Plagegeister und Aliens - von unbekannten Objekten im Aquarium

geschwungene Linie




In jedem Aquarium tauchen früher oder später Tiere oder Objekte auf, deren Herkunft man sich nicht gleich erklären kann. Auf dieser Seite werden ein Paar dieser Ufo (= unknown floating objects) davon vorgestellt. Im Boden und Filter lebende Würmer und andere Organismen sind auf der Seite über Mulm im Aquarium zusammen gefasst.



Bewegliche Objekte

Würmer

Dendrocoelum lacteum

Die Milchweisse Planarie (Dendrocoelum lacteum) findet man nicht im Aquarium.

Dugesia spec.

Die weißen, kleinen Planarien sind in Aquarien häufig. Sie fressen auch Fischfuttereste und Aas, vermehren sich schnell und sind eine Bedrohung für Garnelen und kleine Schnecken.

Braune Planarie

Diese braune Planarie kann man sich mit Schnecken ins Aquarium einschleppen. Die Tiere saugen sich zum Beispiel in der Lungenhöhle von Schlammschnecken fest. Es handelt sich um Planaria torva

Planarien in einem Aquarium

Planarien

Zu den lästigsten Plagegeistern im Aquarium gehören die Planarien (Stamm Plathelminthes, Klasse Turbellaria). Sie sind schleimig und bewegen sich gleitend fort. Dabei verändert sich ihre Form nicht wesentlich. Meistens haben sie einen keilförmigen Kopf. Sie haben meist nur ein Paar Augen, die oft in weiße Flächen eingebettet und gut sichtbar sind. Alle Planarien sind Räuber, die kleinere Wassertiere erbeuten. Sie können sich aus Körperteilen regenerieren und ihre Eier sind gegen die meisten chemischen Substanzen resistent. Das ist zwei der Gründe warum sie sehr schwer zu bekämpfen sind.
Es kommen in Europa etwa 70 Arten der Gattung vor. Weltweit sind es gut 200 im Süßwasser. Unsere einheimische Milchweisse Planarie (Dendrocoelum lacteum) wird man nicht im Aquarium finden. Die Tiere sind an kühle Gewässer angepasst und überleben die Temperaturen im tropischen Aquarium nicht. Das Vordende ist abgestumpft. Zwischen den Augen befinden sich zwei sehr kurze, gnubbelige Tentakel, die das Vorderende aber nicht überragen. Die Tiere sind schnell und beweglich und können darum auch flinke Beutetiere (Wasserasseln und Bachflohkrebse) erbeuten. Es werden Verdauungssäfte in die Beute injeziert, die das Gewebe verflüssigen. Danach wird das Opfer ausgesaugt. Diese Tiere sind mit bis zu 2,6 cm Körperlänge deutlich größer als die üblichen weißen Planarien im Aquarium.
Die weißlichen Planarien im Aquarium sind 1 bis 1,2 cm lang und etwa 1,5 mm breit. Ihr Kopf ist abgerundet dreieckig. Die Augen sind als dunklen Flecken sichtbar, die von einem unpigmentierten Hof umgeben sind. Sie treten oft in Massen auf und sind eine Gefahr für Schneckennachwuchs und Garneleneier. Diese Tiere gehören wahrscheinlich in die Gattung Dugesia oder es handelt sich um Girardia tigrina, die sich nur asexuell fortpflanzt.
Ausführliche Informationen zu Planarien gibt es auf meiner Seite über Planarien.


Egel

Egel kommen im Aquarium eher selten vor. Sie haben wie die Planarien eine wurmförmige Gestalt. Sie gehören aber zu den Ringel- und nicht zu den Plattwürmern - sind also näher mit den Regenwürmern als mit den Planarien verwandt.
Sie sind nicht schleimig, sehr fest und lassen sich sehr schwer zerteilen. Sie können sich nicht regenerieren.
Egel werden von Aquarienfischen nicht gefressen und die chemischen Mittel gegen Planarien sind gegen sie wirkungslos.
Egel haben zwei Saugnäpfe. Einer befindet sich am Kopf, der zweite am Hinterende.
Ihre Fortbewegungsweise wird oft als "spanneraupenartig" beschrieben. Die folgenden Bilder zeigen diesen "Egelwalk".

Egel Egel Egel Egel Egel egel Egel Egel Egel Egel

Der hintere Saugnapf dient dem Tier als Halt, während es nach einer neuen Position sucht. Dann streckt sich der Körper und der vordere Saugnapf heftet sich an den Untergrund. Der Körper wird nachgezogen und der hintere Saugnapf nahe dem vorderen aufgesetzt. Dabei krümmt das Tier den Rücken. Der vordere Saugnapf wird gelöst und sucht nach neuem Halt für den nächsten Schritt.



Kleiner Schneckenegel

Kleiner Schneckenegel

Egel mit Nachwuchs

Schneckenegel mit Jungtieren unter dem Bauch
Ein großes Problem für Schnecken izt der Kleine Schneckenegel (Alboglossiphonia heteroclita). Sie saugen nicht nur kurz, sondern töten die Tiere ab. Fische werden zwar erst angegriffen, wenn keine Schnecken mehr zur Verfügung stehen, aber auch sie werden verletzt und können bei starkem Befall sterben. Der Egel raspelt ein Loch in die Haut des Opfers und saugt Körperflüssigkeiten.
Die Tiere betreiben Brutpflege indem sie ihre Eikokons und auch die Jungtiere unter dem Bauch mit sich herumtragen. Sie bringen ihre Jungen aktiv zu einem Wirt an dem diese sich dann festsaugen.
Der Schneckenegel (Glossiphonia heteroclita) ist weißlich, gelblich oder gräulich. Er hat drei Paar Augen hinter einander, wobei die beiden hinteren Paare dichter zusammen stehen. Der Rücken weist keine Warzen auf. Die Art saugt an Schnecken und Würmern.

Schneckenegel auf Pomacea diffusa

Egel an Apfelschnecken

Der Zweiäugige Plattegel (Helobdella stagnalis) hat nur zwei Augen. Er ist farblos, hellgrau oder rötlich. Er saugt an Mückenlarven, Wasserflöhen, Wasserasseln, Schnecken, Amphibien und im Aquarium auch an Fischen.



Nais

Stylaria lacustris




Borstenwürmer

Es treten in Aquarien auch kleine, dünne weiße Würmer auf, die sich vor allem in der Nacht an den Scheiben sammeln. Sie bewegen sich fort in dem sie sich wie Gummibänder strecken und wieder zusammenziehen.
Bei diesen Tieren handelt es sich manchmal um Stylaria lacustris. Die Tiere gehören zu den Würmern und zwar in die Unterklasse der Wenigborster (Oligocheata). Sie sind Verwandte von Regenwurm und SchlammrÖhrenwurm (Tubifex). Die Tiere werden bis 1 cm lang und haben einen Durchmesser von weniger als einem halben Millimeter. Typisch ist der lange, bewegliche Fühler am Vorderende. Die Tier können gut schwimmen, leben aber im Schlamm von stehenden Gewässern und Flüssen. Dort fressen sie Aufwuchsalgen und Detritus. Sie vermehren sich ungeschlechtlich durch Teilung nach Kettenbildung. Das heißt das Tier wächst in die Länge und zerfällt dann irgendwann in zwei. Geschlechtliche Fortpflanzung erfolgt nur im Herbst. Dann werden mit Schleim umhüllte Eikokons an Wasserpflanzen geheftet. Die Tiere stellen keine Bedrohung für die Aquarienbewohner dar. Sie werden zum Teil gefressen, ziehen sich aber tagsüber ins Substrat zurück. Es kommen auch andere Borstenwürmer wie Nais-Arten oder der Fetttropfenwurm in Aquarien vor. Sie sind ebenso harmlos.





Krebstiere

Zebra-Muschelkrebs

Zebra-Muschelkrebs (Cypridopsis vidua)

Muschelkrebs aus einem Aquarium

Dieser Muschelkrebs mit zwei verschieden großen Schalenklappen wurde als Tanycypris centa identifiziert.

Muschelkrebs aus einem Aquarium

Strandesia bicuspis ist ein Muschelkrebs mit Dorn auf dem Rücken.

Muschelkrebse

Muschelkrebse sind kleine Krebstiere, die sich von Algen und Einzellern ernähren. Manchmal treten sie plÖtzlich in Aquarien auf und schwimmen in Schwärmen durch das Becken oder sammeln sich an den Scheiben. Sie sind nicht gefährlich für die Beckenbewohner. Ihre harten Schalen schützen sie allerdings vor dem Gefressen werden. Die Tiere tauchen immer wider auf und verschieden dann nach einigen Wochen wieder. Sie schlüpfen aus Eiern, entwickeln sich zu Adulten, paaren sich, leben wiederum Dauereier und sterben. Nach einigen Wochen oder Monaten geht es von vorne los.
Es gibt verschiedene Arten in meinen Aquarien. Der Zebra-Muschelkrebs (Cypridopsis vidua) ist sehr groß. Mit etwa 2 bis 3 mm Länge ist er gut erkennbar. Er hat ein weiteres Verbreitungsgebiet und kommt sowohl in Europa, als auch in Südamerika vor.
Tanycypris centa wurde gerade erst in Süd-Korea gefunden und 2012 al neue Art beschrieben.
Strandesia bicuspis kommt in überschwemmungsgebieten vor. Das Verbreitungsbiet umfasst Brasilien, Argentinien, Kolumbien, Surinam und Paraguay. Es wurden einmal auch Tiere in Frankreich gefunden. Die Schalen erwachsener Tiere sind etwa 2,2 mm lang und 1,1 mm hoch. Charkteristisch ist der Dorn auf dem Rücken. Am Rand der linken Schalenhälfte sind Zähne.

Hüpferling mit Eiern
Macrocyclops albidus - Weibchen mit Eiern

männlicher Hüpferling

Männchen von M. albidus

Nauplie von Macrocyclops

Nauplie von Macrocyclops albidus

Hüpferlinge

Hüpferlinge sind Ruderfußkrebse. Sie fallen durch ihre eigenartig sprunghaften Schwimmbewegungen auf. Den meisten Aquarianern sind sie als Frost- oder Lebendfutter bekannt. Manchmal treten sie aber auch plÖtzlich in Massen in Aquarien ohne Fische auf. Sie sind als kleine Punkte sichtbar, die sich unregelmäßig, hüpfend durch das Wasser bewegen und ab und zu an der Scheibe oder an Pflanzen sitzen bleiben.

Der Körper ist in einen Vorderkörper (Cephalothorax), ein Bruststück (Thorax) und den Hinterleib (Abdomen) gegliedert. Der Cephalothorax besteht aus mehreren verschmolzenen Segmenten von Kopf und Thorax. Der Thorax hat vier oder fünf Segmenten, das Abdomen fünf.
Am Vorderkörper sind zwei Paar Antennen und die Mundwerkzeuge. Die ersten (größeren) Antennen der Männchen haben Gelenke, die es ihnen ermöglichen die Weibchen zu greifen und in eine günstige Paarungsposition zu bringen. Nahe der Kopf-Vorderkante sind 3 bis 6 Naupliusaugen, mit denen sich das Tier zum Licht ausrichten kann. Die fünf Paar Ruderbeine sind am Bruststück. Das letzte Beinpaar ist kleiner und beim Männchen für die Begattung notwendig.
Hinterkörper endet in einer borstigen Schwanzgabel, die der Stabilisierung beim Schwimmen dient. Die Schwanzborsten sind unterschiedlich lang. Daran lassen sie sich von den Schwebekrebsen (Eudiaptomus) gut unterscheiden.
Die Weibchen tragen nach der Begattung je einen Eiballen rechts und links am Hinterleib. Aus den Eiern schlüpfen Nauplien. Sie häuten sich sechsmal. Nach jeder Häutung hat das Tier mehr Segmente und mehr Ruderbeine. Nach der letzten Häutung ist das Tier geschlechtsreif. Die Lebensdauer liegt bei einem halben bis zu einem Jahr.
Der Dunkle Riesenhüpferling (Macrocyclops fusca) ist mit ca. 4 mm die grÖßte einheimische Art. Die Tiere leben räuberisch zum Beispiel von kleinen Krebsen und Rädertierchen.
Der weiße Riesenhüpferling Macrocyclops albidus ist eine weit verbreitete, häufige Art. Er wird etwa 2,5 mm lang. Der Körper ist farblos.
Der Gemeine Hüpferling (Cyclops strenuus) ist die häufigste und am weitesten verbreitete Art. Auch bei ihr leben die Adulten räuberisch. Sie sind etwa 2 mm lang, die Männchen sind im Durchschnitt etwas kleiner als die Weibchen. Die Entwicklung vom Schlupf zum erwachsenen Tier dauert etwa einen Monat.

Hüpferlinge haben weniger harte Panzer als Wasserfläche und einen höheren prozentualen Anteil an Eiweiß und Fett. Sie eignen sich sehr gut als Aufzuchtfutter für Jungfische.

Nesseltiere

Hydra viridis

Hydra im Aquarium

Hydra viridis

Hydra an der Aquarienscheibe

Die Hydra ist ein Nesseltier, das mit seinen Tentakeln Beutetiere fängt. In speziellen Nesselkapseln befinden sich kleine mit Gift gefüllte Harpunen. Sie schießen bei Berührung innerhalb von 3 Millisekunden heraus, verankern sich am Beutetier. Die Beute wird gelähmt und in die MundÖffnung gezogen.
Hydra viridissima ist weit verbreitet, kommt aber in der Natur nur in kühlen, stehenden Gewässern vor. Im Aquarium ist sie selten. Sie sind durch symbiotische einzellige Algen grün gefärbt. Die Nesseltiere sind etwa 1 bis 1,5 cm groß.
Häufiger findet man in Aquarien weiße oder gräuliche Hydra, die etwa 2 cm groß werden.
Als Nahrung dienen Mückenlarven, Wasserflöhe, Hüpferlinge und andere kleine Wasserorganismen.










Unbewegliche Objekte

Gelege von Pomacea diffusa

Apfelschnecken-Gelege

Gelege der Paradiesschnecke

Gelege einer Paradiesschnecke

An den Scheiben, auf Pflanzen oder unter der Abdeckung des Aquarium kann man verschiedenen unbewegliche Objekte finden, die zunächst ungewöhnlich aussehen. Außerhalb des Wassers an der Abdeckung, den Leuchten oder auch an Holz kleben manchmal die Gelege von Apfelschnecken aus der Gattung Pomacea. Bei Pomacea bridgesii, P. diffusa und P. scalaris sind sie weiß oder beige.
Bei P. canaliculata und P. insularum rot und bei P. glauca grün.
Die Gelege von Marisa cornuarietis, Lanistes und Asolene sind unter Wasser. Es handelt sich dabei um gallertige Klumpen, die man an Pflanzen, Holz oder selten auch an anderen Schnecken finden kann. In Aquarien mit Nixenschnecken (Neritidae) findet man ab und an kleine ovale, weißlich bis gelbliche Eikokons. Sie werden in Massen abgelegt. Da die schlüpfenden Larven sich im Süßwasser nicht entwickeln, bekommt man aber nie Schnecken-Nachwuchs.


Eikokons auf dem Gehäuse von Neritina pulligera Kokon von Neritina turrita

Neritina pulligera mit Eikokons auf dem Gehäuse und ein frischer Kokon von Neritina turrita unter dem Mikroskop.


Das braune, durchscheinende, ovale Gebilde unten ist ein Gelege vom Rollegel. Es ist etwa 8 mm lang und 4 mm breit. Jedes Gelege enthält ein Ei. Hier kann man bereits den kleinen Egel im inneren erkennen. Diese Eihüllen haften an festen Substraten. Man findet sie zum Beispiel an den Scheiben im Aquarium, unter BlumentÖpfen oder an Schneckengehäusen.

Kokon von einem Rollegel

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Literatur:

H. W. Ludwig (2003): Tiere und Pflanzen unserer Gewässer.- BLV Bestimmungsbuch

H. Steble, D. Krauter (2006): Das Leben im Wassertropfen.- Franckh-Kosmos Verlagsgesellschaft

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