciola hepatica,
der Vieh befällt und große wirtschaftliche Verluste verursacht.
Von 20 Schlammschnecken-Arten ist bekannt, dass sie den Großen Leberegel übertragen können.
Die Spitzschlammschnecke (Lymnaea stagnalis) ist die größte einheimische Schlammschneckenart. Ihr dünnes,
spitz-kegeliges Gehäuse kann bis zu 60 mm hoch und 27 mm breit werden.
Die 6-8 Windungen sind nur wenig gewölbt. Die Mündung ist so hoch wie die Mündung oder ewtas höher.
Gefressen werden Algen, grüne und verwesende Pflanzenteile, sowie Aas. Sie kann auch in stärker verschmutzten Gewässern leben
und ist weit in allen fließenden und stehenden Gewässern verbreitet.
Im Sommer erneuern die Tiere ihre Lungenluft regelmäßig. Im Winter reicht die Sauerstoffaufnahme über die Haut aus. In der Natur
leben sie etwa 2 Jahre. In dieser Zeit legt jedes Tier bis zu 3000 Eier.
Bei der Paarung befruchten sich Spitzschlammschnecken häufig gegenseitig bzw. wechselseitig. Es nimmt also jeder Partner Spermien auf
und gibt gleichzeitig welche ab. Eine Paarung reicht für die Produktion von etwa vier Laichschnüren aus. Die Eier liegen in Zweierreihen in
gallertartigen Schnüren. Eine Laichschnur kann bis zu 60 mm lang sein und 300 Eier enthalten. Unter natürlichen Bedingungen dauert ihre
Entwicklung etwa drei Wochen. Im Aquarium bei etwa 24 °C nur wenige Tage. Die Geschlechtsreife erreichen sie im Alter von 6 bis 8 Wochen.
Im Warmwasseraquarium bleibt die Art deutlich kleiner als in algenreichen Teiche.
Auch aus sehr großen Tieren werden bereits in der nächsten Generation nur noch Nachkommen mit einer Größe von 2 bis 3 cm
hervorgehen. Die Tiere sind zur Selbstbefruchtung fähig. Im Aquarium laichen isoliert aufgezogenen Tiere sieben bis elf Monate nach dem Schlüpfen.
Das ist eine Seltenheit in der Tierwelt, denn in der Regel werden von einzelnen Tieren nur haploide Nachkommen aus unbefruchteten Eiern erzeugt (Parthenogenese).
Schlammschnecken können aber tatsächlich ihre Eier mit den eigenen Spermien befruchten (Autogamie).
Diese Schlammschnecken-Art kann Pflanzen schädigen. Auch bei Pflanzen mit harten Blättern (z.B. Javafarn, Echinodorus) werden unregelmäßige
Löcher in die Blattspreite gefressen.
Diese und andere Lymnaea-Arten fressen die Gelege anderer Schneckenarten. Die Spitze Schlammschnecke ist in Europa und Vorderasien
weit verbreitet. Vereinzelt treten Populationen an der Mittelmeerküste Nordafrikas (Marokko, Algerien) und im Nildelta auf.
Manchmal wird die Spitzschlammschnecke (Lymnaea stagnalis) auch als Spitzhornschnecke bezeichnet. Die Spitzhornschnecke (Physastra
proteus oder Isodora proteus), die früher häufig in Aquarien zu finden war, gehört zu den Tellerschnecken.
Die Mantelschnecke ist sehr selten und daher auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere. Sie kommt in Deutschland je an
einem Fundort in Schleswig-Holstein und in Mecklenburg-Vorpommern vor.
In anderen europäiischen Ländern ist sie selten oder ganz ausgestorben. Ihr Gehäuse ist 13-16 mm hoch und 11-15 mm breit. Das Gewinde ist
sehr flach und kaum über die Mündung erhoben. Das gesamte Gehäuse ist fast völlig kugelförmig. Es ist sehr dünnwandig und zerbrechlich. Der Mantel umschließt bei dieser Schnecke das Gehäuse
von außen.
Die Tiere werden maximal ein Jahr alt. Sie laichen von April bis November. Im Frühjahr geschlüpfte Tiere sterben nach der Eiablage.
Im Herbst geschlüpfte Tiere überwintern und leben ein ganzes Jahr.
Die Tiere leben in langsam fließenden und stehenden, pflanzenreichen Gewässern mit pH-Werten zwischen 6 und 7. Sie kommen bis in Tiefen von 6 m vor.
Die Ohrschlammschnecke hat ein 14 - 24 mm hohes und 12 - 18 mm breites Gehäuse.
Es wird von drei Windungen gebildet.
Die ersten Zwei nehmen kaum an Umfang zu. Die letzte Windung ist stark aufgebläht.
Das Gewinde hat dadurch eine konkave Seitenlinie. Die Mündungshöhe ist deutlich größer als die Gewindehöhe. Die obere Linie der Mündung ist oft waagerecht bevor sie abfällt,
erreicht manchmal die Höhe der Gehäusespitze, überragt sie aber nicht. Die Spindellippe ist gedreht und bildet eine kräftige Falte.
Der Körper ist braun und hat goldene Punkte. Der Mantel ist dunkel gefärbt
und hat große helle Flecken. Die Tiere werden etwa ein Jahr alt.
Das Verbreitungsgebiet ist paläarktisch. In Deutschland ist diese Schnecke allgemein verbreitet, kommt aber in den Mittelgebirgen
nicht vor. Sie ist eher selten.
Ihr Lebensraum sind pflanzenreiche, stehende oder langsam fließende Gewässern mit kalkhaltigem Wasser und pH-Werten zwischen 7 und 9,6.
Die Tiere leben in Tiefen bis etwa 1,5 m.Radix auricularia kommt unter anderem in der Ems vor. Sie lebt sowohl in flachen Gewässern im Uferbereich als auch in Altarmen und ruhigen
Flussabschnitten. Man findet sie zum Beispiel in Wasserpestbeständen (Elodea canadensis, Elodea nuttallii). Manchmal wird diese Schnecke mit Pflanzen in Teiche
eingeschleppt.
Untersuchungen des Darminhaltes von Tieren aus dem Zürichsee haben ergeben, dass die Tiere zu etwa 47% von Grünalgen
leben, 43 % machen Protozoen aus, 4 % Diatomeen und 3 % Cyanobakterien. Das entspricht der Ernährung von Radix balthica im selben
Lebensraum. Bei Letzterer gibt es jedoch auch andere Untersuchungen, die zeigen, dass in anderen Lebensräumen, die Nahrungszusammensetzung anders ist. Im
Shropshire-Kanal in England fressen die Tiere 38% Diatomeen und 62 % Detritus. Im Tanyrallt-Fluss sind es 5 % Grünalgen und 95 % Detritus. Man könnte also
vermuten, dass Schlammschnecken einfach fressen, was ihnen vors Maul kommt und unselektiv Aufwuchs und organische Reste aufnehmen. Dass das Angebot an (tierischem)
Eiweiß sich direkt auf die Fortpflanzung und auf die Wachstumsgeschwindigkeit auswirkt, kann man auch bei Apfelschnecken beobachten.
Generell gelten Schlammschnecken als anpassungsfähig und vermehrungsfreudig. Diese Art ist jedoch im Aquarium deutlich schwerer zu pflegen als andere Schlammschnecken.
Ein reichliches Angebot an Aas in Form von toten Fischen soll ihre Vermehrung anregen. Mangels toter Fische konnte ich das bisher nicht selbst bestätigen.
Eine Fütterung mit proteinreichen Granulatfutter führt aber zu einem deutlichen Wachstum bei Jungtieren. Zur Eiablage konnte ich die Tiere damit aber bisher nicht anregen.
Grundsätzlich ist bei der Ohrschlammschnecke das Problem, dass sie insgesamt schwer pflegen lässt.
In einem Gesellschaftsaquarium wird sie schnell verdrängt. Auf Schwankungen der Wasserwerte reagiert sie sehr empfindlich. Die Tiere lassen sich ohne Probleme
bei mäßiger Fütterung in einem unbeheizten Aquarium mit etwas Wasserpest auf der Fensterbank über Monate halten. Sie vermehrten sich bei mir aber bisher nicht.
Verstärkte Fütterung machte Wasserwechsel nötig, in deren Folge dann, trotz der Verwendung eines Wasseraufbereiters, die größeren Tiere innerhalb von Stunden starben.
In Teichen, in denen sie sich etabliert haben, sind die Tiere aber recht widerstandsfähig. Die Bestände überstehen
widriger Umstände (Algenblüten, Sauerstoffmangel, Sinken des Wasserstandes) und starkem Befall mit Schneckenegeln. Diese Schneckenart überträgt 12
Arten von Würmern (Trematoden), die Vögel, Amphibien und kleine Säuger befallen. Darunter ist Trichobilharzia franki. Die frei treibenden Larven dieser Würmer können Hautirritationen
auslösen, die als Badedermatitis bekannt sind. Das Einsetzten von Tieren aus dem Freiland in Aquarien oder Teiche sollte darum vermieden werden.
Die Tiere bleiben ein Leben lang in Quarantäne und nur ihre Gelege, die immer frei sind von Wurmlarven, werden in Aquarien oder Teiche eingesetzt.
Ihr Gehäuse ist 11 bis 20 mm hoch und 8 bis 14 mm breit. Die letzte Windung ist stark aufgeblasen und macht den grÖßten
Teil des Volumens aus. Die Mündung ist höher als das Gewinde.
Der Mantel ist dunkel mit großen hellen Flecken, die durch das dünne
Gehäuse sichtbar sind. Der Körper ist gelblich-braun. Diese Art
lebt in flachen, bewachsenen Bereichen (20 - 200 cm) von Still- und Fließgewässern.
Sie kann Trockenzeiten unter Steinen verborgen überstehen. Als Nahrung
dienen Algen, Aas, grüne und faule Pflanzenteile. Untersuchungen des
Darminhaltes ergaben unterschiedliche prozentuale Zusammensetzung der Nahrung
in verschiedenen Lebensräumen. Gefunden wurden Grünalgen, Diatomeen,
Cyanobakterien, Protozoen und Detritus. Die Tiere leben in Wasser mit pH-Werten
von 5,8 bis 9,9. Sie sind winterhart und kommen im gesamten paläarktischen
Raum vor. Die optimale Temperatur liegt zwischen 15 und 25 °C.
Man findet sie sehr häufig in Aquarien. Sie wird als Gelege an Wasserpflanzen eingeschleppt. Die gallertartigen Gelege können
bis zu 200 Eier umfassen. Die Vermehrungsrate steigt, wenn die Besatzdichte
mit Schnecken im Aquarium geringer ist. Lymnaea stagnalis verdrängt
die Art bei gemeinsamer Haltung im Aquarium. In der Natur wird sie von
R. auriculata verdrängt und kommt darum nicht zusammen mit dieser vor.
Die Lebenserwartung beträgt etwa ein Jahr. Es gibt jährlich nur eine Generation. Die Jungtiere überwintern und laichen
erst im Folgejahr.
Die Schnecken haben jeweils zwei Geschlechtsöffnungen. Die eine sitzt an der Spitze des Penis und dient zur Abgabene der Spermien.
Die andere ist hinter dem Penisansatz und dient zur Aufnahme der Spermien und zur Eiablage. Dadurch ist es möglich,
dass die Tiere zeitgleich selbst befruchten und befruchtet werden. Es bilden sich teilweise Ketten von Schnecken, die jeweils ihren "Untermann"
begatten.
Für die Art gibt es zahlreiche Synonyme. Ursprünglich wurde sie als Helix balthica Linné 1758 beschrieben. Jüngere
Namen sind unter anderem Limnaeus pereger Stein 1850, Limnea peregra Kreglinger 1870 und Limnaea ovata Clessin 1876. Bekannt
ist die Art vor allem als Radix ovata Geyer 1927.
Radix labiata (Rossmäßler 1835) ist eine sehr ähnliche Art, die aber weniger häufig ist. Ohne mikroskopische
Untersuchung des Geschlechstsystems sind die beiden Arten nicht eindeutig zu unterscheiden.
Sie ist die kleinste der einheimischen Schlammschnecken-Art.
Ihr Gehäuse erreicht eine Höhe von 5 bis 12 mm und eine Breite von 2 bis 6 mm. Die 5 bis 5,5 Windungen sind stark gewölbt und die
Naht tief eingeschnitten. Die Mündung ist nicht so hoch wie das gewinde.
Der Körper ist grau bis dunkelbraun.
Diese Art lebt fast ausschließlich in und an Klein-
und Kleinstgewässern wie Gräben, Tümpeln, Pfützen, Fahrspuren und in Quellnähe. Sie lebt amphibisch, verlässt also
von Zeit zu Zeit das Wasser, hält sich dann aber immer in feuchten Bereichen auf. Ein Trockenfallen ihres Gewässers überdauert die
Schnecke, in dem sie sich bis zu 4,5 Monate in den Schlamm eingräbt. Ihre Gelege sind rund oder oval, 2 bis 4 mm im Durchmesser und umfassen
bis zu 24 Eier. Nach zwei bis fünf Wochen schlüpfen die Jungschnecken.
Im Alter von 2 Monaten sind sie bereits geschlechtsreif. Die Lebenserwartung liegt bei etwa 24 Monaten. Die Tiere ernähren sich von abgestorbenen
Pflanzenteilen.
Die Kleine Sumpfschnecke ist in Europa und Vorderasien verbreitet, aber nicht häufig. Sie kommt auch im Hochland von Äthiopien,
Kenia, Marokko und Algerien vor. In der Aquaristik sind diese Tiere bisher nicht bekannt.
Diese Schnecke wird auch als Leberegelschnecke bezeichnet, weil sie der Zwischenwirt für den Großen Leberegel (Fasciola
hepatica) ist. Hauptsächlich infizieren sich an ihr Schafe, weil diese häufiger an Ufern oder auf Sumpfwiesen weiden als andere Haustiere.
Die übertragung auf den Menschen kann nur erfolgen, wenn Metacercarien, die an Wasserpflanzen haften, oral aufgenommen werden. Der Befall des Menschen
ist er selten, kann aber vorkommen, wenn zum Beispiel rohe Brunnenkresse vom Ufer Egelhaltiger Gewässer verzehrt wird.
Das Gehäuse dieser Schnecke wird 35 mm hoch und 17 mm breit. Es ist nicht transparent, sondern dickwandig und rötlich
braun. Die 7 Windungen sind schwach gewölbt und durch eine deutliche Naht getrennt. Der Letzte Umgang ist deutlich erweitert. Die Mündung
ist mindestens so hoch wie das Gewinde, meist etwas höher.
Die Große Sumpfschnecke lebt in langsam fliessenden und stehenden, Pflanzen reichen Gewässern überall in Europa. Sie ist nicht häufig
und gilt als gefährdet.
In der Aquaristik ist die Art unbekannt, kann aber in Gartenteichen auftauchen.
Die Stagnicola-Arten sehen sich alle recht ähnlich.
Allerdings ist Stagnicola corvus mit bis zu 3,5 cm deutlich größer
als die übrigen Arten. Abgesehen von Stagnicola fuscus, bei der die Mündung
etwa so hoch ist wie das Gewinde, sind bei den anderen Arten die Mündungen kleiner als die Gewindehöhe.
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Ruthenica, 2013, vol. 23, No. 1: 41-58
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