
Obwohl die Mispel bei uns heimisch ist und bereits seit Jahrtausenden als Nahrungspflanze genutzt wird, ist sie weitgehend unbekannt.
Der sommergrüne Baum hat einen krummen Stamm und verzweigt sich recht dicht über dem Boden zu einer breiten Krone. Die Pflanze wird etwa 5 bis 9 m hoch.
Teilweise sind die Zweige mit Dornen besetzt.
Mispeln gelten als recht langlebig. Sie werden etwa 70 Jahre alt. In England soll es Exemplare geben, die über 300 Jahre alt sind.
Die Blätter sind fest, grob, dunkelgrün und lanzettlich. Im Herbst werden sie vor dem Blattfall rostbraun.
Die Früchte sind flachrund und haben eine raue Schale. Sie erinnern etwas an braune Hagebutten.
Ursprünglich wurde die Gattung Mespilus als eigenständiges Taxon in der Familie Rosaceae geführt.
Moderne molekulargenetische Untersuchungen (z. B. Campbell et al., 2007; Lo & Donoghue, 2012) zeigen jedoch, dass Mespilus
innerhalb der Gattung Crataegus (Weißdorne) eingebettet ist.
Daher fassen einige Botaniker heute Mespilus germanica als Crataegus germanica (L.) Kuntze auf.
Aus historisch-horticulturellen Gründen wird der altbekannte name aber weiterhin verwendet.
Es sind zwei Mispeln bekannt.

Deutscher Name: Echte Mispel
Verbreitung: Ursprünglich aus dem Gebiet zwischen Südosteuropa und Westasien (Balkan, Türkei, Kaukasus, nördlicher Iran).
Einzige Art der Gattung, seit der Antike in ganz Europa kultiviert.
Kulturelle Bedeutung: Alte Obstart, heute in Kultur, teils verwildert in Süd- und Mitteleuropa.
Die Deutsche Mispel kommt bei uns wild vor. Sie wächst auf sauren Böden in Laubmischwäldern.
Ursprümglich stammt sie vermutlich aus Westasien und dem östlichen Mittelmeerraum. Sie ist aber bereits sehr lange in Kultur und ist bei uns heimisch geworden.
Es werden die Formen Mespilus germanica f. apyrena (DC.) Rehder und Mespilus germanica f. macrocarpa (DC.) Zabel unterschieden.
Unreife Früchte sind hart und enthalten viele Tannine (2,6 %). Sie wurden früher zusammen mit der Rinde und den Blättern zum Gerben von Leder verwendet.
Auch zum Ausfällen von Trübstoffen aus Apfelsaft und Wein können die Mispeln verwendet werden.
Nach dem Frost oder nach längerer Lagerung werden die Früchte weich, süßsäuerlich und herbnussig. Dann können sie zu Marmelade oder Kompott verarbeitet werden.
Die ideale Erntezeit ist zwischen Anfang November und Mitte Dezember. Haben die Früchte bis dahin keinen Frost bekommen, können sie in luftigen Kisten nachreifen.
Im Mittelalter waren Mispeln als Obstbäume gebräuchlich.
Deutscher Name: Gray Mespilus / Arkansas Mispel
Verbreitung: Sehr selten - bisher nur in einem kleinen Gebiet des Bundesstaats Arkansas
(Nordamerika) bekannt, dort in feuchten Auwäldern entlang des Black River.
Besonderheit: Erst 1990 von J. B. Phipps in Arkansas (USA) entdeckt.
Vermutlich eine Naturhybride, entstanden durch Kreuzung von Mespilus germanica × Crataegus sp. (Weißdorn).
Genetische Untersuchungen bestätigen enge Verwandtschaft zu Weißdornen.
Erhaltungsstatus: Kritisch gefährdet (IUCN). Nur wenige Dutzend Exemplare bekannt.

Die Echte Mispel ist ein kleinwüchsiger, laubabwerfender Baum oder großer Strauch aus der Familie Rosaceae.
Sie trägt im Herbst braune, apfelähnliche Steinfrüchte, die erst nach Frosteinwirkung weich und genießbar werden.
Historisch war die Mispel schon bei den Römern und im Mittelalter eine gebräuchliche Obstart.
Die genaue ursprüngliche Heimat lässt sich nicht absolut sicher bestimmen,
weil die Art sehr früh kultiviert wurde. Forschung und herbarische Auswertungen sehen das natürliche Verbreitungszentrum im
östlichen Mittelmeerraum und Westasien - Südosteuropa (Balkan), Kleinasien (Türkei), Kaukasus, Krim, nördlicher Iran und Teile Turkmenistans.
Kultivierung und Verbreitung durch Menschen führten schon in der Antike zu Vorkommen in Mitteleuropa.
Wildvorkommen und verwilderte Bestände finden sich in Süd- und Südosteuropa sowie stellenweise in Mitteleuropa.
In einigen Gebieten werden Mispeln auch kommerziell angebaut (z. B. Spanien, Teile West- und Südwestasiens).
In Gärten tritt sie zunehmend wieder als traditionelle Obstart oder Ziergehölz auf.
Es gibt mehrere kultivierte Formen und Sorten, historische sowie neuere Selektionen.
Bekannte, häufig genannte Sorten sind zum Beispiel:
- 'Nottingham' - sehr verbreitet, gutes Aroma, kompakter Habitus.
- 'Dutch' / 'Dutch large-fruited' (Flanders Giant) - großfrüchtig, ertragreich.
- 'Royal' - ertragreich, mittelgroße Früchte.
Weitere Namen, die in Literatur und Baumschulen auftauchen: 'Hungarian', 'Seedless' (historisch), 'Macrocarpa', 'Westerveld'.
Die genaue Qualität (Größe, Reifezeit, Geschmack) variiert stark.
Bei konkretem Interesse an Anbau oder Einkauf lohnt sich die Nachfrage beim Anbieter nach Ertrag, Fruchtgröße und Eignung für Ihre Region.
Licht: Mispeln bevorzugen Standorte in voller Sonne bis halbschattiger Lage. Die beste Fruchtqualität erzielst du an enem vollsonnigen Platz.
Boden: An den Boden stellt der baum keine Ansprüche. Er kommt gut mit mäßig nährstoffreichen bis steinigen Böden zurecht.
Bevorzugt werden durchlässige, humose, kalkhaltige Böden. Staunässe verträgt die Mispel nicht.
Boden-pH-Wert: Kalkhaltige Böden mit alkalischem pH-Wert werden bevorzuggt. Auf sauren Böden gedeiht die Mispel nicht.
Pflanzzeit: Die ideale Pflanzzeit ist im Herbst oder im zeitigen Frühjahr. Wässere den Wurzelballen vor dem Einsetzen und lockere ihn auf.
Hebe ein Pflanzloch aus, das etwa doppelt so breit ist wie der Ballen. Setze den Baum dann so ein, dass der oberster Wurzelansatz auf Niveau der Bodenoberfläche ist.
Mispeln werden als Solitärbäume oder in lockeren Pflanzungen gehalten. Der Baum erreicht einen Kronendurchmesser von 4 bis 6 metern und benötigt darum viel Platz.
Unterlagen/Veredelung: Im Handel angebotene Jungbäume sind oft auf Quitte oder Weißdorn veredelt.
Quittenunterlagen werden häufig verwendet, um kompakteres Wachstum zu erzielen.
Junge Bäume brauchen nach der Pflanzung regelmäßige Wassergaben. Besonders im ersten Sommer musst du in Trockenperioden gießen.
Mulchen der Baumscheibe hilft die Bodenfeuchte zu halten. Ältere Bäume benötigen keine Wassergaben mehr.
Es ist nur wenig Dünger notwendig. In der Regel reicht es einmal jährlich im Frühjahr Kompost oder einen ausgewogener Mineraldünger zu geben.
Gib keinen stickstoffbedonten Dünger, damit Fruchtbarkeit und Holzwachstum im Gleichgewicht bleiben.
Blütezeit ist im Mai und Juni. Die Mispel hat weiße oder leicht rosafarbene Schalenblüten. Sie ist selbstfruchtbar, aber der Ertrag kann aber durch
gute Bestäubungsbedingungen verbessert werden.
Die Früchte reifen im Herbst und sind im Oktober oder November voll ausgewachsen und typisch brun gefärbt.
Zu dem Zeitpunkt sind sie aber noch sehr hart und ihr Geschmack ist adstringierend.
Erst nach dem ersten Frost oder einiger Lagerzeit werden sie mürbe, süß-aromatisch und genussreif.
Ernte die Früchte rechtzeitig und lagere sie kühl und luftig ein. Am besten legst du sie in Kisten auf Zeitungspapier.
Mispeln sind relativ pflegeleicht; regelmäßiger Schnitt ist nur moderat erforderlich - hier eine praxisorientierte Schritt-für-Schritt-Anleitung:
1. Zeitpunkt: Hauptschnitt im späten Winter/Frühjahr (Ruhephase, bevor der Saftfluss startet) oder leichter Nachschnitt im frühen Herbst zur Formkorrektur.
Vermeide stärkere Schnitte unmittelbar vor strengem Frost.
2. Ziel: Eine stabile, gut belichtete Krone mit wenigen Hauptästen (3 bis 5 Leitäste) formen;
zu dichte Stellen auslichten, um Licht in die Krone zu bringen und Fruchtqualität zu fördern.
3. Entfernen: Kreuzende, nach innen wachsende oder abgestorbene Äste komplett entfernen (Schnitt bis auf die Basis/den nächsten Seitenast).
Alte, überlange Triebe auf gesunde Seitenknospe einkürzen.
4. Fruchtholz: Mispeln fruchten an Kurztrieben; zu starke Entfernung dieser Sporne reduziert Ertrag.
Deshalb nur selektiv verjüngen - alte, wenig fruchtbare Triebe gelegentlich entfernen, um Platz für neue, fruchtbare Kurztriebe zu schaffen.
5. Formpflege: Bei Jungbäumen nach Pflanzung 1 bis 2 formative Schnitte (z. B. Spitze kürzen, Leitäste wählen).
Bei veredelten Bäumen Sprossung des Unterlagentriebs entfernen.
Mespilus ist in Mitteleuropa winterhart. Fröste von -15 bis -20 °C ertragen die Bäume ohne Probleme. In sehr strengen, langanhaltend extremen Lagen kann Schutz der Wurzeln (Mulch) sinnvoll sein. Frostschäden an Blüten (späte Fröste) können jedoch die Ernte beeinträchtigen.
- Feuerbrand (Erwinia amylovora): Wie alle Rosengewächse ist die Mispel ein Wirt für Feuerbrand.
Bei Verdacht auf einen Befall musst du unbedingt die Pflanzenschutzhinweise und Quarantainemaßnahmen beachten.
- Fruchtfäule (Monilinia spp.) und Mehltau oder Blattflecken können bei feuchtem Wetter auftreten.
Gute Belüftung durch Auslichtungsschnitt und ein ausreichender Pflanzabstand zu anderen Gehölzen helfen, dass die Krone schnell abtrocknet.
- Allgemein: Die Mispel ist eine vergleichsweise robuste Kulturpflanze, die wenig Pflege benötigt.
Früchte werden nach Frost oder der Lagerung roh gegessen oder zu Konfitüren, Gelee, Mus, Mispel-Chutney, Spirituosen verarbeitet.
Vor allem in Süddeutschland und der Schweiz werden Mispelbrand und Mispellikör hergestellt.
Für den Verzehr müsse die Mispelfrüchte weich und überreif sein. Vorher sind sie hart und ihre Gerbstoffe wirken im Mund zusammenziehend.
Der Geschmack reifer, roher Mispeln ist angenehem und wir oft als eine Mischung aus Apfel, Aprikose und reifen Datteln mit einer Zimt- oder Karamelnote beschrieben.
Die Textur ist weich und manchmal leicht krönig und erinnert an Apfelmus oder Kompott.
Die großen Samen stören beim Fessen, darum musst du nach dem Kochen das Fruchtfleisch durch ein Sieb pressen.
Da die Früchte wenig Saft haben, musst du zum Kochen Wasser oder Apfelsaft zugeben.
Die Früchte enthalten zwischen 1,4 und 2,6 mg Vitamin C Liter Fruchtmus. Ihr Glucose-Fruktose-Verhältnis ist ausgeglichen.Sie enthalten viel Kalium.
Die Mispel wurde als Hausmittel zur Regulierung bei Darmkrankheiten eingesetzt und hat auch eine harntreibende Wirkung.
Sie soll auch eine Blutreinigende und fibersenkende Wirkung haben.
Die Gerbstoffe in den unreifen, Früchten, Blättern und der Rinde wurden zum Gerben von Leder verwendet.
Die Früchte eignen sich durch ihre Tannine auch zum Klären von Apfel- und Birnenmost und Wein.

Literatur
Mispel bei Wikipedia

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