Die Gattung Helanthium gehört zu den Fröschlöffelgewächsen (Alismataceae). Lange wurden die Pflanzen zur Gattung Echinodorus gezählt, obwohl sie sich deutlich von deren Arten unterscheiden. Die Gattungsbezeichnung "Helanthium" gibt es bereits seit 1905 und schon seit 1984 wurde eine Einordnung der "kleinen Ausläufer bildenden Echindorus" in diese Gattung erwartet. Nach ihren morphologischen Merkmalen sind die Helanthium-Arten dichter mit den Sagittarien verwandt als mit den Echinodoren. Lehtonen stellte 2006 zunächst die Untergattung Helanthium innerhalb Echinodorus auf. Später zeigte sich jedoch, dass Alisma und Beldellia näher mit Echindorus verwandt sind. Helanthium bildet dagegen eine Verwandtschaftsgruppe mit Ranalisma. 2008 wurden die Arten als eigene Gattung aus Echindorus ausgegliedert um Monophyllie zu erhalten.
Die Systematik ist sehr unklar und innerhalb der Gattung gibt es viele Synonyme und Handelsbezeichnungen.
Genanalysen brachten bisher keine eindeutigen Ergebnisse. Die Handelbezeichnungen sind weltweit nicht
einheitlich und werden relativ beliebig für optisch ähnliche Formen verwendet, die laut Genanalyse aber manchmal nicht nahe
miteinander verwandt sind. Lehtonen und Falck (2011) vermuten, dass es zu Kreuzungen zwischen den verschiedenen Formen gekommen ist.
Einige Formen sind triploid. Als sicher gilt, dass die in den USA heimische Helanthium parvulum eine eigenständige Art und keine Unterart von Helanthium tenellum aus
Südamerika ist. Sie sind zusammen mit "Angustifolius", "Vesuvius" und anderen kultivierten Formen, die in den USA als "tenellus micro", "tenellus red" und "bolivianus" (gemäß Rataj) bezeichnet
werden, in einer Gruppe zusammen gefasst.
Eine zweite Gruppe innerhalb der Gattung umfasst Helanthium zombiense aus Guadeloupe und Helanthium bolivianum.
Letzterer ist sehr variabel. H. bolivianum aus Equador ist auch als "Echinodours quadricostatus" bekannt. Zu seiner näheren Verwandtschaft gehören
"Xinguensis" und "Australis". Aus Argentinien wurde eine Form von Helanthium bolivianum untersucht, die in eine Verwandtschaftgruppe mit "latfolius", "tenellus regular",
"quadricostatus" und "austro-americanus" gehört.
Die amerikanischen Handelsbezeichnungen zeigen deutlich ein grundlegendes Problem bei der Bewertung der Ergebnisse auf:
Es ist nicht nachvollziehbar, welche Pflanzen sich hinter welchen Namen verbergen.
Die Genanalysen haben zudem gezeigt, dass einige in den USA als Helanthium kultivierte Pflanzen in Wirklichkeit Sagittarien waren (Lehtonen & Falck 2011).
Im Fachhandel und in den Gärtnereien findet man die Pflanzen auch noch Echinodorus. Im Internethandel und in Foren wird weitestgehend die korrekte Bezeichnung Helanthium verwendet.
Die Blätter bilden eine grundständige Rosette. Sie sind über Wasser gestielt und haben lanzettliche bis ovale Spreiten mit spitzer Spitze und
verschmälerter Basis. Es sind eine bis drei Blattrippen vorhanden.
Die Unterwasserblätter sind ungestielt und bandförmig. Die Blütenstände sind aufrecht oder niederliegend. Es handelt sich um Dolden oder Trauben mit zwei oder drei Quirlen. +
Unter Wasser werden sie zu Pseudostolonen umgebildet, an denen sich Jungpflanzen entwickeln. Die Brakteen (Hochblätter) sind dreieckig.
Die Blüten haben je drei Kron- und Kelchblätter.
Die Kronblätter sind weiß und größer als die Kelchblätter. Es gibt (6-) 9 Staubblätter. Die Staubbeutel sind kurz. Die Filamente setzen an ihrer Basis an.
Es gibt 10 bis 20 Fruchtblätter mit je einer Samenanlage. Die Früchte sind Achänen.
Sie sind geschwollen und verkehrt eiförmig. Sie haben 3 oder 4 Rippen, aber keinen Kiel oder Drüsen. Der Dorn an der Spitze ist aufrecht.
Als Typusart wurde Helanthium tenellum (Martius) Britton gewählt.
Die meisten bei uns bekannten Kulturformen der "kleinen, Ausläufer bildenden Echinodorus" werden seit einigen Jahren als Helanthium bolivianum (bzw. Echindorus bolivinaus) zusammen gefasst. Sie sind aber in ihrem Wuchsverhalten über und unter Wasser recht verschieden und werden darum unter unterschiedlichen Handelsbezeichnungen kultiviert und weitergegeben. Die Zuordnung der Namen zu den Formen ist aber nicht eindeutig. Beispielsweise schreibt de Wit (1990) zu den Synonymen von Helanthium bolivianus (Echinodorus bolivianus): "E. austroamericanus, E. magdalenensis. In der aquaristischen Literatur oft mit E. intermedius und mit E. grisebachii verwechselt. Manchmal wir er auch "latifolia" genannt." Die Zeichung bei de Wit zeigt die breitblättrige Form, die oft als "magdalenensis" bezeichnet wird.
Synonyme:
Echinodorus angustifolius Rataj 1975
Herkunft:
Brasilien (Matto Grosso)
Aussehen:
Über Wasser wird die Pflanze etwa 20 cm hoch. Die
Blätter hängen über oder sind niederliegend. Sie haben
lange runde Blattstiele und schmale lanzettliche Spreiten. Die
Blattspreiten sind 6 - 15 cm lang und 0,6 bis 1 cm breit. Die
Blütenblätter sind waagerecht bis sie welken. Unter Wasser bilden die Pflanzen hell grüne,
bandförmige bis 60 cm lange und 3 bis 4 mm breite Blätter. Dadurch entsteht eine gewisse Ähnlichkeit mit Vallisnerien.
Die Blattränder sind aber nicht wie bei Vallisnerien gezähnt.
Die Chromosomenzahl wurde mit 2 n = 33 bestimmt. Die Pflanze ist triploid.
Temperatur:: 20-28 °C
pH-Wert: 6,5-7,2
Härte: 2-12 °KH
Licht: mittel bis viel
Sonstiges:
Über Wasser bildet die Pflanze sehr viele Ausläufer. Blüten sind
nicht selten. Die Pflanzen stellen sich nicht gut auf die Unterwasserkultur
um und sind darum in der Kultur nicht so unproblematisch wie die anderen
schmalblättrigen Formen. Die einzigen bekannten Umweltinformationen stammen von einem Standort nahe der brasilianischen Stadt Carolina:
Temperatur 24,8 °C, pH 7,0 und Leitfähigkeit 56 µS/cm.
Unter dem Namen E. angustifolius sind auch Pflanzen im Handel, die offenbar nicht zu diesem Taxon (im Sinne von Rataj 1975, 2004) gehören und in der Unterwasserform unter vergleichbaren
Bedingungen deutlich niedriger bleiben.
Handelsbezeichnungen:
Echinodorus latifolius
Helanthium latifolium
Synonyme:
Alisma bolivianum Rusby 1927
Alisma tenellus var. latifolius Seubert
Echinodorus tenellus var. latifolius (Seubert) Fassett
Echinodorus latifolius
Echinodorus bolivianus (Rusby) Holm-Nielsen 1979
Herkunft:
Brasilien
Aussehen:
In der Landform sind die Blätter rein grün und lanzettlich.
Die Spreiten sind zwischen 5 und 8 cm lang und bis 1 cm breit.
Der Blattstiel ist in der Regel länger als die Spreite und kann eine Länge von ca. 20 cm erreichen.
Die Pflanzen bilden reichlich Ausläufer und Blüten.
Der Blütenstand hat 1 bis 4 Quirle mit je 6 bis 14 Blüten.
Unter Wasser werden sie ca. 15 cm hoch. Dann sind die Blätter nur etwa 1
bis 2 cm lang gestielt und haben schmal lanzettliche bis 10 cm lange
und 5 bis 10 mm breite Spreiten. Die Pflanze hat 2n = 22 Chromosomen.
Temperatur:: 22-28 °C
pH-Wert: 6,5-7,5
Härte: 2-12 °KH
Licht: viel
Sonstiges:
Nur in grösseren Becken für den Vordergrund geeignet. Bei Becken mit geringer Höhe (< 40 cm) in den
Mittelgrund pflanzen. Es kommt zu einer Rasenbildung durch Ausläufer. Zeigt sehr früh Eisenmangelsymptome.
Der Name "Latifolius" = "breitblättrig" scheint unsinnig, weil es eine schmalblättrige Form ist. Allerdings bezieht sich die
ursprüngliche Benennung auf einen Vergleich mit Helanthium tenellum (Alisma tenellus var. latifolia).
Synonyme:
Echinodorus quadricostatus var. magdalenenis Fassett 1955
Echinodorus quadricostatus var. xinguensis (Fassett) Rataj
Echinodorus quadricostatus (Fassett) Rataj
Handelsbezeichnungen:
Echinodorus magdalenensis
Echinodorus "grisebachii"
Herkunft:
Nord Peru, Brasilien
Aussehen:
Die Pflanzen bilden über Wasserichte Bestände, die bis zu 30 cm hoch werden können. Die Blätter sind rein grün und lanzettlich.
Die Spreiten sind zwischen 5 und 20 cm lang und 1- 3 cm breit. Der Blattstiel ist in der Regel länger als die Spreite
und kann eine Länge von mehr als 30 cm erreichen. Die Pflanzen bilden reichlich Ausläufer und Blüten. Unter Wasser werden sie ca. 15 cm hoch.
Dann sind die Blätter kurz gestielt und schmal lanzettlich. Chromosomenzahl: 2n = 33
Temperatur: 22-28 °C
pH-Wert:: 6,0-7,5
Härte: 2-12 °KH
Licht: mittel bis viel
Sonstiges:
Nur in grösseren Becken für den Vordergrund geeignet. Bei Becken mit geringer Höhe (< 40 cm) in den Mittelgrund pflanzen.
Es kommt zu einer Rasenbildung durch Ausläufer. Zeigt sehr früh Eisenmangelsymptome.
Synonyme:
-
Herkunft:
Kulturform
Aussehen:
Die Blätter sind lang und bandförmig. Über Wasser sind sie 10 - 20 cm lang und 0,3 bis 1 cm breit. Unter Wasser werden sie bis
40 cm lang und 2 bis 4 mm breit. Die Spreite ist in sich spiralig gedreht.
Temperatur:: 22 - 28 °C
pH-Wert:: bis 7
Härte: 2 bis 12 °KH
Licht: mittel bis viel
Sonstiges:
Keine besonders wüchsige Pflanze, die lange braucht um anzuwachsen. Optisch ist sie gedrehten Vallisnerien sehr ähnlich,
die sich deutlich leichter pflegen lassen.
Es ist eine Selektion aus Helanthium bolivianum "Angustifolius", die seit 2006 sporadisch im Handel auftaucht.
Synonyme:
Helianth(i)um parvulum
Echinodorus parvulus
Herkunft:
USA (Alabama, Delaware, Florida, Illinois,
Indiana, Kansas, Kentucky, Louisiana, Massachusetts, Mississippi,
Missouri, North Carolina, Texas), Mexiko und Kuba
Aussehen:
Die Pflanzen werden über Wasser etwa 2-3 cm hoch. Die emersen Blätter
sind gestielt und lanzettlich.
Die Blütenstandstiele sind kurz und überragen die Blätter kaum. Sie tragen Dolden mit einem Quirl aus 2 bis 8 etwa 1
cm großen Blüten. Die Blütenstiele sind etwa 0,5 - 1,5 cm lang. Die weißen Kronblätter sind nicht länger als
die Kelchblätter. Es gibt 9 Staubblätter und 12 bis 15 Narben. Die etwa 1 mm große Frucht hat auf jeder Seite drei
Rippen.
Unter Wasser sind die Blattspreiten bis 6 cm lang, 3,5 mm breit und
grün. Auch unter starkem Licht werden die Blätter nicht rötlich. Die Blätter sind unterhalb der
Mitte am breitesten.
Temperatur:: 18 - 28 °C
pH-Wert: 6 - 7,5
Härte: 2-12 °KH
Licht: mittel bis viel
Sonstiges:
Die Form war früher weit verbreitet. Auch die Beschreibung von "Echinodorus tenellus" bei de Wit (1990) bezieht sich auf H. parvulus:
"Die Kelchblätter sind breiter als lang, eiförmig genau (nahezu) so lang wie die Kronblätter, die dünnhäutig und weiß sind."
Horst (1992): "Die Blättchen der zuletzt genannten Varietät [E. tenellus var. parvulus] sind kaum 2-3 mm breit und etwa 5 cm lang. Ich hatte die Pflanze lange Zeit
in Kultur und kann bestätigen, dass sie unter sehr guten Lichtverhältnissen und guten Nährstoffbedingungen eine
ausgezeichnet wachsende Rasenpflanze ist. Sie bildet einen gut aussehenden Teppich, der sich in wenigen Monaten bis zu 30 - 40 cm
ausdehnen kann. Allerdings zeigt sie sich gegen hineinwachsende Pflanzen empfindlich, in dieser Situation ist sie schnell unterlegen
und verschwindet; man muss sie vor anderen Pflanzen schützen."
Die Pflanze war früher auch als Sagittaria microfolia bekannt. Heute ist sie manchmal als Ranalisma rostrata im Handel.
Synonyme:
Alisma tenellum Martius 1830
Alisma ranunculoides var. brasiliense
Echinodorus tenellus
Herkunft:
Südamerika (Amazonasbecken, Venezuela, Kolumbien)
Aussehen:
Die Pflanzen werden bis 10 cm hoch. Die Blätter sind gestielt und
lanzettlich. Die Blütenstandstiele überragen die Blätter. Die weißen Kronblätter sind deutlich
größer als die Kelchblätter.
Unter Wasser sind die Spreiten bis 10 cm lang und etwa 2 mm breit. Sie sind etwas oberhalb der Mitte am breitesten. Die Blätter werden
unter Wasser meist bräunlich rot.
Temperatur:: 22-30 °C
pH-Wert: 6,0-7,5
Härte: 2-12 °KH
Licht: mittel bis viel
Sonstiges:
Durch dichte Ausläufer bildet sich ein kurzer Rasen. Die Pflanzen müssen regelmäßig ausgedünnt werden. Die
Blätter werden im Aquarium oft rötlich-braun.
Diese Pflanze wird von der Wasserpflanzengärtnerei Tropica und auch von Dennerle als "Echinodorus tenellus" vertrieben.
Durch dichte Ausläufer bildet sich ein kurzer Rasen.
Dazu wird aber viel Licht
benötigt (ab etwa 0,5 W/l bei T5 und gutem Reflektor) und eine gute Nährstoffversorgung über den Bodengrund. Ältere Pflanzen
regelmäßig entfernen, um den Bestand vital zu halten.
Manchmal ist diese Pflanze als Ranalisma rostrata im Handel.
Literatur:
S. Lehtonen (2006): Phylogenetics of Echinodorus (Alismataceae) based on morphological data.- Botanical Journal of the Linnean Society, 150, 291-305
S. Lehtonen, D. Falck (2011): Watery Varieties: aquarium plant diversity from aesthetic, commercial, ans systematic perspectives.- in J. C. Aquino: Ornamental Plants: Types, Cultivation and Nutrition
C. Kasselmann (2001): Echinodorus - Die beliebtesten Aquarienpflanzen.- Dähne-Verlag, Ettlingen
C. Kasselmann (2010): Aquarienpflanzen.- 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, Ulmer Verlag, Stuttgart
H.C.D. de Wit (1990): Aquarienpflanzen.- Ulmer Verlag, Stuttgart
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