Fortpflanzung von Schnecken

geschwungene Linie
Eier einer bodenbewohnenden Schnecke

Gelege einer bodenbewohnenden Schnecke in der oberen Erdschicht.

Gelege einer Brackwasserschnecke im Aquarium

Eier einer Brackwasserschnecke an der Aquarienscheibe.

Eier einer Nacktschnecke zwischen Pflanzenteilen

Eier einer Nacktschnecke zwischen Pflanzenteilen.

Paarungskette

Paarunsgkette aus drei Schlammschnecken.

Die Fortpflanzungsstrategien von Schnecken ist vielfältiger und interessanter als ihr vieleicht ahnt.
Die Unterschiede beginnen schon bei der Geschlechtsausprägung. Nicht alle Schnecken sind Zwitter. Etwa bei der Hälfte der bekannten Arten gibt es Männchen und Weibchen. Unter den zwittrigen Schneckenarten gibt es wiederum welche, die ihr ganzes Leben lang zwittrig sind und immer Eier legen und Eier befruchten können. Es gibt aber auch Arten, bei denen die Tiere in verschiedenen Lebensabschnitten nur Spermien oder nur Eier produzieren.
Schnecken haben auch eine erstaunliche Vielfalt beim Paarungsverhalten entwickelt. Die einfachste Form finden wir bei sehr urtümlichen, marine Schnecken, die Eier und Spermien ins Wasser abgeben, so dass es zu einer zufälligen Befruchtung im Wasser kommt. Auf der anderen Seite gibt es Schnecken mit einem ausgeprägtem Paarungsritual, bei dem der Partner manchmal über Stunden hinweg umworben wird.
Auch die Entwicklung der Eier ist sehr unterschiedlich. Bei einige Meeresschnecken schlüpfen schwimmende Larven aus den Eiern, die sich von Plankton ernähren und erst nach Tagen oder Wochen zu kriechenden Jungschnecken entwickeln. Andere Schneckenarten legen Eier und schützen sie, in dem sie sie vergraben oder sie außer Reichweite von Feinden an Steinen oder Pflanzen kleben. Es gibt sogar Schnecken, die ihre Eier bewachen und verteidigen.
Die am höchsten entwickelte Brutpflege betreiben Arten, die lebende Junge zur Welt bringen. Sie haben die größten, aber auch die wenigsten Nachkommen pro Wurf.
Bei manchen dieser Arten (z. B. Pomacea urceus, Brotia sp.) bringen die Weibchen nur einmal im Jahr Junge zur Welt.

Das Geschlecht von Schnecken

Anders als allgemein angenommen, sind nicht alle Schnecken Zwitter. Bei fast der Hälfte aller bekannten Arten gibt es beide Geschlechter.
Im Süß-, Brack- und Meerwasser leben viele Schnecken, die getrenntgeschlechtig sind. Beispiele sind die Kreiselschnecken (Trochoidea), Strandschnecken (Littorinidae), die Nixenschnecken (Neritoidea), Apfelschnecken (Amullaridae) und die Fluss- und Sumpfdeckelschnecken (Viviparidae). Alle Arten der Überfamilie Cerithioidea sind getrenntgeschlechtig. Zu ihnen gehören zum Beispiel die Turmdeckelschnecken in unseren Aquarien. Aber auch bei den sessilen Wurmschnecken, die mit ihrem Gehäuse an Riffen festwachsen und Nahrung mit Schleimnetzen aus dem Wasser fangen, gibt es getrennte Geschlechter. Bei den Fechterschnecken (Strombidae), den Wellhornschnecken (Buccinidae) und den Porzellanschnecken (Cypraeidae) gibt es ebenfalls Männchen und Weibchen.
Bei manchen Schneckenarten vermehren sich die Weibchen durch Jungfernzeugung. Bei diesen Arten gibt es entweder gar keine oder nur sehr wenige Männchen.

Landschnecken mit und ohne Gehäuse sind meistens zwittrig. Es gibt aber Ausnahmen. Bei den Landdeckelschnecken (Pomatiidae) gibt es nämlich Männchen und Weibchen.

zwittrige Schnecken

Zwittrige Schneckenarten haben eine Zwitterdrüse (Ovotestis). Hier werden von unterschiedlichen Zellen Eier bzw. Spermien gebildet. Viele zwittrige Arten produzieren Samen und Eizellen gleichzeitig und können in jeder Lebensphase andere Schnecken befruchten und auch selbst Eier legen. Solche Arten sind Simultanzwitter. Dazu gehören unsere Landschnecken und auch die Wasserlungenschnecken und die Meeresnacktschnecken (Seehasen und Nacktkiemer).
Andere Schneckenarten sind Konsekutivzwitter, die während unterschiedlicher Lebensabschnitte entweder Eier oder Spermien produzieren. Je nachdem ob die Tiere in ihrem Leben zuerst Spermien oder zuerst Eier produzieren werden sie als vormännliche (protandrische) oder vorweibliche (proterogyne) Zwitter bezeichnet. Die Gemeine Napfschnecke (Patella vulgaris) und die Kalifornische Eulen-Napfschnecke (Lottia gigantea) sind proterandrische Konsekutivzwitter. Bei den schlüpfenden Jungtieren sind zunächst in der Ovotestis nur die Zellen aktiv, die die Spermien produzieren. Nach der Paarungszeit werden die unbenutzten Keimzellen resorbiert. Die Keimdrüse stellt ihre Tätigkeit und die Tiere sind während der Fortpflanzungspause geschlechtsneutral. Zur nächsten Paarungszeit nimmt die Ovotestis ihre Arbeit wieder auf. Bei zwei- bis dreijährigen Tieren, die gut ernährt und ausreichend groß sind, kommt es zu einer Veränderung in der Ovotestis, die von da an nur noch Eier bildet. Der Geschlechtswechsel ist aber nicht allein von der Größe des Tieres abhängig, sondern auch vom Geschlechterverhältnis in der Population. Je weniger Weibchen da sind, desto mehr Männchen wandeln sich um.
Die Veilchenschnecken (Janthina janthina) lebt allein auf einem selbstgebauten Floss aus Blasen. Sie wechselt ihr Geschlecht mehrmals im Leben.

Zwittrige Schnecken haben eine männliche und eine weibliche Geschlechtsöffnung. Die männliche Geschlechtsöffnung befindet sich oft an der Spitze eines Begattungsorgans (Penis). Die weibliche ist nahe der Penisbasis auf derselben (rechten) Körperseite. Die Tiere können sich bei der Paarung gegenseitig befruchten (z. B. Weinbergschnecken, Grüne Samtschnecke, Meerzitrone) oder nur einseitig Spermien übertragen (z. B. Posthornschnecken, Seehasen). Schlammschnecken bilden manchmal Paarungsketten aus mehreren Tieren. Dabei begattet eine Schnecke immer ihren Vordermann und bekommt gleichzeitig Spermien vom nachfolgenden Tier. Manche Schneckenarten wie die Napfschnecken geben ihre Eier und Spermien einfach ins Wasser ab und überlassen sie der Strömung. Die Befruchtung erfolgt dann im Wasser. Bei den Nacktkiemern umschlingen sich die Partner und die Eier und Spermien vermischen sich während der Eiablage. Selbstbefruchtung (Autogamie) ist bei Schnecken ausgesprochen selten. Nachgewiesen wurde sie nur bei wenigen Lungenschnecken-Arten (z. B. bei der Blasenschnecke Physa acuta und der Schlammschnecke Lymnaea columella). Bei der Autogamie oder Selbstung können unter bestimmten Bedingungen (z. B. Partnermangel) Eizelle und Spermium im Geschlechtstrakt verschmelzen. Dann gehen diploide Nachkommen aus befruchteten Eiern hervor. Die Schnecken führen aber nie ihren eigenen Penis in die eigene weibliche Geschlechtsöffnung ein um sich selbst zu befruchten.
Sehr selten kommt es bei zwittrigen Schnecken die Vermehrung durch Parthenogenese (Jungfernzeugung). Hierbei findet keine Befruchtung statt. Die haploiden Nachkommen (mit einfachem Chromosomensatz) entwickeln sich aus unbefruchteten Eiern. Das kommt zum Beispiel bei der Igel-Wegschnecke (Arion intermedius) vor. Tiere, die aus einer Jungfernzeugung hervorgehen haben nur halb so viele Chromosomen, wie Tiere aus befruchteten Eiern. Ihnen fehlt von jedem Chromosom das Doppel, das sonst vom Vater beigesteuert wird.


Paarung von Rennschnecken

Rennschnecken sind getrenntgeschlechtig.

Getrenntgeschlechtige Schneckenarten

Bei den getrenntgeschlechtigen Arten haben die Männchen eine Testis, in der Samen produziert werden. Die Weibchen haben ein Ovar für die Bildung von Eizellen. Zum weiblichen Genitaltrakt gehören das Ovar, der Eileiter (Ovidukt), die Bursa copulatrix, eine Tasche im oberen Genitaltrakt in den bei der Paarung die Eier übertragen werden, und verschiedene Drüsen, von denen die einzelnen Schichten der Eihülle abgesondert werden. Bei einigen Arten gibt es zusätzlich ein Receptaculum seminis. In dieser Ausstülpung des Eileiters werden Samen bevorratet bis die Eier reif sind. Bei den männlichen Schnecken gehören zum Genitaltrakt die Testis und der Samenleiter. Durch den Samenleiter werden die Spermien an der Prostata vorbeigeleitet. Die sondert Sekrete ab, durch die die Spermien zu Pakten Spermatophoren zusammengeklebt werden. Die übertragung der Spermienpakete erfolgt meistens mit Hilfe eines Penis direkt in die Geschlechtsöffnung des Weibchens. Bei den ursprünglichen Schneckenfamilien (Patellidae, Trochidae, Fissurellida) werden die Spermien durch die Niere geleitet und durch den Harnleiter direkt ins Wasser abgegeben.
Auch bei den getrenntgeschlechtigen Arten gibt es verschiedenen Fortpflanzungsstrategien. Apfelschnecken, Schnauzenschnecken und Nixenschnecken paaren sich. Die Befruchtung erfolgt im Körperinneren des Weibchens. Dazu überträgt das Männchen Spermien durch seinen Penis. Bei den Meerohren (Haliotidae) geben Männchen Spermien und Weibchen Eier ins Wasser ab und die Befruchtung erfolgt dann außerhalb des Körpers. Bei den Wurmschnecken geben die Männchen Sperma ab, das die Weibchen dann mit ihrer Nahrung zusammen in Schleimnetzen einfangen. Die Befruchtung erfolgt im Körperinneren des Weibchens.
Selbstbefruchtung ist bei getrenntgeschlechtigen Arten ausgeschlossen, da sie ja nur Eier oder Spermien produzieren. Manche Arten können aber Spermien einlagern und Monate später noch befruchtete Eier legen. Bei der Gefurchten Apfelschnecke (Pomacea canaliculata) wurde beobachtet, dass die Weibchen Spermien bis zu 140 Tage lang speichern und bis zu 3000 befruchtete Eier ablegen können, ohne sich erneut zu paaren.
Parthenogenese, die Produktion von Nachkommen aus unbefruchteten Eizellen, kommt häufiger vor. Unter anderem wurde sie nachgewiesen bei Campeloma decisum (Viviparidae). Bei der Neuseeländischen Deckelschnecke (Potamopyrgus antipodarum) und den Turmdeckelschnecken (Melanoides, Thiara etc.) ist es die normale Form der Fortpflanzung. Männchen sind bei ihnen selten und haben teilweise nur rudimentäre, funktionslose Geschlechtsorgane.

Malayische Turmdeckelschnecke

Die malayische Tumdeckelschnecke vermehrt sich ausschließlich durch Jungfernzeugung.

Geschlechtsausprägung

Bei den wenigsten Schnecken ist bekannt, wodurch das Geschlecht des Tieres bestimmt wird. Nur sehr wenige Schnecken-Arten haben wie der Menschen Geschlechtschromosomen. Bei den männlichen Sumpfdeckelschnecken (z. B. Viviparus ater, Viviparus mamillatus und V. acerosus) besteht das achte Chromosomenpaar aus zwei Z-Chromosmen. Die Weibchen haben ein Z- und ein W-Chromosom. Bei den Theodoxus-Arten (Theodoxus fluviatilis, Theodoxus velascoi, T. beaticus und Theodoxus valentina) haben die Männchen ein Chromosom weniger als die Weibchen. Sie haben also nur 25 statt 26 Chromosomen. In den Fällen in denen das Geschlecht durch Chromosomen bedingt wird, ist es bereits bei der Befruchtung der Eizelle festgelegt.
Bei den meisten Schnecken scheinen aber Umwelteinflüsse die Geschlechtsausprägung zu beeinflussen. Bei den Apfelschnecken (Marisa, Pomacea) bilden alle Jungschnecken zunächst einen Penisansatz aus. Bei den Weibchen stoppt diese Entwicklung vor dem Erreichen der Geschlechtsreife und die Tiere bilden ein Ovar. Der rudimentäre Penis ist bei ihnen funktionslos. Wodurch die Geschlechtsausprägung bewirkt wird, ist unbekannt. In der Natur ist das Geschlechtsverhältnis von Pomacea diffusa ausgeglichen. Im Aquarium werden aber nur 5 bis 10 % der Jungtiere Männchen. Vermutlich spielt hier, wie bei der Umwandlung der Konsekutivzwitter, die Populationsdichte eine Rolle.

Sexualdimorphismus bei Marisa cornuarietis

Bei der Paradiesschnecke kann man die Geschlechter an der Form der Gehäusemündung unterscheiden.

Sexuladimorphismus oder Geschlechtsdimorphismus

Manchmal können die Geschlechter an Hand sichtbarerer, äußerer Merkmale unterschieden werden. Das wird Geschlechtsdimorphismus oder Sexuladimorphismus genannt. Bei Vögeln sind die Unterschiede zwischen den Geschlechtern sehr gut zu erkennen. Bei Schneckne ist es schwieriger. Manchmal sind äußere Unterschiede zwischen Männchen und Weibchen gar nicht zu erkennen.
Für die Schnecken sind äußere Geschlechtskenzeichen aber auch nicht wichtig, da sie ihre Geschlechtspartner am Geruch/Geschmack erkennen. Sie können mit dem Osphradium und sogar mit der Fußsohle die entscheidenden chemischen Botenstoffe wahrnehemn. Aber wenn Ihr Schnecken nachzüchten wollt, dann wäre es schon hilfreich zu wissen ob Ihr Männchen und Weibchen habt.
Leider kann man die Geschlechtsorgane bei der Schnecken nicht sehen. Der Penis und die weibliche Geschlechtsöfnung befindet sich unter dem Gehäuse in der Mantelhöhle.
Bei manchen Schnecken gibt es aberer äußerlich sichtbare Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Bei der Paradieschnecke (Marisa cornuarietis) ist die Gehäusemündung des Weibchens oval und die des Männchens rundlicher. Bei der Gefurchten Apfelschnecke (Pomacea canaliculata) haben die Männchen ein nach außen gewölbtes Operculum. Bei den Weibchen ist es nach innen eingesenkt. Bei der Mexikanischen Nixenschnecke (Clypeolum latissimum) haben die Weibchen rechts und links am Gehäuse eine flügelartige Verbreiterung. Die Männchen haben sie nur an der rechten Seite. Bei der Flachen Grübchenschnecke (Lacuna pallida) ist das Weibchen mit gut 1,4 cm Gehäuselänge doppelt so groß wie das Männchen. Bei der Gebänderten Grübchenschnecke (Lacuna divaricata) gibt es diesen Unterschied nicht. Bei den Sumpfdeckelschnecken ist der rechte Fühler der Männchen zu einem Begattungsorgan umgebildet. Er ist deutlich dicker als der linke. Darum lassen sich die Geschlechter hier gut unterscheiden. Bei der Zierlichen Porzellanschnecke (Cypraea gracilis) haben die Weibchen einen roten Mantel, rote Tentakel und rote Fußseiten. Beim Männchen sind diese Körperteile braun gefärbt.

Wellhornschnecke Wellhornschnecken waren lange durch Rückstände von Anti-Fouling-Lacken bedroht.

Störungen des Hormonhaushaltes durch Umweltgifte


Es gibt Umweltgifte, die wie Hormone wirken und die Ausprägung von Geschlechtsmerkmalen beeinflussen. Diese Stoffe werden als endokrine Disruptoren genannt.
Es wird zwischen Xeno-Androgenen und Xeno-Östrogenen unterschieden. Xeno-Androgene sind Stoffe, die eine vermännlichende Wirkung haben. Bei Weibchen werden durch sie ein Penis und möglicherweise auch eine Prostata gebildet. Bei weiblichen Wellhornschnecken (Buccinum undatum) führt das dazu, dass ihre Geschlechtsöffnung überwachsen wird. Bei der Eiablage reißt das Gewebe auf und die Tiere verenden. Diese Beeinflussung des Geschlechts wird als Imposex bezeichnet. Sie tritt bei der Wellhornschnecken und anderen Arten auf wenn zum Beispiel Tributylzinn (TBT) in Konzentration von 1 - 3 ng/l im Wasser ist. TBT ist Bestandteil von Bootslacken (Anti-Fouling-Lacke). Darum ist die Belastung mit TBT auf Schifffahrtswegen und in Häfen sehr groß. In Sportboothäfen wurden bis zu 200 ng/l TBT gemessen. In der Weser waren es Mitte der 1995 bis zu 50 ng/l. Seit dem Jahr 2000 ist die Verwendung von TBT-haltigen Lacken in Deutschland verboten. Auf ausländische Boote hat das jedoch keine Auswirkung. Xeno-Östrogene bewirken eine Verweiblichung. Die Weibchen werden zu Superweibchen und die Fruchtbarkeit der Männchen sinkt. Zu diesen Stoffen gehören zum Beispiel Bisphenol-A (BPA) und Octylphenol (OP). Auswirkungen von endokrinen Disruptoren wurden bei rund 110 verschiedenen Schneckenarten nachgewiesen.


Viele, kleine Eier

Die Gewöhnliche Napfschnecke (Patella vulgaris), das Grüne Seeohr (Heliotis tuberculata), die Griechische Lochschnecke (Diodora gracea) und viel andere primitive Schnecken geben ihre Samen und Eier ins freie Wasser ab. Die Befruchtung erfolgt dann außerhalb des Körpers, wenn sich die Gameten zufällig treffen.

Seehase

Seehasen legen sehr viele, kleine Eier.

Etwas weiter entwickelt ist das Paarungsverhalten der marinen Nacktkiemer. Sie kommen zur Paarung zusammen umschlingen sich und geben dann Eier und Spermien zusammen, während die Eier an einem Stein oder einer Alge angeklebt werden. Bei anderen Arten findet die Befruchtung im Körperinneren statt. Die Spermien werden in den Körper des Weibchens übertragen. Sie können dann während der Eiablage oder Stunden bis Tage vor der Eiablage die Eier befruchten. Die Befruchtung klappt dann sehr viel wahrscheinlicher. Die Strandschnecke (Littorina littorea) stößt nach der Paarung die befruchteten Eier ins Wasser aus und lässt sie forttreiben. Die Weibchen der Gebänderten Grübchenschnecke (Lacuna divaricata) kleben nach der Begattung etwa 1500 winzige Eier in gallertartigen, kranzförmigen Wulsten an Tange. Bei den Nixenschnecken (Neritidae) werden immer mehrere Eier zusammen in einem Kokon an Steine oder Holz geklebt.
In all diesen Fällen wird nur wenig Nährgewebe in den Eier gespeichert. Die Jungtiere können sich darum nicht vollständig im Ei entwickeln. Sie schlüpfen als Veliger und schwimmen Stunden, Tage oder Wochen mit dem Plankton. Eine Weiterentwicklung erfolgt erst nach einer gewissen Zeit und auch nur dann, wenn chemische Substanzen im Wasser signalisieren, dass Nahrung für das kriechende Tier in der Nähe ist. Bei der Gebänderten Grübchenschnecke dauert die planktische Phase 2 bis 3 Monate. Bei den Larven des Nacktkiemers Hermissenda crassicornis setzt die Umwandlung nach etwa 40 Tagen ein. Vorher reagieren die Larven nicht auf chemische Botenstoffe. Nach Ablauf der Frist kommt es zur Weiterentwicklung wenn ein bestimmter Polyp (Tubularia crocea) in dem Gebiet vorhanden ist. Diese Schnecken ernähren sich nämlich ausschließlich von den Köpfen dieser Polypen. Während die Larven bis zu 30 km am Tag verdriften können, sind die kriechenden Schnecken nicht mehr sehr mobil und würden verhungern, wenn sie sich an einer Stelle niederlassen an der es kein Futter gibt. Viele Meereschnecken benötigen bestimmte Polypen oder Schwämme als Nahrung. Beispielsweise ernährt sich die Violette Fadenschnecke (Flabellina affinis) von den Polypenköpfen verschiedener Eudendrium-Arten. Die Meerzitrone (Archidoris pseudoargus) frisst vor allem am Brotkrumenschwamm (Halichondria panica) und am Blutschwamm (Hymeniacedon perleve). Bei dieser Art der Fortpflanzung sind die Eier und die Larven ungeschützt und für Fressfeinde leicht zu erreichen. Es werden darum sehr viele Eier und Spermien produziert und die reine Masse sichert das überleben der Art. Ein Seehase (Aplysia) kann in 5 Monaten bis zu 480 Millionen Eier legen. Einzelne Gelege umfassen mehr als 100.000 Eier.
Diese Form der Fortpflanzung scheint primitiv und recht leichtsinnig zu sein, ist aber für die Ansprüche dieser Schneckenarten ist sie ideal. So verbreiten sich ihre Nachkommen sehr weit und besiedeln neue Lebensräume. Dadurch sind sie keine Nahrungskonkurrenz für ihre Eltern. Das ist bei Arten, die auf ganz bestimmte Nahrung angewiesen sind sehr wichtig, damit die Ressourcen nicht zu stark beansprucht werden.

Weniger, größere Eier

Je mehr Energie und Nährstoffe ein Weibchen in das einzelne Ei investiert, desto weniger kann sie produzieren. Dafür steigt aber die Überlebenschance der einzelnen Jungschnecke stark an.

Flußkahnschnecke

Bei der Flußkahnschnecke entwickeln sich die Larven in den Kokons.

Eine Möglichkeit den Nachwuchs zu versorgen, ist die Zugabe von Nähreiern zu einem Gelege. Wellhornschnecken (Buccinum undatum) bilden Gelege mit rund 3000 bis 10.000 Eiern. Es schlüpfen nur etwa 30 bis 100 Jungschnecken, die sich vorher von den übrigen eiern ernähren. Auch bei der Flusskahnschnecke (Theodoxus fluviatilis) entwickelt sich nur eine Jungschnecke aus einem Kokon mit rund 80 Eiern. Diese Tiere sind dann fertig entwickelt und müssen nicht mehr die Risiken des planktischen Lebens auf sich nehmen. Andere Arten bilden gleich größere Eier mit mehr Dotter. Dadurch können sich die Jungtiere vollständig im Ei entwickeln. Sie durchlaufen das Veligerstadium im Ei. Die Flache Grübchenschnecke (Lacuna pallida) legt deutlich weniger Eier als ihre oben genannte Verwandte, die Gebänderte Grübchenschnecke. das kann sie sich leisten, denn aus ihren Gelegen schlüpfen ebenfalls kriechende Jungschnecken und keine Veliger.

Entwicklungsdauer

Die Lebenserwartung von Schnecken ist sehr unterschiedlich. Manche Arten leben nur wenige Monate und sind schon wenige Wochen nach dem Schlupf fortpflanzungsbereit. Andere Arten leben bis zu 10 Jahre (Sumpfdeckelschnecken, Weinbergschnecken, Rennschnecken) oder länger und erreichen ihre Geschlechtsreife manchmal erst nach anderthalb oder zwei Jahren. Auch die Entwicklung der Eier ist sehr unterschiedlich und hängt stark von der Umgebungstemperatur ab. Die Gelege von Terrellia mirabilis, die im Wedelmeer (Antarktis) lebt, brauchen 12 bis 14 Monate für die Entwicklung. Die Wassertemperatur in ihrem Verbreitungsgebiet liegt durchschnittlich bei 1,5 bis - 1,8 °C. Auch die Jungschnecken der Kreiselschnecke Margarella antarctica schlüpfen erst nach etwa einem Jahr. Einige arktische Arten sollen dafür aber auch über 30 oder sogar bis zu 100 Jahre alt werden können.
Die Jungschnecken der Flußkahnschnecke schlüpfen abhängig von der Temperatur nach 4 bis 8 Wochen und leben dann noch etwa 2 Jahre. Bei Apfelschnecken dauert die Entwicklung der Eier bei etwa 20 bis 25 °C etwa 8 bis 12 Tage. Geschlechtsreif werden Pomacea-Arten etwa mit drei bis dreieinhalb Monaten und erreichen ein Alter von bis zu zweieinhalb Jahren. Bei der afrikanischen Wasserlungenschnecke Bulinus truncatus schlüpfen die Jungen nach 5 bis 10 Tagen und sind schon im Alter von 35 Tagen geschlechtsreif. Sie werden aber auch nur sechs bis sieben Monate alt. Spitzschlammschnecken (Lymnaea stagnalis) leben bis zu zwei Jahre. Sie sind bereits im Alter von 2 Monaten geschlechtsreif. Die Entwicklung der Eier dauert nur wenige Tage.

Brutfürsorge

Brutfürsorge hat nichts mit einer emotionalen Bindung an den Nachwuchs zu tun. Bei Säugetieren, die eine lange Entwicklungszeit haben, ist eine innige Mutter-Kind-Beziehung hilfreich. Bei Schnecken ist sie nicht von Nöten.
Dennoch investieren viele Schneckenmütter viel Energie und Zeit, um der nächsten Generation eine guten Start ins Leben zu ermöglichen. Auch hierfür gibt es verschiedenen Strategien. Wasserschnecken hüllen ihre Eier in Gallerte ein, die Bakterien abtötet und den Geruch der Eier überdeckt. Sie schützt auch in begrenztem Maße vor Austrocknung, falls der Wasserspiegel einmal sinkt.

Eier von Pomacea canaliculata

Die roten Eier der gefurchten Apfelschnecke sind giftig.

Eier, die außerhalb des Wassers abgelegt werden, haben eine kalkige Schale. Die findet man zum Beispiel bei allen Landschnecken und bei den Apfelschnecken der Gattung Pila und Pomacea. Die Weibchen der Apfelschnecken klettern nachts aus dem Wasser und legen innerhalb von 5 bis 7 Stunden zwischen 60 und 1000 Eier ab. Dadurch, dass die Eier nicht im Wasser sind, können sie nicht von anderen Schnecken, Krebsen, Garnelen oder Fischen gefressen werden. Dafür muss die Schnecken aber viel Energie in die Produktion der Schale investieren. Einige Arten bilden zusätzlich Gift, die die Eier für die meisten Tiere ungenießbar machen.
Landschnecken verstecken ihre Eier unter Steinen, in Ritzen oder in selbstgegrabenen Höhlen. Eine Weinbergschnecke braucht für das Graben der Höhle, die Ablage von etwa 60 Eiern und das Wiederverschließen des Loches gut 20 bis 30 Stunden. Dafür sind die Eier bis zum Schlupf der Jungen nach etwa vier Wochen gut geschützt. Die Jungschnecken bleiben sogar nach dem Schlupf noch weitere 10 Tage in der Bruthöhle und fressen ihre Eierschalen und unbefruchtete Eier.
Je länger sich das Ei im Körper der Mutter entwickelt, desto kürzer ist die Zeit, die es ungeschützt der Umwelt ausgesetzt ist. Bei lebendgebärenden Arten (Viviparus, Malanoides, Thiara, Brotia) kommen fertig entwickelte Jungtiere zur Welt. Bei den Tylomelania-Arten sind die Jungen in Eihüllen eingeschlossen, die sich während der Geburt auflösen. Bei anderen Arten entwickeln sich die Jungschnecken im Nährgewebe des Eileiters (Viviparus) oder in einer Bruttasche (Melanoides). Bei der Lebengebärenden Apfelschnecke (Pomacea urceus) und bei der Rauen Strandschnecke (Littorina saxatilis) behalten die Weibchen die Gelege in ihrer Mantelhöhle bis die Jungen schlüpfen.
Eine andere Strategie haben die Porzellanschnecken. Sie legen ihre Eier unterhalb der Niedrigwasserlinie ab. Die Gelege bestehen aus 150 - 300 Eitaschen mit jeweils 500 - 600 winzigen Eiern. Bis zum Schlupf der Larven nach etwa 14 Tagen bleibt das Weibchen auf dem Gelege sitzen. Sie bedeckt es vollständig mit ihrem Fuß. Dadurch ist es vor dem Zugriff vor Fressfeinden sicher. Wird das Gelege trotzdem angegriffen und beschädigt, frisst die Mutter die Eier und gewinnt so die Energie zurück, um später neu zu laichen.

Verschiedene Wege, aber ein Ziel

Die Art der Fortpflanzung hat sich bei den Schnecken im Laufe der Evolution entwickelt. Sie ist Bestandteil der Anpassung an den Lebensraum. Alles an der Biologie der Schnecke ist optimiert um in ihrer Umwelt zu Recht zu kommen. Darum sind die Fortpflanzungsstrategien so vielfältig wie die Lebensräume der Schnecken.


geschwungene Linie