Familie Hydrobiidae - Zwergdeckelschnecken
Neuseeländische Deckelschnecke
(Potamopyrgus antipodarum)
Diese kleine Schnecke lebt im Süß- oder Brackwasser
von Fließ- und Stillgewässern auf Sand, Schlamm und Steinen.
Der wissenschaftliche Artname (antipodarum = "von den Antipoden") weißt
auf eine zu Neuseeland gehörende Inselgruppe hin, von der die Tiere
ursprünglich stammen. Bereits 1850 wurde sie zum ersten Mal in England
gefunden. Vermutlich brachten Aquarianer sie aus Neuseeland oder Australien
mit. In der deutschen Ostsee wurde sie 1887 nachgewiesen. Sie verträgt
Salzkonzentrationen von bis zu 1,7 %. Im deutschen Binnenland breitet sie
sich seit 1899 von Norden nach Süden aus. Die Art tritt häufig
in Massen auf. Bis zu 100.000 Tiere wurden schon auf einem Quadratmeter
gezählt.
Ihr Gehäuse ist bis 6 mm hoch und 3 mm breit. Es
ist gelblich, kegelförmig mit runden Windungen. Der Körper ist
bläulich-grau. Der Anteil männlicher Tiere ist sehr gering. Hauptsächlich
erfolgt die Vermehrung parthenogenetisch. In Europa wurden erst sehr spät
Männchen dieser Art entdeckt. Die Tiere sind lebendgebärend und
können täglich 2 bis 3 Jungtiere freisetzen. Die Gehäuse
der Jungtiere sind nur etwa 0,5 mm hoch. Nach zwei Monaten sind sie geschlechtsreif,
werden dafür selten älter als 7 Monate.
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Familie Bithyniidae - Schnauzenschnecken
Langfühlerige Schnauzenschnecke (Bithynia tentaculata)
Diese Schnecke hat ein rötlich braunes oder graues,
transparentes kegelförmiges Gehäuse. Es ist 8-11 mm hoch, 5-7
mm breit. In stark nährstoffhaltigen Gewässern wird die Art auch
bis 15 mm hoch und 9,5 mm breit. Dann wird sie auch als B. tentaculata
f. producta bezeichnet. Das Gehäuse ist durchscheinend, so dass
man die Flecken auf dem Mantel sehen kann. Die Windungen sind nur wenig
gewölbt. Das Operculum ist spitz-oval. Der Körper ist hell- bis
dunkelgrau mit gelblichen Punkten.
Ab einer Größe von 7 bis 9 mm sind die Tiere
fortpflanzungsfähig. Im Juni/Juli werden jeweils 20 bis 60 Eier in
zwei bis drei Reihen in einer Laichschnur abgelegt, die etwas an Eierkartons
erinnert. Innerhalb einer Laichperiode kann ein Weibchen 100 bis 900 Eier
produzieren. Davon entwickeln sich mehr als 85%. Nach zwei bis drei Wochen
schlüpfen die Jungschnecken. Die Tiere werden bis zu drei Jahre alt.
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Die Art kommt sowohl in fließenden als auch in stehenden
Gewässern vor und verträgt Brackwasser. Sie ist häufig und
dient als Fischnahrung. Daher hat sie auch den Populärnamen Schleischnecke.
Sie ist in Deutschland verbreitet und in ganz Europa und Vorderasien unterhalb
von 2000 m sehr häufig. Vereinzelt treten Populationen im Norden von
Marokko und Algerien auf. Die Art wurde bereits 1871 im Lake Michigan (USA)
gefunden. Vermutlich wurde sie zusammen mit Schilf eingeführt, das
früher als Packmaterial verwendet wurde. Sie richten im Aquarium keinen
Schaden an und sind recht interessante Haustiere.
Bei der Bauchigen Schnauzenschnecke (Bithynia leachii
leachii) ist das kegelförmige Gehäuse im Schnitt etwa 4-6 mm
hoch und 2-4 mm breit. Die Mündung und das Operculum sind unregelmäßig
oval. Die Windungen sind bauchiger als bei B. tentaculata und durch eine
deutliche Naht getrennt.
Die einzelnen Gelege bestehen aus 1 bis 50 Eiern. Im
Verlauf der Laichperiode nimmt die Zahl der Eier pro Gelege deutlich ab.
Mehr als 95% der Eier entwickeln sich zu lebensfähigen Schnecken.
Die Art besiedelt pflanzenreiche, fließende oder stehende Gewässer.
Sie stellt höhere Ansprüche an die Wasserqualität als B.
tentaculata, kommt aber auch mit dieser zusammen vor.
Beim Flusssteinkleber (Lithoglyphus naticoides) ist das
Gehäuse kugelig, bis 9 mm hoch und 7,5 mm breit. Das weiße bis
grünlichgelbe Gehäuse ist sehr fest. Der Körper ist weiß
mit gelblichen Punkten. Der breite Fuß ist vorne gespalten. Das Weibchen
legt ab April seine Eier einzeln in ca. 1 mm großen, gelblichen Eikapseln
ab. Diese sind sehr häufig auf den Gehäusen von Artgenossen zu
finden.
Die Tiere leben verstreut in Kanälen und größeren
Flüssen auf Sand und Schlamm. Nicht, wie der deutsche und auch lateinische
Name vermuten lassen, auf Steinen. Sie bevorzugen Gewässerzonen mit
geringer StrÖmung. Die Tiere benötigen sauerstoff- und kalkreiche
Gewässer. Unter günstigen Bedingungen können sie 3 bis 5
Jahre alt werden.
Ursprünglich stammen diese Schnecken aus Südosteuropa.
1870 waren sie im Gebiet von Elbe und Rhein weit verbreitet, starben dann
zur Mitte des 20. Jahrhunderts durch die zunehmende Gewässerverschmutzung
fast aus und werden heute wieder häufiger. Diese Art steht in Deutschland
auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere. Sie sind selten
in Aquarien zu finden.
GlÖer, P. (2002): Die Tierwelt Deutschlands - Teil 73: Die Süßwassergastropoden Nord- und Mitteleuropas - Bestimmungsschlüssel, Lebensweise, Verbreitung.- Conch Books, Hackenheim
Ludwig, H.W. (2003): Tiere und Pflanzen unserer Gewässer.- 1. Auflage, BLV Verlagsgesellschaft mbH, München
Schwab, H. (1995): Süßwassertiere - Ein Ökologisches Bestimmungsbuch.- 1. Auflage, Ernst Klett Schulbuchverlag GmbH, Stuttgart
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