Hirse ist ein Sammelbegriff
für kleinfrüchtige Getreidearten aus der Familie der
Gramineae (Süßgräser). Dazu gehören Arten aus den Gattungen Pennisetum,
Setaria, Panicum,
Eleusine,
Brachiaria, Coix, Digitaria, Echinochloa, Eragrostis, Paspalum und Phalaris. Sie werden auch als Echte Hirsen oder Millethirsen bezeichnet. Sorghum (Sorghum bicolor)
wird als Mohrenhirse oder Sorghumhirse bezeichnet. Mit einem Tausendkorngewicht von 14 - 38 g
ist es sehr viel großkörniger als die anderen Hirsearten.
Der ebenfalls
kleinkörnige und wie Getreide verwendete Amarant (Amaranthus)
gehört nicht zu den Hirsen, da es sich dabei nicht um ein Gras, sondern um
ein Fuchsschwanzgewächs handelt.
Hirsen sind sehr tolerant gegenüber Salz und Trockenheit. Darum
werden sie vor allem noch in ariden und semisariden Gebieten
Afrikas und Asien angebaut. Sie dienen bereits seit etwa 8000 Jahren als Nahrungsgetreide. Bei der Millethirse werden im durchschnitt weltweit nur etwa 1 Tonne Körner pro Hektar geernetet. Bei
Sorghum liegen die durchschnittlichen Erträge bei etwa 1,3 bis 1,7
t/ha. Es können Erträge von 4 bis 5 Tonnen pro Hektar erzielt werden
(Spanien, Italien, Frankreich). Solche mit Weizen vergleichbaren
Spitzenerträge sind aber nur mit Hybridsorten, Bewässerung und Düngung
zu erzielen. Die meisten Anbauer verwenden aber Regionalsorten und
müssen ohne zusätzliches Wasser und Dünger auskommen. Vielfach wird
heute in den Hirseanbaugebieten auch Mais kultiviert. Er bringt
Erträge von 8 bis 12 t/ha, ist aber anfälliger als die Hirsearten.
Die Hirsekörner werden zu Fladenbrote oder Brei verarbeitet oder dienen als Futtermittel oder Grundstoff für Bier. Bei uns werden sie vor allem als Zierpflanzen verwendet.
Pennistum glaucum "Purple Majesty", Panicum miliaceum "Panama" und Eleusine coracan.
Bei uns sind Hirsen Ziergräser und ihre Früchte dienen vor allem Vögeln als Nahrung.
In Afrika und Asien sind die Pflanzen wegen ihrer Anspruchslosigkeit wichtige Getreidearten.
Die Kolbenhirse wird in Europa vor allem als Vogelfutter genutzt.
Aus dem Mehl kann man aber auch Brot backen.
Name |
Anbaugebiete |
|
Pennisetum glaucum Perlhirse |
von Afrika bis Indien und Myanmar |
Diese Art wurde
vor etwa 3000 Jahren in der Sahelzone in Afrika in Kultur genommen. Sie
ist ein wichtiges Brotgetreide in trockenen Regionen Afrikas und
Asiens. Die Pflanzen werden bis zu 4,5 m hoch. Sie kann auch bei wenig
Niederschlag (min. 200 mm) kultiviert werden, hat aber einen hohen
Wärme- und Lichtbedarf. Die Variabilität ist groß. Die
Körner sind weiß, gelb, rötlich bis fast schwarz.
Kulturdauer 65 - 180 Tage, Etrag bis 4 t / ha, TKG 5 bis 18 g, Eiweißgehalt durchschnittlich 10 - 12 %, ca. 5 % Fett. |
Setaria italica Italiensische Borstenhirse Kolbenhirse |
Asien (China, Indien, Südostasien), Südosteuropa, Südafrika, Australien |
Die Pflanzen werden bis 2 m
hoch. Sie wächst nur in Regionen mit mindestens 400 mm, späte
Sorten sogar erst bei mindestens 700 mm Niederschlag. Die Körner
sind gelb, orange, rot oder schwarz. Unter sehr
günstigen Bedingungen können bis zu 5 t /ha gerntet werden.
Meist sind es weniger als 1 t/ha. Manche Sorten haben einen hoher
Kleberanteil und ergeben backfähiges Mehl. Der Eiweißgehalt
liegt etwa bei 9-10 % und der Fettgehalt bei etwa 3,5 %. |
Panicum miliaceum Rispenhirse |
Zentralasien, Nordchina, Japan, Indien |
Bis ins Mittelalter die wichtigste Nahrungsquelle der armen Bevölkerung in Mitteleuropa. Die Pflanzen werden bis 150 cm hoch. Einige Sorten haben Klebereiweiße und liefern backfähiges Mehl. Kulturdauer 60 bis 90 Tage, Ertrag 1 - 5 t/ha, TKG 4 - 8 g, Eiweißgehalt bis zu 10 %, selten bis 18%, Fettgehalt 1,1 %. |
Eleusine coracan Fingerhirse |
von Afrika bis Indien und Japan |
Meist wird dieses Gras etwa
90 cm hoch, kann aber auch 150 cm Höhe erreichen.
Benötigt mindestens 500 mm Niederschlag. Nährstoffreiche,
ausreichend feuchte Böden sind für hohe Erträge
notwenig. Meist als erste Kultur nach einer Brandrodung. Ohne Bewässerung sind Erträge von 150 bis 900 kg/ha zu erwarten.
Mit Bewässerung etwa 1 bis 2 t/ha. TKG 2,5 g. Eiweißgehalt
ca. 8 %, Fettgahalt 1,3 %. Wird zu Brei, Fladenbrot und Bier
verarbeitet. |
Name |
Anbaugebiete |
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Brachiaria deflexa Kolo rassé |
Westafrika |
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Brachiaria ramosa brown top millet oder anda cora |
Indien wegen der Körner USA als Korrosionsschutz für den Boden |
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Coix lacryma-jobi Hiobsträne |
Mittelmeergebiet und humide Tropen weltweit |
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Digitaria cruciata Raishan |
Indien |
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Digitaria exilis Fonio |
Westafrika |
Braucht wenig Wasser und
Nährstoffe. Kulturdauer 90 - 130 Tage. Wird auch als "hungry rice"
bezeichnet und ist vor allem zur Ergänzung wichtig, wenn andere
Getreide schlechte Erträge bringen. Enthält etwa 8 bis 9 %
Eiweiß und 1,1 % Fett. |
Digitaria iburus Iburu |
Nordnigeria, Togo, Benin, Niger | |
Echinochloa colona Schamahirse |
Wird in Indien in Notzeiten genutzt. Weltweite als Unkraut. |
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Echinochloa frumentacea Sawahirse, Weizenhirse |
Indien, Sri Lanka |
Die Pflanzen werden etwa 90
cm hoch und die Körner sind bereits 45 Tage nach der Aussaat reif.
Der Eiwweißgehalt liegt bei etwa 6 %, der Fettgehalt bei 2,2 %. |
Echinochloa utilis Japanische Hirse |
Japan, Korea, Nordost China |
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Eragrostis tef Tef |
Äthiopien |
Sehr kleinfrüchtig. TKG 0,31 - 0,47 g. Eiweißgehalt etwa 9 %, Fettgehalt 2,2 %. |
Panicum sumatrense Kutkihirse |
Indien, Sri Lanka, Nepal. Myanmar |
Sehr anspruchslos. Kann auf sehr nährstoffarmen Böden angebaut werden. Kulturdauer etwa 90 bis 105 Tage |
Paspalum scrobiculatum Kodahirse |
Indien, China Japan |
Eiweißgehalt 10 bis 11 %, Fettgehalt 4,2 %. |
Phalaris canariensis Kanariengras |
Mittelmeergebiet, Kanarische Inseln |
Hirsearten können von Wurzelfäulen durch Fusarium-Pilze betroffen sein. Verschiedene andere Pilze verursachen Blattkrankheiten.
Zum Beispiel verursacht Pyricularia setariae in China und Magnoporthe grisae in Indien an Fingerhirse Blattkrankheiten.
An Perlhirse treten Falscher Mehltau (Sclerospora graminicola) und Rostkrankheiten (Puccinia sp.) auf.
Claviceps fusiformis verursacht in Indien und Claviceps microcephala
in Mauretanien Mutterkorn an Perlhirse. Mutterkorn enthält
Pilztoxine, die Menschen schon in geringen Konzentrationen schwer
schädigen können. Brandpilze werden mit dem Samen
übertragen und infizieren die Keimlinge.
Als Gegenmaßnahmen wird das Saatgut behandelt. Brandpilze und
Wurzelfäule können damit weitgehend eingedämmt werden.
Außerdem werden resistente Sorten gezüchtet.
Als Schädlinge treten Triebfliegen (z. B. Atherigona miliaceae und A. soccata)
auf. deren Larven an den Herzblättern fressen und die Triebspitzen
zerstören. Die Raupen von Nachtfaltern und Zünzlern
können ebenfalls schwere Schäden verursachen. Befall mit der
Eulenraupe Heliocheilus albipunctella
kann in der westafrikanischen Sahelzone die Ernte um 35 % reduzieren.
Teilweise treten Schäden durch Zikaden auf. Die reifen Körner
werden von Vögeln gefressen. Borstenhirse und Perlhirse haben
lange Grannen, die den Vögeln den zugang zu den Körnern
erschweren und sind darum weniger gefährdet.
Verschiedene Käfer treten als Lagerschädlinge auf. Sie
können mit Insektiziden bekämpft werden, mit denen die leeren
Speicher vor der Ernte desinfiziert werden. Lagerung unter
Luftabschluss hilft ebenfalls. Dem Getreide werden auch inerte
Stäube (Silicagel, Kieselerde, Aktivkohle, Lehm, Kreide)
zugesetzt. Diese beschädigen den Chitinpanzer der Käfer,
verstopfen ihre Atemöffnungen und führen zu ihrer
Austrocknung. Vor dem Verzehr wird der Staub einfach von der
benötigten Getreide-Portion abgewaschen. Diese Methode machten
sich schon die alten Ägypter zu nutze.
Literatur:
G. Franke (Hrsg.)(1994): Nutzpflanzen der Tropen und Subtropen - Bd. 2 Spezieller Pflanzenbau.- UTB, Stuttgart
Wikipedia: Hirse
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