Ein Garten dient in erster Linie unserer Erholung und teilweise auch zur Versorgung mit frischem Gemüse. Er ist unser Rückzugsort und soll uns guttun. Wir richten ihn ein wie er uns gefällt und stellen Pflanzen zusammen, die in der Natur nie nebeneinander wachsen würden. Die Tulpen und Krokusse, die Farbe in unser Frühjahr bringen, stammen vom Balkan und aus dem Nahen Osten. Im Sommer lachen uns die Blüten von Sonnenblume und Mädchenauge an, die ursprünglich in Nordamerika heimisch waren. Andere Pflanzen wie das Löwenmäulchen sind aus dem Mittelmmerraum zu uns gekommen. Wieder Andere stammen aus Afrika (Schopflilien) oder Mittelamerika (Tagetes). Trotzdem bzw. gerade deswegen ist der Garten ein biologisch wertvoller Lebensraum für zahlreiche Wildtiere. In unserem Bestreben immer etwas Blühendes um uns zu haben, bieten wir Nektarsammlern und vielen Pflanzenfressern ein reiches Buffet.
Insekten, die Nektar und Pollen sammeln, sind wichtig für Natur und Mensch, weil sie die Blüten bestäuben. Sie sind notwendig, damit Kürbisse, Erbse, Bohnen, Äpfel und Kirschen Früchte bilden und uns mit Nahrung versorgen. Besonders die Honigbiene, Hummeln und solitäre Wildbienen spielen hier eine herausragende Rolle. Die Larven von Schwebfliegen, Florfliegen und Käfer sind kleine Räuber, die Blattläuse und andere Schädlinge fressen.
Laufkäfer, Spitzmäuse, Eidechsen, Kröten und Igel vertilgen Schnecken und Schneckeneier und sind ebenfalls willkommene Gäste im Garten.
Auch über Schmetterlinge freut sich Jeder. Aber ihre Raupen fressen nun mal Pflanzen. Einige mögen Brennnesseln, andere unseren Salat, Möhrenkraut oder Fenchel.
Sie dienen aber auch Meisen als Nahrung, die sie an ihre Brut verfüttern.
Auch den Schädlingen kommt im Garten eine gewisse Bedeutung zu.
Der Marienkäfer und seine Larven benötigt immer etwas zu fressen.
Auf Lockpflanzen wie Kapuzinerkresse oder an Brennnesseln sollte man darum Blattläuse dulden.
Hierher können sich die Räuber zurückziehen, wenn es im Gemüsebeet nichts mehr zu tun gibt.
Rückzugsgebiete für Nützlinge, wie sie in der Landwirtschaft immer gefordert werden, muss es auch im eigenen Garten geben.
Von dort breiten sich die Tiere über den Garten aus, wenn sich Läuse auf dem Salat breit machen.
Auch im Rest eines naturnahen Gartens sollte der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln tabu sein.
Sobald Räuber und Parasiten eine Blattlauskolonie entdecken, verschwinden die Läuse schnell wieder. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist darum meist überflüssig.
Brühen, Jauchen, Pflanzenstärkungsmittel und geeignete Kombinationen von verschiedenen Pflanzen in Mischkulturen helfen zu verhindern, dass sich Schädlinge zu stark vermehren.
Die FÖrderung von Nützlingen tut ihr übriges dazu. Es gehört zum Ökosystem Garten, dass dort Pflanzenfresser und Räuber in ausgewogenem Verhältnis leben.
Nützlinge tragen dazu bei, dass sich unsere Pflanzen gesund entwickeln.
Damit sie sich bei uns wohlfühlen, benötigen sie nicht nur ständig Nahrung, sondern auch geeigneten Verstecke, Nistmöglichkeiten und Winterquartiere.
Ein zu aufgeräumter Garten sagt ihnen darum nicht zu.
Reisighaufen, lose Steinhaufen, Stapel von alten Gewegplatten oder Feuerholz, Baumstämme, Brennnesselwildwuchs und eine Komposthaufen sind Lebensraum für viele kleine und große Tiere im Garten.
Solche "Schandflecken" mag nicht jeder sehen. Mit Sichtschutzwänden kann man solche Bereiche aber leicht vom Haupteil des Gartens abtrennen.
Von der Terrrasse oder der Hängematte oder der Hollywoodschaukel aus schaut man dann auf einen begrünte Wand oder einen rustikalen Zaun.
Solche Gartenraumteiler kann man leicht selbstbauen.
Ein beliebter Trend ist zur Zeit auch das Basteln mit Euro-Paletten aus denen sich prima Möbel, Rankgerüste und Regale bauen lassen. Anregungen geben verschiedene Ratgeber und Sachbücher.
Man kann aber auch mit Rankgerüsten für Stangenbohnen oder Prunkbohnen und mit Bohnenzelten eine optische Abgrenzung schaffen.
Das hat den Vorteil, dass die Pflanzen uns eine reiche Bohnenernete bescheren.
Wer es lieber bunt mag, kann auch Blumenmischungen als blühenden Sichtschutz ausäen. Solche Mischungen gibt es fertig zu kaufen, man kann aber auch selber mischen.
Das Gerüst bilden große, stabile Sonnenblumen und Mais. Dazu sät man Schling- und Rankggewächse wie Winden, Wicken, Glockenreben und Schwarzäugige Susanna.
So bildet der Sichtschutz selsbt schon einen eigenen Lebensraum.
Literaturtipps:
Abtei Fulda (1994): Beerenobst im Naturgemäßen Anbau.- 6. unveränderte Auflage, Abtei zur Heiligen Maria, Fulda
Abtei Fulda (1997): Obstbau-Kalender auf biologischer Grundlage.- 9. Auflage, Abtei zur Heiligen Maria, Fulda
Abtei Fulda (1998): Pflanzensaft gibt Pflanzen Kraft - pflanzliche Gieß- und Spritzmittel für den Garten.- Abtei zur Heiligen Maria, Fulda
aid (2007): Biologischer pflanzenschutz.- aid Infodienst, Bonn
aid (2005): Nützlinge in Feld und Flur.- aid Infodienst, Bonn
aid (2005): Garten als Lebensraum.- aid Infodienst, Bonn
aid (2009): Von Apfel bis Zucchini - Das Jahr im Garten.- aid Infodienst, Bonn
aid (2011): Nützlinge im Garten.- aid Infodienst, Bonn
aid (2015): GartenKinder - Gärtnern mit Kindern - Natur macht neugierig!- aid Infodienst, Bonn
Martin Haberer (2006): Ulmers Großer Taschenatlas Garten- und Zimmerpflanzen - über 1200 Pflanzenporträts.- Eugen Ulmer KG, Stuttgart
Helmut und Margit Hintermeier (2012): Bienen, Hummeln, Wespen im Garten und in der Landschaft.- 7. Auflage, Obst- und Gartenbauverlag München
Walter Kolb, Werner Müller-Haslach (2009): Nutzgärten - Der Gartenprofi - Fach- und Arbeitsbuch.- Eigen Ulmer KG. Stuttgart
Wolfgang Marco Kawollek (2008): Alles über Pflanzenvermehrung.- Eugen Ulmer KG, Stuttgart
Folko Kullmann (2015): Garten-Projekte: für Selbermacher.- blv Buchverlag
Margit Rusch (2010): Anders gärtnern: Permakultur-Elemente im Hausgarten.- Ökobuch Verlag
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