Die Gattung Cabomba umfasst fünf Arten, die alle in den tropischen und subtropischen Regionen Amerikas beheimatet
sind. Sie bilden die zusammen mit der Gattung Brasenia
die Familie der Cabombaceae. Es handelt sich um echte Wasserpflanzen, die nie an Land wachsen. Als Aquarienpflanzen sind sie schwierig zu kultivieren.
Leichter ist die Pflege von Limnophila-Arten. Diese Sumpfpflanzen sehen in ihrer Unterwasserform den Haarnixen ähnlich.
Die Haarnixen haben alle fein-fiedrige Blätter, die paarweise an den Blattknoten sitzen. Wenn sie die
Wasseroberfläche erreichen bilden sie an den Triebspitzen Schwimmblätter aus und beginnen
zu blühen. Die Kronblätter
aller Arten haben mehr oder weniger stark ausgeprägte Zipfel an der Basis, die als ährchen bezeichnet werden.
Die Pflanzen benötigen sauberes Wasser und sind für regelmäßige Wasserwechsel dankbar. Von Cabomba caroliniana ist bekannt,
dass sie bei zu hohen Nitratwerte (> 50 mg/l) zerfällt (Fischer 2008).
Das Bild zeigt eine Blüte von C. aquatica.Kelchblätter und Blütenblätter sind gelb. An den Kronblättern sind dunkler gefärbten "Öhrchen" zu sehen.
Haarnixen werden durch Insekten bestäubt. Die Fruchtblätter haben einen langen Stiel. Die Narbe befindet sich an
der Spitze dieses Stiels. Das gesamte Fruchtblatt ist schlauchförmig. Es hat direkt an der Spitze eine winzige, schlitzförmige
Öffnung und ist auf der gesamten Länge von einem Hohlraum durchzogen. Diese Eigenart haben die Cabomba-Arten mit der nahe verwandten
Brasenia schreberi gemeinsam.
Während bei der die Ovarien aber immer exakt über ein ander stehen und die Placenta immer nach unten gerichtet
ist, ist die Positionierung der Ovarien bei Cabomba variabel (Endress 2005).
Die Herkunft des Gattungsnamen ist ungeklärt. Möglicherweise stammt er aus einer Eingeborenen-Sprache Guyanas (Genaust 2005).
In der Natur kommen Cabomba-Arten in stehenden oder langsam fließenden Gewässern vor. Sie treiben frei
unter der Oberfläche oder wurzeln in schlammgen Substraten in 0,3 bis 1,5 m Tiefe. Man findet sie in Gräben, Teichen, Sümpfen und kleineren Flüssen.
Die Standorte sind vollsonnig bis halbschattig. Meist bilden sich dichte Bestände.
Die Pflanzen werden wegen ihrer feinen Blattsegmente gerne als Kontrast zu großblättrigen Arten verwendet. Sie sind
aber nicht so leicht zu kultivieren, weil sie einen sehr hohen Lichtbedarf haben. Die anspruchloseste Art der Gattung ist Cabomba caroliniana.
Bei der Carolina-Haarnixe liegt der Kompensationspunkt bei 3000 Lux,
das ist der minimale Lichtbedarf zum Überleben (siehe dazu "Licht im Aquarium").
Das ist eine sehr hohe Lichtstärke, die an der Wasseroberfläche eine Lichtstärke von etwa 6000 - 8000 Lux voraussetzt.
Diese Haarnixenart steht seit 2016 auf der EU-Liste invasiver Arten und darf in der EU nicht mehr eingeführt und verkauft werden.
Alternativ wird seitdem verstärkt die Riesenhaarnixe (Cabomba aquatica) angeboten, die aber noch höhere Lichtansprüche hat und in der Pflege noch anspruchsvoller ist.
Es empfiehlt sich vor allem für Anfänger und Aquarianer, die nicht mit speziellen Pflanzenlampen arbeiten wollen, stattdessen die optisch ähnliche und in der Kultur unkomplizierte
Kleine Ambulie (Limnophila sessilis) zu verwenden, deren Kompensationspunkt bei nur 450 Lux liegt.
Bestimmungsschlüssel der Gattung Cabomba
nach M. Orgaard (1992):
1a | Spreite der Schwimmblätter breit elliptisch; Segmente der submersen Blätter dreidimensional verzweigt; Blüte leuchtend gelb | C. aquatica |
1b | Spreite der Schwimmblätter schmal elliptisch, spaten oder pfeilförmig; Segmente der submersen Blätter in einer Ebene verzeigt; Blüten weiß, blaßgelb, purpurn oder violett | 2 |
2a | Samen mit langen, dünnen, gekrümmten Papillen; Blüte weiß; Fruchtblätter 1 (-2) | C. paliformis |
2b | Samen mit kurzen, dicken, aufrechten papillen; Fruchtblätter (1-) 2-4 | 3 |
3a | Submerse Blätter quirlständig; Blüten gewöhnlich violett; Staubblätter gewöhnlich 6 | C. furcata |
3b | submerse Blätter gegenständig (selten quirlständig); Staubblätter 3-6 | 4 |
4a | Blüten weiß oder annähernd purpurn; Staubblätter gewöhnlich 3; Spreite der Schwimmblätter schmaler als 1 mm | C. haynesii |
4b | Blüten weiß, blaßgelb oder annähernd purpurn; Staubblätter gewöhnlich 6; Spreite der Schwimmblätter breiter als 1 mm | 5 |
5a | Blüten weiß, verbreitet in Nord- und Südamerika | C. caroliniana var. caroliniana |
5b | Blüten purpurn überlaufen oder annähernd purpurn; verbreitet in Nordamerika | C. caroliniana var. pulcherrima |
5c | Blüten blaßgelb, verbreitet in Südamerika | C. caroliniana var. flavida |
Synonyme:
Nectris aquatica (Aublet) J. F. Gmel.
Nectris peltata Pursh (ungültig)
Cabomba schwartzii Rataj 1977
Cabomba aubletii Michx. (ungültig)
Herkunft:
Verbreitungsgebiet von Guyana bis zum unteren Amazonas
Aussehen:
Die Stängel werden in der Natur bis 1,5 m lang.
Die Blätter sind hellgrün und sehr fein
gefiedert. Die Blattspreiten sind am Blattstiel fünfgeteilt, spalten sich aber noch drei bis vier Mal, so das jedes Blatt in bis zu 500
Segmente zerteilt wird. Die Blätter sind kreuzgegenständig
um den Stängel angeordnet. Wenn die Triebe die Wasseroberfläche erreichen bilden sie schildförmige,
breit elliptische Schwimmblätter,
die bis 4 cm lang werden können. Die Schwimmblattoberseite ist grün und die Unterseite purpurrot.
Die (2-) 3 Kronblätter
sind gelb, die Innenseite der (2-) 3 Kelchblätter
ebenfalls. Die Öhrchen der Kronblätter sind orange.
Temperatur: 24-28 °C
pH-Wert: 4-7,0
Härte: 1-8 °KH
Licht: sehr viel
Sonstiges:
Die Haltung ist schwierig, da die Art schlecht mit Algen konkurriert. Sie benötigt außerdem viel Licht (mindestens 3000 Lux an den Blättern). Entsprechend
nährstoffarm sollte das Wasser sein. Hartes und alkalisches Wasser wird nicht vertragen.
Es empfielt sich sie regelmäßig zu kürzen und neu zu stecken, weil die unteren Stängelbereiche verkahlen (Lichtmangel und Mulm). Zuviel Mulm
fördert Stängelgrundfäulen.
Die Riesenhaarnixe wird seit einigen jahren verstärkt im Handel angeboten, weil sie die Carolineana-Haarnixe ersetzen soll, deren Import in die EU seit 2016 verboten ist.
Eine rötliche Form aus Brasilien (Rio Negro) wurde als Cabomba schwartzii beschrieben. Sie ist noch empfindlicher als
die grüne Form und nicht im Handel zu finden.
In Pflanzenfarmen in Malaysia wird Cabomba aquatica für den Aquarienhandel vermehrt. In der vollen Sonne (ca. 80.000 Lux), werden in den Teichen die Blätter zum Teil rötlich.
Synonyme:
Brasenia peltata Pursh 1814
Cabomba aubletii Michaux 1803
Cabomba australis Spagazini
Cabomba pulcherima (Harper) Fassett
Cabomba pinnata Schultes
Nectris peltata Pursh 1814
Nectris aquatica Nutall 1817
Herkunft:
gemäßigte und subtropische Gebiete im östlichen Nord- und Südamerika, eingebürgert unter anderem in den Niederlanden und in Kanada
Aussehen:
Die Stängel werden in der Natur bis 1,5 m lang.
Die Blätter sind grün und fein
gefiedert. Die Blattspreiten
sind am Blattstiel fünfgeteilt und spalten sich noch drei bis vier Mal auf, so dass bis zu 200 einzelne Segmente entstehen. Die Blätter
sind kreuzgegenständig
um den Stängel angeordnet. Selten treten dreiblättrige Quirle
auf. Wenn die Triebe die Wasseroberfläche erreichen bilden sie grüne,
schmale, schildförmige etwa
3-5 mm breite und 15-20 mm lange Schwimmblätter. Die 3 Kronblätter
sind weiß, die 3 Kelchblätter
ebenfalls. Die Öhrchen der Kronblätter
sind gelb gefärbt.
Temperatur: 18-28 °C
pH-Wert: 5,5 - 7,0
Härte: 1-12 °KH
Licht: viel bis sehr viel, Kompetnsationspunkt bei ca. 3000 Lux
Sonstiges:
Sie ist am häufigsten im Aquarienhandel zu finden. Sie lässt sich auch im mittelharten und alkalischem Wasser halten. Die Temperatur
sollte dauerhaft aber nicht über 28 °C liegen, weil sie viel Licht benötigt. Unter einer weißen Röhren (Farbe 856) benötigt diese Pflanze etwa 3500 bis 4000 Lux an den Blättern
um ihren minimalen Lichtbedarf
zu decken. Ein befriedigendes Wachstum ist erst bei mehr Licht zu erwarten. Die unteren Stängelbereiche verkahlen schnell. Zuviel Mulm fördert Stängelgrundfäulen.
Im Handel war nur die Cabomba caroliniana var. caroliniana. Die Art steht seit 2016 auf der Liste der invasiven Arten der EU und darf nicht mehr gehandelt und importiert werden.
Es gab von der Carolina-Haarnixe eine Varietät mit gedrehten Blättern die unter dem Namen "Silbergrün" bekannt wurde. Die Blätter waren
in sich gedreht, so dass die hellere Blattunterseite das Licht reflektierte.
Diese Mutation von Cabomba caroliniana wurde 1970 von Hans Barth in seiner Gärtnerei in Dessau entdeckt. Er selektierte die Form und sie wurde die erste Sorte auf dem Aquarienpflanzenmarkt (siehe "Kulturgeschichte der Aquarienpflanzen").
Synonyme:
Cabomba piauhyensis Gardner & Hooker 1844
Cabomba warmingii Caspari 1878
Cabomba pubescens Ule 1914
Herkunft:
nördliches Südamerika
Aussehen:
Die Stängel werden in der Natur bis 40-100 cm lang. Die Blätter sind rötlich und violett überlaufen.
Sie sind in dreizähligen Quirlen um
den Stängel angeordnet. Die fein
gefiedert Spreiten sind am
Blattstiel fünf bis sieben Mal gegabelt und spalten sich danach noch mehrfach auf, so dass etwa 60 Segmente entstehen. Wenn die Triebe die
Wasseroberfläche erreichen bilden sie rötliche, schmale, schildförmige
etwa 1-3 mm breite und 10-25 mm lange Schwimmblätter. Die drei Kronblätter
sind violett, die Innenseite der 3 Kelchblätter
ebenfalls. Die ährchen der Kronblätter sind gelb gefärbt.
Temperatur: 24-30 °C
pH-Wert: 5 - 6,8
Härte: 1 - 8 °KH
Licht: sehr viel
Sonstiges:
Vor Veralgung schützen. Zuviel Mulm fördert Stängelgrundfäulen. Der Nährstoffbedarf ist mittel bis gering.
Die Pflanzen wachsen nur etwa 10 cm im Monat.
Diese Haarnixe ist schwieriger zu kultivieren als die drei anderen aquaristisch bekannten Arten. Sie benötigt besonders viel Licht und verträgt
nur weiches Wasser. Eine Kohlendioxiddüngung ist zu empfehlen.
Synonyme:
keine
Herkunft:
Mittelamerika
Aussehen:
Die Triebe werden bis zu einem Meter lang. Die Unterwasserblätter sind kreuzgegenständig, grün oder rötlich. Sie sind in
40 bis 90 Segemente geteilt. Bei der rötlichen Form können es bis zu 180 Segmente sein. Sie sind in einer Ebene verzweigt. Die
Blattspreite ist nierenförmig bis rundlich, 2,5 bis 5,5 cm breit und 1,5 - 4,5 cm lang.
Die Schwimmblätter sind linealisch. Sie sind bis 11 mm lang und 1,4 mm breit. Die weißen Blüten haben gelbe Öhrchen an der Basis.
Temperatur: 24 - 33 °C
pH-Wert 6,5 - 8,4
Härte 4 - 14 °KH
Licht: mittel
Sonstiges:
In der Natur wächst die Pflanze in stehenden oder langsam fließenden Gewässern. Bei ph-Werten bis 8,4. Sie kommt
zusammen mit Sagittarien und Vallisnerien vor.
Die Art gilt als besonders pflegeleicht, weil sie ohne Kohlendioxiddüngung und mit relativ wenig Licht auskommt.
Literatur zu Cabomba:
Aublet (1775): Histoire des Plantes de la Guiane francoise, 1: 321, t. 124
J. A. Schultes & J. H. Schultes (filius) (1830): in J. J. Roemer und J. A. Schultes: Syst. Veg., ed. 15, 7(2): 1379 (Caroli a Linné ... Systema vegetabilium: secundum classes, ordines, genera, species.
Cum characteribus differentiis et synonymis. Editio nova, speciebus inde ab editione XV. Detectis aucta et locupletata. Stuttgardtiae)
A. Gray (1837): Annals of the Lyceum of Natural History New York 4: 47
K. Paffrath (1985): Dekorativ und schwierig: Cabomba piauhyensis.- TI-International 71, 38-39
G. Brünner (1986): Die Carolinen-Haarnixe.- Aquarien Magazin 20, 160-161
L. Wischnath (1987): Die Mexikanische Haarnixe - eine aquatische Rarität.- Aquarium Magazin 21(2), 59-60
B. Kahl (1989): Aquarienpflanzen.- GU-Kompaß, Gräfe und Unzer GmbH, München
C. Kasselmann (1987): Neue Erkenntnisse über drei seltene Cabomba-Arten, 1. Cabomba schwartzii Rataj.- DATZ 40(12), 567-570
C. Kasselmann (1988): Neue Erkenntnisse über drei seltene Cabomba-Arten. Teil 2: Zwei neue Sorten: Cabomba paliformis´Grün´ und C. palaeformis ´Rotbraun´.- DATZ 41(1), 38-40
C. Kasselmann (1988): Neue Erkenntnisse über drei seltene Cabomba-Arten. Teil 3: Cabomba warmigii Caspary.- DATZ 41(2), 85-87
K. Paffrath (1990): Pflanzenportrait: Wasser-Haarnixe, Cabomba aquatica Aublet, 1775.- Das Aquarium 24(10), 26-27
M. Orgaard, H.W.E. van Bruggen, P.J. van der Vlugt (1992): Die Familie der Cabombaceae (Cabomba und Brasenia).- Aqua Planta Sonderheft 3
P.J. van der Vlugt (1994): Turionen bei Cabomba caroliniana A. Gray var. caroliniana.- Aqua Planta 1-94, 31-33
C. Kasselmann (1996): Rotblättrige Stängelpflanzen als Blickfänge im Aquarium (1). Von Alternathera bis Cabomba.- Aquarium Heute 14(1), 433-436
Y. Tavernier (1999): Cabomba caroliniana - Carolina-Haarnixe.- Aquarium live 1/99, 14-15
C. Kasselmann (1999): Aquarienpflanzen - 2. erweiterte Auflage.- DATZ-Atlanten, Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart
P.J. van der Vlugt (2000): Wasser- oder Riesen-Haarnixe.- DATZ 53(11), 30-33
B. Greger (2000): Cabomba furcata - Gegabelte Haarnixe.- Das Aquarium 34(2), 30-31
B. Greger (2000): Cabomba aquatica. Riesen-Haarnixe.- Das Aquarium 34(9), 35-38
H. Genaust (2005): Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen.- genehmigte Lizenzausgabe, Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Hamburg
P. K. Endress (2005): Carpels in Brasenia (Cabombaceae) are completely ascidiate dispite a long stigmatic crest.- Annals of Botany 96, 209-215
M. Wilstermann-Hildebrand (2007): Haarnixengewächse - Filigrane Schönheiten und schleimiges Froschkraut.- Aquarium live Dezember 2007/Januar 2008, 56-61
E. Fischer (2008): Wasserpflanzen mit feinfiedrigem Blattwerk - Cabomba oder warum nicht auch Limnophila?- Aqua Planta 4-2008, 140-142
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