Exkursion zur Erft und zum Gillbach - tropische und subtropische Neophyten und Neozoen in Nordrhein-Westfalen

geschwungene Linie

Tropische Wasserpflanzen und Tiere in der Erft und im Gillbach

Lageplan der beschriebenen Wasserpflanzenstandorte an Erft und Gillbach

Lage der beschriebenen Standorte an Erft und Gillbach. Die besuchten Stellen sind auf dem Plan mit den Standortnummern aus dem Text markiert. Die Karte zeigt nur einige wenige größere Ortschaften und die im Text genannten Orte, sowie die Autobahnen und den Verlauf des Rheins für eine grobe Orientierung.

Der Gillbach ist in der aquaristischen Literatur bereits seit über 50 Jahren als "Guppybach" bekannt (Friedrich 1973, Müllenholz 1978). Außer Guppys leben auch verschiedenen andere subtropische und tropische Fische und Wirbellose. Das ist möglich, weil der Gillbach und die Erft durch die Einleitung von warmem Wasser künstlich aufgeheizt werden. Diese uns viele weitere Gewässer in der Region sind künstliche Thermalgewässer und gelten aus ökologischer Sicht als "thermal verschmutzt".
Die hohen Wassertemperaturen in der Erft machen den Neubürgern das Leben leichter, schaden aber einheimischen Arten, die bei den hohen Temperaturen nicht erfolgreich laichen können. Der Bestand des Aals in der Erft wird durch stetigen Nachbesatz erhalten. Döbel, Barbe und Rotauge vermehren sich dagegen weiter gut. Sie sind Beutefische für den Wels, der ca. 1970 vom Erftverband ausgesetzt worden war, um diese Weißfische zu dezimieren. Besonders im warmen Bereich zwischen Grevenbroich und Bedburg wimmelt es von großen Wallern. 2009 wurde in dem Gebiet ein Tier mit 2,37 m Länge gefangen.
Kleinere Fische wieder Dreistachelige Stichling können sich in der Erft nicht halten, weil für sie der begradigte Fluss zu schnell fließt. Flachwasserbereiche mit ruhiger Strömung gibt es kaum, weshalb es den Fisch des Jahres 2018 in der Erft kaum noch gibt.
Renaturierungsmaßnahmen sollen dafür sorgen, dass die Erft wieder einen naturnahen Verlauf bekommt. Ab 2030 soll zudem weniger Sümpfungswasser in die Erft eingeleitet werden. Der Wasserdurchfluss wird sich reduzieren und die Temperaturen werden sich nach und nach wieder normalisieren. Dadurch wird sich in den nächsten Jahrzehnten wieder eine größere, natürliche Artenvielfalt entwickelt.

Die Erft

Erft bei Frimmersdorf

Blick auf die Erft bei Frimmersdorf mit einer Einleitungsstelle von Kühlwasser oder Sümpfungswasser

Die Erft ist ein linker Nebenfluss des Rheins. Sie entspringt im Kreis Euskirchen in Nordrhein-Westfalen und fließt etwa 106 km bis sie bei Neuss in den Rhein mündet. Die Erft ist fast auf ihrer gesamten Länge ausgebaut und kanalisiert. Das Flussbett wurde bereits seit dem Mittelalter vom Menschen geformt und dann im 20. Jahrhundert für den rheinischen Braunkohletagebau mehrfach verlegt und an vielen Stellen begradigt, so dass es kaum natürlichen Uferzonen, Flussschleifen oder Sandbänke gibt. Dadurch fließt das Wasser schnell.
Im Bereich von Bergheim bis Neuss werden an verschiedenen Stellen große Mengen Sümpfungswasser in die Erft geleitet. Dabei handelt es sich um Grundwasser, dass zum Teil aus mehr als 400 Metern Tiefe abgepumpt wird. Auf diese Weise wird der Grundwasserspiegel unterhalb der Kohleabbaustätten künstlich abgesenkt, damit die Gruben nicht überflutet werden. Allein im Tagebaugebiet Hambach, das südwestlich von Bedburg liegt, werden jährlich 330 Milliarden Liter Grundwasser abgepumpt und über die Erft abgeleitet. Dieses Tiefenwasser aus dem Braunkohletagebau ist mit konstant 26 °C wärmer als das Oberflächenwasser und sorgt dafür, dass die Temperatur in der Erft zwischen Bedburg und Wevelinghoven ganzjährig zwischen 15 und 24 °C liegen.

Der Gillbach

Gillbach in Niederaussem

An dieser Stelle wird das Kühlwasser aus dem Kraftwerk Niederaussem in den Gillbach geleitet.

Die ursprüngliche Quelle des Gillbachs lag im Bethlehemer Wald, wo sich heute die Tagebaue Bergheim und Fortuna-Garsdorf befinden. Diese ursprüngliche Quelle existiert nicht mehr. Heute wird der Gillbach vom Kühlwasser des Kraftwerks Niederaußem in Niederaußem-Auenheim gespeist und fließt nach etwa 28 Kilometern in Weckhoven in die Erft. Das Wasser hat an der Einleitungsstelle ca. 31 °C. Es kühlt sich nur langsam ab und hat 3 km weiter unten noch über 27°C. Weitere Zuflüsse bestehen aus dem gereinigte Abwasser aus den Kläranlagen Auenheim und Anstel.
Das gesamt Bachbett ist begradigt und vollständig ausgebaut.
Im oberen Bereich ist der Bach so dicht von Sträuchern und Bäumen gesäumt, dass für das Wachstum von Wasserpflanzen das Licht fehlt. Etwa 100 m unterhalb der Quelle sollen dichte Vallisnerienbestände (Vallisneria spiralis) wachsen, die wir aber nicht gesehen haben. Im Verlauf des Baches nehmen die Wasserpflanzenbestände zu. Im Bereich vor der Mündung in die Erft gibt es Bestände mit Tausendblatt (Myriophyllum sp.), Indischem Wasserfreund (Hygrophila polysperma) und Muschelblume (Pistia stratiotes). Außerdem gibt es Berichte über Wasserhyazinthe (Eichhornia crassipes).

Neophyten und Neozoen in Erft und Gillbach

In dem Gebiet sind insgesamt 13 aquatische Neophyten (= gebietsfremde Wasserpflanzenarten) nachgewiesen.

Vielwurzelige Teichlinse

Vielwurzelige Teichlinse (Spirodela polyrhiza)



Hahnenfußblättriger Wassernabel - Hydrocotyle ranunculoides
Algenfarn - Azolla filiculoides
Kleinere Wasserlinse - Lemna aequinoctialis
Zierliche Wasserlinse - Lemna minuta
Vielwurzelige Teichlinse - Spirodela polyrhiza
Dichtblättrige Wasserpest - Egeria densa
Brasilianisches Tausendblatt - Myriophyllum aquaticum
Muschelblume - Pistia stratiotes (Erstnachweis 2005)
Wasserhyazinthe - Eichhornia crassipes (Erstnachweis 2005)
Mexikanisches Eichblatt - Shinnersia rivularis (Erstnachweis 2005)
Sumpfschraube - Vallisneria spiralis
Indischer Wasserfreund - Hygrophila polysperma
Rotalge - Compsopogon hookeri (Erstnachweis 1966)

Außerdem wachsen an den Ufern auch andere Neophyten, die sich unabhängig vom künstlich erwärmten Wasser angesiedelt haben.
Drüsiges Springkraut - Impatiens glandulifera
Schwarzfrüchtige Zweizahn - Bidens frondosa



Planarien

Getigerte Planarie (Dugesia tigrina) im Aquarium.

In den vergangenen Jahren wurden außerdem zahlreiche Neozoen (= gebietsfremde Tiere) in der Erft und im Gillbach gefunden.

Guppy - Poecilia reticulata (Erstnachweis 1973)
Mollys - Poecilia cf. sphenops
Blaubandbärblinge - Pseudorasbora parva
Goldfische - Carassius auratus
Tilapia-Hybriden - Oreochromis mossambicus x Oreochromis niloticus (Lukas et al. 2017)
Zebrabuntbarsche - Amatitlania nigrofasciata
Marienbuntbarsche - Pelmatolapia mariae (Lukas et al. 2017)
Antennenwelse - Ancystrus sp.
Sonnenbarsche - Lepomis sp.
Welse, Waller (ausgesetzt in den 1950er von der Wasserwirtschaftsbehörde)
Kamberkrebs - Orconectes limosus (1890 in der Oder ausgesetzt)
Rückenstrich-Garnele - Neocaridina davidi (Klotz et al. 2013)
Ringelhandgarnele, Schokogarnele - Macrobrachium dayanum (Klotz et al. 2013)
Große Höckerflohkrebs - Dikerogammarus villosus (Einwanderung aus dem Schwarzen Meer - möglicherweise Rückbesiedelung nach der letzten Eiszeit)
Turmdeckelschnecken - Melanoides tuberculatus
tropische Posthornschnecken - Planorbella duryi
asiatischer Tubifex-Wurm - Branchiura sowerbyi
Getigerte Planarie - Dugesia tigrina
Fräskopfwurm - Camallanus cotti (Emde et al. 2015, Klimpel et al. 2016)

Angeblich sollen seit 1996 zweimal Angler Piranhas in der Erft gefangen haben.

Exkursion an Erft und Gillbach 2018

Im Sommer 2018 machten die Wasserpflanzenfreunde zwei Exkursionen an die Erft zwischen Bedburg und Wevelinghoven und an den Gillbach.
Bei einer ersten Erkundung am 22. Juli und einer zweiten Exkursion am 2. September wurden verschiedene Plätze entlang der Erft und am Gillbach besucht. An der zweiten Exkursion nahmen Mitglieder der Zierfischfreunde Warendorf e. V., der Interessengemeinschaft Aquaristik Märkischer Kreis und des Arbeitskreis Wasserpflanzen e. V. teil. Insgesamt waren 8 Erwachsene, 2 Kinder und 2 Dackel bei dieser Tour dabei.

Die besuchten Stellen sind auf dem Plan mit den Standortnummern aus dem Text markiert. Bilder von den Pflanzenbeständen sind in der Galerie unter den Standortbeschreibungen.

1. Standort: Erft bei Bedburg/Broich (Juli und September 2018)

Erft bei Bedburg/Broich

Blick flussaufwärts auf die Erft.

Da die Exkursionsteilnehmer getrennt anreisten, diente diese Stelle als Treff- und Ausgangspunkt, weil es hier eine für das Navi geeignete Adresse und ausreichend Parkplätze für 4 bis 5 Autos gibt.
An der Pappelallee in Bedburg/Broich kann die Erft auf einem Fuß- und Radweg an einem Wehr überquert werden. Rechts und links ist der Fluss von Wegen flankiert. Auf der linken Flussseite führt er flussaufwärts zum Abzweig der Kasterer Mühlenerft. Erft und Mühlerft führen hier warmes Wasser.
Auf der rechten Flußseite ist ein kleiner Graben, der kaltes Wasser führt. Darin wachsen das einheimische Kamm-Laichkraut (Stuckenia pectinata) und Flutender Wasserhahnenfuß (Ranunculus fluitans).

In der Erft fielen uns sofort die den Fluss hinuntertreibenden Muschelblumen (Pistia stratiotes) auf, die sich rechts und links an den Ufern in der Vegetation verfangen.
Auf der Wasseroberfläche fluteten die Blätter des Schwimmenden Laichkrauts (Potamogenton natans) und bis in den Bereich des Wehrs hinein wuchs Wasserpest (Egeria densa).
Entlang der Ufer wuchsen unter Wasser einheimische und eingebürgerte Pflanzen zusammen: Schwimmenden Laichkrauts (Potamogenton natans), Kamm-Laichkraut (Stuckenia pectinata), Brasilianisches Tausendblatt (Myriophyllum aquaticum), Argentinische Wasserpest (Egeria densa), Ästiger Igelkolben (Sparganium erectum) und Raues Hornkraut (Ceratophyllum demersum). Muschelblumen (Pistia stratiotes) verfingen sich in deren Stängeln. In der Flussmitte standen Mummeln (Nuphar lutea).
Das Wasser war relativ klar, enthielt aber viele bräunliche Schwebstoffe, die sich auf den submersen Pflanzen ablagerten. Die Ufer der Erft sind mit Bäumen und Sträuchern gesäumt. Die schmalere Kasterer Mühlenerft ist in dem Bereich so stark beschattet, dass hier keine Wasserpflanzen wachsen können. Etwa 250 m weiter entlang der Kasterer Mühlenerft überquert eine Bahnlinie den Fluss. An der Brücke wuchs ein dichter Bestand von Schwimmendemn Laichkrauts (Potamogenton natans). Vereinzelt waren Stängel von Wasserpest (Egeria densa) und Tausendblatt (Myriophyllum sp.) zu sehen.
Auf dem Rückweg zu den Autos fiel uns Pfennigkraut (Lysimachia nummularia) am Wegrand auf.

2. Kasterer Mühlenerft und Kasterer See (Juli 2018)

Kasterer Mühlenerft

Hygrophila polysperma in der Kasterer Mühlenerft
Kasterer See

Kananda-Gänse auf dem Kasterer See

Die Kasterer Mühlerft zweigt bei Bedburg Broich von der Erft ab, fließt links am Gewerbegebiet Kaster und um den Kasterer See herum und dann südlich der Frimmerdorfer Höhe wieder in die Erft zurück. Der zweite Standort liegt etwa in der Mitte der Kasterer Mühlenerft. Die Stelle ist nur über einen Radweg zu erreichen und der Weg zu Fuß hierher dauerte im Juli etwa 1 Stunde (von Standort 3 aus). Aus Zeitgründen wurde der Standort bei der Exkursion im September nicht besucht.
An der Stelle fließt der Kasterer See über ein Wehr in die Mühlenerft. Eine Brücke mit Rad- und Fußweg kreuzt hier den Fluss, der hier so dicht mit Gehölzen, Brombeeren, Disteln und Brennnesseln gesäumt ist, dass er kaum zu erreichen ist.
An einer Stelle, an der das Licht durch die Bäume scheint, wuchs Indischer Wasserfreund (Hygrophila polysperma) zusammen mit Igelkolbens (Sparganium emersum). Am Ufer kroch Pfennigkraut (Lysimachia nummularia) und es sammeln sich an einigen Stellen große und kleine Wasserlinsen (Spirodela polyrhiza und Lemna minuta).

Im Kasterer See haben wir keine submersen Wasserpflanzen gesehen. Am Ufer wuchsen unter anderem Ästiger Igelkolben (Sparganium erectum) und Wasserminze (Mentha aquatica). Die Pflanzen dienten Azurjungfern (Coenagrion sp.) und Plattbauch (Libellula depressa) als Ansitz. Im See sind wir uns sicher kurz Sonnenbarsche gesehen zu haben. Am flachen, sandigen Ufer lagen leere Schalen von Körbchenmuscheln. Der See und der Fluss werden von verschiedenen Wasservögeln (Schwäne, Kanadagänse, Stockenten und Haubentaucher) bewohnt.
Unterhalb des Ausflusses zur Kasterer Mühlenerft schwammen an dem Tag Milliarden kleiner Fische. Sogar einen Rehbock bekamen wir an dem Tag zu Gesicht.

3. Kasterer Mühlenerft am Golfclub "Erftaue" (Juli 2018)

Kasterer Mühlenerft

Kasterer Mühlenerft auf Höhe des Golfclubs "Erftaue" mit Schwänen und Sparganium emersum
Erft an der Frimmerdorfer Höhe

Erft an der Frimmerdorfer Höhe. Algenfarn und Muschelblumen verfangen sich in den Vallisnerien, die das Ufer säumen.

Nördlich des Gewerbegebiet Kaster liegt der "Golfclub Erftaue". Dazwischen kreuzt eine Brücke die Mühlenerft. Hier wachsen dichte Bestände von Igelkolben (Sparganium emersum). Von hier zum Standort 2 ist es ein Fussmarsch von rund einer Stunde. Auf dem Weg dorthin ist die Mühlenerft nur schwer zu erreichen. Sie ist stark beschattet und es konnten keine Wasserpflanzen entdeckt werden.

4. Erft bei Frimmersdorf (Juli und September 2018)

An dieser Stelle gibt es eine Brücke über die Erft und direkt davor gibt es die Möglichkeit in einen Wirtschafts- und Radweg einzubiegen. Hier können mehrere Autos direkt am Fluss parken. In dieser Stelle wird Sümpfungswasser in die Erft geleitet. Die Strömung ist sehr stark.
Auf beiden Seiten wuchsen entlang der Ufer dichte Bestände von Sumpfschraube (Vallisneria spiralis). Die Pflanzen wurden von Dr. Andreas Hussner im Oktober 2005 gesammelt und durch eine Genanalyse in einer Studie zur Systematik der Vallisnerien bestimmt (Les et al. 2008). In den Beständen in der Erft verfingen sich Muschelblumen (Pistia stratiotes) und Großer Algenfarn (Azolla filiculoides). Zwischen den Pflanzen leben Rückenstrichgarnelen (Neocaridina davidii) und Guppys (Poecilia reticulata).
Bei der Frimmersdorfer Höhe flutete im Juli 2018 ein dichter Teppich aus Azolla und Muschelblumen zwischen den Sumpfschrauben.

5. Bendgraben an der Alten Wassermühle in Grevenbroich/Gustorf (Juli 2018)

Bendgraben mit Brasilianischem Tausendblatt, Vallisnerien, Wasserlinsen und Vergissmeinnicht

Bendgraben bei Gustorf mit Brasilianischem Tausendblatt, Vallisnerien, Wasserlinsen und Vergissmeinnicht.
Bendgraben mit Brasilianischem Tausendblatt, Vallisnerien, Wasserlinsen und Muschelblume

Zwischen dem Brasilianischem Tausendblatt und den Vallisnerien verfangen sich Wasserlinsen und Muschelblumen.

Der Bendgraben fließt links der Erft von Gustorf nach Grevenbroich und mündet dort an der Straße "Am Flutgraben" in den Erft-Flutgraben. Der Graben ist etwa 4 km lang. Im Bereich der Alten Wassermühle (Medizinisches Versorgungszentrum Wassermühle) wachsen in dem ca. 2 Meter breiten Graben dichte Bestände von Brasilianisches Tausendblatt (Myriophyllum aquaticum) und Sumpfschraube (Vallisneria spiralis). Dazwischen blühte im Juli Sumpf-Vergissmeinnicht (Myosotis palustris). Zwischen den Stängelpflanzen hatten sich Wasserlinsen (Spirodela polyrhiza und Lemna minuta) und Muschelblumen (Pistia stratiotes) verfangen.

6. An der Mühle Kottmann in Wevelinghoven (Juli 2018)

An der Mühle ist das Wasser der Erft zu einem kleinen Teich aufgestaut. Hier sammeln sich Muschelblumen (Pistia stratiotes). Überall wuchsen Vallisnerien. Im morastigen Uferbereich unter dem Mühlenteich wuchsen Brasilianisches Tausendblatt (Myriophyllum aquaticum) und Hahnenfußblättriger Wassernabel (Hydrocotyle ranunculoides). An einer tieferen Stelle blühten Mummeln (Nuphar lutea). Die Ufer waren im Juli sehr dicht mit sehr hohem Drüsigem Springkraut (Impatiens glandulifera) bewachsen, so dass es nicht möglich war das Wasser zu erreichen.
Bilder von dem Standort gibt es in der Galerie.

7. Gillbach in Niederaussem

Quelle des Gillbachs

Quelle des Gillbachs am Kraftwerk Niederaussem
Gillbach zwischen Rheit und Hüchelhoven

Gillbach zwischen Rheit und Hüchelhoven

Der Gillbach ist bereits seit über 50 Jahren als Guppybach bekannt.
Eine natürliche Quelle hat der Bach nicht mehr. Der Großteil seines Wassers ist Kühlwasser aus dem Kraftwerk Niederaussem und strömt aus einem Rohr ins Bachbett. An der Austrittsstelle ist der Boden kiesig und der Bach ist vollständig von Bäumen und Sträuchern beschattet. Es gibt keinen Bewuchs mit Wasserpflanzen und auch Tiere haben wir hier keine gesehen.
Etwa hundert Meter weiter unten, konnten wir Zebrabuntbarsche (Amatitlania nigrofasciata) zwischen versunkenem Totholz sehe. Dazwischen schwammen Döbel (Squalius cephalus).

8. Gillbach zwischen Rheit und Hüchelhoven

Etwa 1,5 km unterhalb seiner Austrittstelle fließt der Gillbach rund 500 Meter zwischen Rheit und Hüchelhofen zwischen Äckern hindurch. Die Ufer sind mit Bäumen bestanden, der Grund des etwa 50 cm tiefen Baches ist kiesig und ohne Bewuchs. Wir konnten im klaren Wasser neben Zebrabuntbarschen auch etwa 30 cm lange Tilapien (Oreochromis cf. niloticus), Marienbuntbarsche (Pelmatolapia mariae) und Antennenwelse (Ancystrus sp.) sehen. Dazwischen schwammen einheimische Arten.



Weitere Bilder von den Standorten, Pflanzen und Tieren

Blick auf die Erft bei Bedburg vom Wehr aus flussaufwärts
Blick auf die Erft bei Bedburg vom Wehr aus flussaufwärts
Potamogeton natans, Stuckenia pectinata und Egeria densa
Stuckenia pectinata und Egeria densa
Pistia stratiotes verfängt sich am Ufer zwischen den Pflanzen
Luftaufnahme von der Erft am Abzweig der Kasterer Mühlenerft
An der Stelle gibt es Neocaridina davidii
Indischer Wasserfreund in der Kasterer Mühlenerft
Indischer Wasserfreund und Igelkolben in der Kasterer Mühlenerft
Spirodela polyrhiza in der Kasterer Mühlenerft
Wasserminze und Plattbauch
Igelkolben am Kasterer See
Jungfische im Abfluß des Kasterer Sees
Rehbock
Schwäne zwischen Sparganium auf der Kasterer Mühlenerft am Golfclub
Blick auf die Erft bei Frimmerdorf flussabwärts auf die Brücke
Azolla und Pistia an Ufern der Erft unter der Frimmerdorfer Höhe.
Bestände von Stuckenia pectinata in der Flussmitte
Potamogeton natans, Sparganium, Vallisnerien, Muschelblume und Wasserlinsen
n den Wasserpflanzenbeständen leben Garnelen.
Neocaridina davidii ist überall entlang der Ufer leicht zu fangen.
Bendgraben bei Gusdorf mit Tausendblatt, Vallisnerien und Vergissmeinnicht.
Im Tausendblatt verfangen sich Wasserlinsen und Muschelblumen am Ufer des Bendgraben bei Gusdorf.
Myriophyllum und Vallisnerien im Bendgraben
Blick auf die Mühle Kottmann über die Erft hinweg
Mummeln im Teich an der Mühle
Blick von der Mühle über die Erft hinweg auf Myriophyllum, Wassernabel, Muschelblumen und Mummeln
Vallisneria spiralis an der Mühle
Erft oberhalb des Wehrs bei der Mühle
Kraftwerk Niederaussem
Wassereinspeisung in den Gillbach
Gillbach in Niederaussem
Gillbach zwischen Rheit und Hüchelhoven
Döbel und Zebrabarsch im Gillbach
Ancystrus-Weibchen im Gillbach
Doebel (blaue Pfeile) und Tilapia-Hybride (roter Pfeil)
Doebel (blauer Pfeil) und Marienbuntbarsch (rote Pfeile)


  • Blick auf die Erft bei Bedburg vom Wehr aus flussaufwärts
  • Blick auf die Erft bei Bedburg vom Wehr aus flussaufwärts
  • Potamogeton natans, Stuckenia pectinata und Egeria densa
  • Stuckenia pectinata und Egeria densa
  • Pistia stratiotes verfängt sich am Ufer zwischen den Pflanzen
  • Luftaufnahme von der Erft am Abzweig der Kasterer Mühlenerft
  • An der Stelle gibt es Neocaridina davidii
  • Indischer Wasserfreund in der Kasterer Mühlenerft
  • Indischer Wasserfreund und Igelkolben in der Kasterer Mühlenerft
  • Spirodela polyrhiza in der Kasterer Mühlenerft
  • Wasserminze und Plattbauch
  • Igelkolben am Kasterer See
  • Jungfische im Abfluß des Kasterer Sees
  • Rehbock
  • Schwäne zwischen Sparganium auf der Kasterer Mühlenerft am Golfclub
  • Blick auf die Erft bei Frimmerdorf flussabwärts auf die Brücke
  • Azolla und Pistia an Ufern der Erft unter der Frimmerdorfer Höhe
  • Bestände von Stuckenia pectinata in der Flussmitte
  • Potamogeton natans, Sparganium, Vallisnerien, Muschelblume und Wasserlinsen
  • In den Wasserpflanzenbeständen leben Garnelen.
  • Neocaridina davidii ist überall entlang der Ufer leicht zu fangen
  • Bendgraben bei Gusdorf mit Tausendblatt, Vallisnerien und Vergissmeinnicht
  • Im Tausendblatt verfangen sich Wasserlinsen und Muschelblumen am Ufer des Bendgraben bei Gusdorf.
  • Myriophyllum und Vallisnerien im Bendgraben
  • Blick auf die Mühle Kottmann über die Erft hinweg
  • Mummeln im Teich an der Mühle Kottmann
  • Blick von der Mühle über die Erft hinweg auf Myriophyllum, Wassernabel, Muschelblumen und Mummeln
  • Vallisneria spiralis an der Mühle
  • Erft oberhalb des Wehrs bei der Mühle
  • Kraftwerk Niederaussem
  • Wassereinspeisung in den Gillbach
  • Gillbach in Niederaussem
  • Gillbach zwischen Rheit und Hüchelhoven.
  • Döbel und Zebrabarsch im Gillbach
  • Ancystrus-Weibchen im Gillbach
  • Doebel (blaue Pfeile) und Tilapia-Hybride (roter Pfeil)
  • Doebel (blauer Pfeil) und Marienbuntbarsch (rote Pfeile)














Bedeutung der aquatischen Neobiota für die einheimische Tier und Pflanzenwelt

Wie bereits eingangs erwähnt stellen das warme Wasser und die Strömungsverhältnisse, die durch die Einleitung von Grubenwasser und die Veränderungen am Flussbett verursacht wurde, einige einheimische Fische vor Probleme. Diese ungünstigen Bedingungen werden sich nach der Einstellung des Tagebaus in der Region und durch geplante Renaturierungmaßnahmen in den nächsten Jahrzehnten zumindest in der Erft verbessern.
Gleichzeitig ist zu erwarten, dass durch das Absinken der Wassertemperatur der Lebensraum der Neobiota kleiner werden wird und das möglicherweise einige von ihnen vollständig verschwinden werden.
Die Frage ist aber, ob sie das restlos und spurlos tun. Wahrscheinlich ist das nicht.
Die Vallisneria (Vallisneria spiralis) breitet sich stark aus und besiedelt weite Bereiche der Erft. Dabei verdrängt sie den einheimischen Igelkolben (Sparganium emersum), der nur noch selten in der Erft zu finden ist und sich nur in klaren Bereichen in Tiefen unterhalb von 100 cm gegen die immergrüne Vallisneria behaupten kann (Hussner 2008). Zumindest einige der Tiere, die hier aus Aquarienpopulationen ausgesetzt wurden, können auch ohne das künstlich erwärmte Wasser überleben. Die Rückenstrichgarnele (Neocaridina davidi) wird von einigen Aquarianern in Freilandaquarien oder im Gartenteich gehalten und überwintert dort auch erfolgreich unter dem Eis. Sie stammt aus Ostchina und ist in Seen und Flüsse bis in die Brackwasserregionen verbreitet. Die Art ist sehr anpassungsfähig und inzwischen recht weit auch als Neozoe verbreitet. Auch der in der Erft gefundene asiatische Tubifex-Wurm (Branchiura sowerbyi) braucht das warme Wasser nicht. Diese Würmer gibt es auch in den USA. Sie wurden zuerst in den 1930 in Ohio entdeckt und 1951 im Lake Michigan. In den 1990er konnte er auch in den Großen Seen (Lake Erie, Lake Huron) und im Detroit River nachgewiesen werden (). Die Großen Seen an der Grenze zu Kanada liegen geographisch auf der Höhe von Pisa, aber im Winter sind die Durchschnittstemperaturen niedriger als in Berlin. Dieser Wurm überlebt am Grund der Gewässer auch unter Eis.

Noch kritischer ist das Auftreten von Parasiten zu betrachten. Der Fräskopfwurm Camallanus cotti stammt ursprünglich aus Süostasien. Er lebt als Parasit im Darm von Fischen. Zum Beispiel in Guppys (aus Südamerika), Zebrabuntbarschen (aus Mittelamerika), Tilapien (aus Afrika) und im Gillbach auch in Döbeln und Gründlingen (aus Mitteleuropa) (Klimpel et al. 2016). Dieser Fischparasit ist ein Kosmopolit und befällt Fische überall auf der Welt, weil er durch den Aquarienhandel weltweit verbreitet wurde. Während die Guppys, Zebrabuntbarsche und Tilapien den erwärmten Gillbach nicht verlassen, tun dass die einheimischen Fische sehr wohl. Und mit ihnen wandern die Fräskopfwürmer. Diese brauchen keinen Zwischenwirt, um neue Fische zu infizieren und können sich völlig problemlos entlang aller verbundenen Gewässer ausbreiten.
Zur Krebspest möchte ich mich hier nicht äußern. Die Auswirkungen von Garnelen-Krankheiten wie Mykosen durch Achlya oder Saprolegnia auf unsere einheimische Krebstiere sind nicht abzuschätzen. Es ist zudem wahrscheinlich, dass wir in unseren Aquarien noch viele unbekannte Pilze, Viren und Bakterien haben, die wir bisher noch nicht bemerkt oder identifiziert haben.
Die Folgen, die das Aussetzen von Tieren in der Natur mit sich bringt, sind vorher nicht abzusehen. Es wird sich noch zeigen müssen, ob allen diesen Neubürgern nur ein Gastspiel vergönnt ist, dass mit der Ära des Brunkohletagebaus in der Region endet.

geschwungene Linie

Literatur:

Sebastian Emde, Judith Kochmann, Thomas Kuhn, Dorian D. Dörge, Martin Plath, Friedrich W. Miesen, Sven Klimpel (2015): Cooling water of power plant creates "hot spots" for tropical fishes and parasites.- Parasitology Research January 2016, Volume 115, Issue 1, pp 85-98

Andreas Hussner, Rainer Lösch (2005): Alien aquatic plants in a thermally abnormal river and their assembly to neophyte-dominated macrophyte stands (River Erft, Northrhine-Westphalia).- Limnologica - Ecology and Management of Inland Waters 35(1-2):18-30

Andreas Hussner (2008): Ökologische und ökophysiologische Charakteristika aquatischer Neophyten in Nordrhein-Westfalen.- Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

G. Friedrich (1973): Ökologische Untersuchungen an einem thermisch anomalen Fließgewässer (Erft/Niederrhein).- Schriftenreihe Landesanstalt für Gewässerkunde und Gewässerschutz NRW Heft 33, Kempen-Hüls

Sven Klimpel, Sebastian Emde, Thorsten Wenzel (2016): ACHTUNG TROJANER! Ein Bach im Einzugsgebiet des Rheins bietet gute Lebensbedingungen für exotische Fische und ihre Parasiten.- Natur-Forschung-Museum, Das Senckenberg-Wissenschaftsmagazin 146, 3/4, 102 - 103

Werner Klotz, Friedrich Wilhelm Miesen, Sebastian Hüllen, Fabian Herder (2013): Two Asian fresh water shrimp species found in a thermally polluted stream system in North Rhine-Westphalia, Germany.- Aquatic Invasions (2013) Volume 8, Issue 3: 333-339

Juliane A. Y. Lukas, Jonas Jourdan, Gregor Kalinkat, Sebastian Emde, Friedrich Wilhelm Miesen, Hannah Jüngling, Berardino Cocchiararo, David Bierbach (2017): On the occurrence of three non-native cichlid species including the first record of a feral population of Pelmatolapia (Tilapia) mariae (Boulenger, 1899) in Europe.- The Roayal Society Open Science, 2017 Jun; 4(6): 170160

Franz-Peter Müllenholz (1978): Guppypopulation in der Nähe von Köln.- TI Tatsachen und Informationen aus der Aquaristik 12 (42): 42-43

Online-Quellen

NGZ-Online (2012): Die Erft - wie am Amazonas

Westdeutsche Zeitung (2018): Der Lebensraum Erft ist gestört

aqualog (2016): Die Geschichte vom Kölner Warmbachguppy

Senckenberg-Pressestelle (2016): Rheinzufluss mit tropischen Parasiten

Youtube-Video zum Gillbach und den darin lebenden Fischen

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